Die Gasse feiert – Acht Jahre „Crimealley“

Was, schon wieder ein Jahr rum?

Bereits am 18.10.2023, also vor genau einer Woche, feierte die Crime Alley ihren nun schon achten Geburtstag. Da sich aber genau zu dieser Zeit meine Lebensgefährtin einer schwereren Operation unterziehen musste (die sie inzwischen gottseidank gut überstanden hat), erhebe ich mein Glas erst jetzt, um mit euch an dieser Stelle anzustoßen.

Wer in den letzten anderthalb Jahren regelmäßig einen Blick in die kriminelle Gasse reingeworfen hat, wird sich wohl vor allem eins gedacht haben: „Wie man sieht, sieht man nichts.“

Über einen längeren Zeitraum war an dieser Stelle leider keinerlei Aktivität meinerseits festzustellen, was neben beruflichen, vor allem gesundheitliche Gründe hatte. Und der Gedanke, dieses Gässchen einfach sich selbst zu überlassen, ließ sich in dieser schweren Phase nicht immer gänzlich verscheuchen. Im Gegensatz zu vielen anderen Blogs, die scheinbar mühelos seit ihrem Bestehen wie ein Uhrwerk laufen (Ich bin immer wieder beeindruckt, mit welcher Energie einige meiner Kollegen und Kolleginnen hier vorangehen), war die Crime Alley von Beginn eigentlich nur eins: Ein Ort, an dem ich meine Gedanken zu „Papier“ bringen wollte, um ein Buch und meine dazugehörige Rezeption besser in  Erinnerung behalten zu können.

Über die Jahre haben aber tatsächlich einige Gefallen an diesen meinen Gedanken gefunden und im Laufe der Zeit dafür gesorgt, dass aus einer reinen Pflichterfüllung (der monksche Zwang nach der Lektüre auch stets eine Besprechung zu schreiben) eine stetige größere Leidenschaft wurde. Gerade diese ist mir zuletzt aber immer mehr verloren gegangen, was jedoch weniger am Medium Buch oder an meiner Liebe zur Literatur, als vielmehr an den zuletzt unerträglichen alltäglichen Umständen gelegen hat.

Umso überraschter bin ich dann – ich schrieb es an dieser Stelle bereits schon mal – über das dennoch anhaltende Interesse der Stammleser und Follower dieses Blogs. Aufmunternde Nachrichten sind über die Monate immer wieder eingegangen und waren wesentlich dafür mitverantwortlich, dass die kleine Flamme in den Fenstern der kriminellen Gasse nie ganz ausgegangen ist – und jetzt auch wieder etwas heller brennt. Wenn vieles im Leben in die falsche Richtung läuft, man große Entscheidungen treffen muss und sie dennoch mitunter zweifelnd hinterfragt – dann tut es manchmal einfach gut, eine derart ernst gemeinte und vor allem anhaltende Bestätigung zu bekommen.

Die Crimealley ist am Ende natürlich nur ein kleiner Blog unter vielen. In einer Zeit, in der die Reichweite von Blogs gefühlt mehr und mehr schwindet. Und vor allem in einer Zeit, wo es auch das Buch zunehmend schwerer hat, den Weg vom Verlag in die Hände eines Lesers zu finden. Dennoch gefällt mir der Gedanke, dass diese kleine, dunkle Gasse irgendwo einen Platz zwischen all den anderen gefunden hat. Ich freue mich über die vielen interessanten und liebevollen Menschen, mit denen ich dank ihr in all den Jahren in Kontakt treten konnte. Über die Bücher, die ich entdecken und für mich, aber vor allem auch für euch, besprechen durfte.

Wenngleich dieser Blog wohl nie die Kontinuität (und den Output) mitbringen wird, welche sich manch einer vielleicht erhofft (und die ich auch so gerne aufrechterhalten würde), so macht hoffentlich auch dieser Geburtstag deutlich: die Crimealley ist gekommen, um zu bleiben. Weil mir das Schreiben immer noch Spaß macht. Weil es noch so viel spannende und herausragende Literatur zu entdecken gilt. Und weil mir dieser virtuelle Ort längst untrennbar ans Herz gewachsen ist.

Mein Dank geht einmal mehr an die Bloggerkollegen und Bloggerkolleginnen, an die Follower, Besucher und Freunde – an all diejenigen, welche letztlich mit ihrer Treue und Unterstützung dafür verantwortlich waren und sind, dass zu jeder Zeit irgendjemand durch die Gasse schlendert und der Staub sich nie wirklich lange setzen kann. Danke schön, dass ihr meine Faszination immer wieder aufs Neue befeuert.

Bleibt alle gesund, neugierig und „kriminell“.

Ich genehmige mir heute einen „wee dram“ auf euer Wohl. Slàinte Mhath!

Euer Stefan

 

 

Die Gasse feiert – Sechs Jahre „Crimealley“ und 40jähriges Jubiläum vom Pendragon Verlag

Mit dem Alter neigt man zwar bekanntlich mehr und mehr zu Vergesslichkeit, doch im Gegensatz zum letzten Jahr habe ich dieses Mal den 6. „Geburtstag“ der Crimealley nicht verschwitzt. Allerdings hielt ich mich zu diesem Zeitpunkt, am 18.10. genauer gesagt, nach langer Zeit wieder in meiner Heimat Bielefeld auf, um Verwandte und alte Freunde zu besuchen – und mit einem von ihnen auch ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern.

Am 21.10.2021 wurde der Bielefelder Pendragon Verlag 40 Jahre alt. Und wenn ich hier doch grundsätzlich eigentlich nicht ein größeres Augenmerk auf die Verlagshäuser werfe (und auch werfen will), so verbindet mich doch in diesem Falle eine etwas innigere Beziehung zu dem kleinen ostwestfälischen Drachen. Zum einem ist das natürlich der lokale Bezug – ich wurde nur wenige Meter vom Sitz von Pendragon geboren – und zum anderen eine persönliche Sympathie zu Günther Butkus, mit dem mich seit Jahren doch relativ regelmäßig über alle Themen rund ums Buch austausche. Begonnen hat dies Mitte der 2000er, als sowohl Pendragon als auch Heyne Hardcore mit der Wiederentdeckung James Lee Burkes kokettierten – einem Autor, für dessen Neuauflage auch ich mich damals in der Krimi-Couch mit Vehemenz einsetzte. Günther und ich kamen über diesen Thema schließlich in Kontakt, diskutierten über mögliche Titel zur Veröffentlichung und die Gestaltungen der Cover. Der Rest ist inzwischen bekannt. Für das Jahr 2023 plant Pendragon, die komplette Robicheaux-Reihe veröffentlicht zu haben.

So gering meine Beteiligung daran letztlich gewesen ist – sie weckte doch mein Interesse an diesem Verlag, der sich, fast gänzlich geleitet von einer Person, seinen festen Platz im Herzen vieler Krimi-Leser erobert hat und uns seit Jahrzehnten wie ein Schweizer Uhrwerk stets aufs Neue mit tollen Neuentdeckungen (u.a. Mechtild Borrmann, Wallace Stroby, Kerstin Ehmer) überrascht. Als Blogger ist so eine Sympathie natürlich immer ein schmaler Grad, geht es doch darum, einen Buchtitel zu besprechen und nicht blind die Werbetrommel für einen Verlag zu rühren – so sehr einen dieser auch ans Herz gewachsen ist. Aber auch hier macht es mir Pendragon in der Regel sehr leicht: Größere Griffe ins Klo sind bis dato ausgeblieben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, konnte ich zumeist eine positive Resonanz folgen lassen, was halt wiederum Günthers feinem Näschen geschuldet ist. Und wer schon etwas länger Gast in der kriminellen Gasse ist, dem wird aufgefallen sein, dass Verrisse meinerseits hier eh eher eine Seltenheit sind.

So hoffe ich also, dass meine Glückwünsche an Günther Butkus und den Pendragon Verlag als das verstanden werden, was sie sind – eine aufrichtige Bewunderung für die Lebensleistung eines Mannes, der nebenbei bemerkt noch ein ganz feiner Kerl ist und als das Danke Schön eines großen Krimi-Freunds, der sich stets aufs Neue auf das freut, was da aus dieser Stadt, die es angeblich nicht gibt, als nächstes literarisch auf uns zukommt. So bleibt mir also nur zu sagen: Auf die nächsten 40, lieber Günther!

Und dann bedanke ich mich natürlich wieder recht herzlich bei all denjenigen, welche die Crimealley mit Leben füllen. Ohne eure Kommentare und Rückmeldungen, aber auch ohne eure Besuch per se, würde ich einfach nur in den Äther schreiben. Es ist gerade dieser Austausch mit euch und auch das Kennenlernen neuer Literaturverrückter, welche für mich den größten Gewinn beim Bloggen darstellen. Auch nach sechs Jahren habe ich weiterhin viel Spaß an der kriminellen Gasse, wenngleich die letzten zwei davon – wohl nicht nur für mich – durchaus ihre Spuren hinterlassen haben. Ich hoffe, dass wir diese pandemischen Zustände irgendwann nur noch im Rückspiegel sehen werden und ein etwas zwangloseres Treffen dann auch wieder möglich ist. Vielleicht dann sogar auf der Buchmesse in Frankfurt, die ich dieses Mal bewusst ausgelassen habe.

In dem Sinne – vielen lieben Dank für eure anhaltende Unterstützung. Ich hoffe, euren Ansprüchen und eurer Treue auch in Zukunft gerecht zu werden.

Bleibt alle gesund und „kriminell“

Auf euer Wohl, Sláinte Mhath!

Euer Stefan

P.S. Für alle diejenigen unter euch, die seit langem mal wieder auf einen Beitrag vom lieben Jochen warten. Bald ist es wieder soweit. ;-)

 

Die kriminelle Gasse schließt …

… allerdings nur für die kommenden paar Wochen, denn allein Job und Pandemie haben in den vergangenen anderthalb Jahren ordentlich Körner meinerseits gekostet, so dass ich zumindest einen Teil dieses Sommers jetzt mal (wenn möglich) weitestgehend unbeschwert  und ohne selbst auferlegten Druck genießen will. Ein weiterer Grund für die kreative Pause sind aber auch die derzeit äußerst übersichtlichen Zugriffszahlen. Es scheint fast so, dass auch meine treuen Besucher die jetzige Zeit alle ihrerseits nutzen, um in den Urlaub zu fahren oder wenigstens raus aus den vier Wänden zu kommen.

Ich werde im Hintergrund dennoch weiterhin etwas am Blog basteln, diverse Bibliographien vorbereiten und in aller Ruhe für die vielen gelesenen Titel entsprechende Rezensionen formulieren (bis ich einigermaßen damit Leben kann), um dann spätestens Ende der KW 33 wieder den Versuch zu starten, euch mit möglichst viel Material zu entdeckungswürdiger Literatur den Mund wässrig zu machen.

Bis dahin wünsche ich allen einen schönen (weniger dermaßen stark verregneten) Sommer, erholsame Tage und Wochen, stets eine gute Lektüre zur Hand und vor allem durchgehend Gesundheit. Ich hoffe dann sehr, euch im August alle wieder hier in der Crime Alley begrüßen zu dürfen.

Danke für eure Treue und eure Unterstützung, die mir viel bedeuten und letztlich auch einen Großteil der Freude an diesem Blog mit ausmachen.

Euer Stefan

Jedes Ende ist auch ein Anfang – euch alles Gute für 2021

„Wie könnte die Welt so wie vorher werden wenn so viel Schlimmes passiert ist?“

Ich muss gestehen, es sind diese Worte Samweis Gamdschies in der Verfilmung von „Der Herr der Ringe“, die mich jedes Mal nachdenklich stimmen, wenngleich ich auch nie erwartet hätte, sie auf unser eigenes Hier und Jetzt beziehen zu können. Eigentlich ein Sakrileg, waren doch J.R.R. Tolkien Allegorien grundsätzlich verhasst und er suchte sie zu vermeiden, wo er nur konnte. Dennoch passen Sie auf dieses vergangene Jahr 2020, das für meine Generation sicherlich das bis dato schwierigste war und – das dürfte den meisten klar sein – in seinen Auswirkungen noch weit in 2021 und danach hineinreichen wird.

2020 – es war ein Augenöffner, im guten wie im schlechten Sinne. Und es scheint auch sowohl das Gute als auch das Schlechte in uns Menschen noch potenziert zu haben. Selten haben sich die Kontraste so deutlich durch unsere Gesellschaft gezogen, wurden aus gegensätzlichen Meinungen derart unüberwindbare Gräben. Erstmals kristallisierte sich glasklar heraus, wer sich als Teil einer Gemeinschaft sieht und wer nur die eigenen Egoismen zu bedienen versucht. Und, weit schlimmer, erstmals hatte diese alles ablehnende Haltung lebensgefährliche Folgen für uns alle.

Um ehrlich zu sein, ich mache mir wenig Hoffnungen, dass wir gerade diejenigen, welche ihre Ich-AG weiterhin fahren, noch irgendwie erreichen oder überzeugen können. Ich bin sogar der Meinung, dass wir uns diese Mühe sparen sollten und stattdessen unter den Vernünftigen ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, zusammen anpacken, aus Fehlern der Vergangenheit lernen. Denn auch dies hat sich für mich 2020 deutlich gezeigt: Ich weiß, auf wen ich nun zählen, wem ich vertrauen kann – wer dieselben Werte hochhält wie ich. Eine gewinnbringende Erkenntnis für das zukünftige persönliche Umfeld.

Es ändert aber nichts daran, dass auch an mir 2020 nicht spurlos vorbeigegangen ist. Fakt ist: Als Mensch, der schon immer gerne für sich war und eher die leere Weite sucht, als den Trubel der Menschenmassen, waren die Maßnahmen und Beschränkungen durchaus erträglich. Der Verzicht von Kontakten, das fehlende Herumreisen, es war nicht das große Problem. Gerne hätten wir dieses Jahr auch England bereist oder uns an der Mosel einen Wein gegönnt – wir haben es uns aber verkniffen, wohlwissend zwei (mit mir selbst drei) Risikopatienten zuhause zu haben, mit denen man leider nicht auf Distanz gehen kann. Stattdessen hat man sich im Garten ausgetobt, endlich mal die vielen TV-Serien geschaut, die Liebe zur Musik wiederentdeckt – und gelesen?

Komischerweise war es gerade mein liebstes Hobby, das mit am meisten unter dieser Pandemie gelitten hat, denn die seelische Ruhe, diese entspannte Atmosphäre für die Lektüre – sie wollte sich bei mir besonders im ersten Halbjahr partout nicht einstellen. Zu groß die Sorgen um die Gesundheit der Familie, den eigenen Job – ja, und um das große Ganze, das vor unseren Augen immer mehr auseinanderfiel. Obwohl gerade ein Buch perfekt dazu geeignet ist, den Schrecknissen der Realität zu fliehen – mir gelang dies lange Zeit so gar nicht, was sich mehr als ohnehin schon in der mangelnden Aktivität auf diesem Blog widergespiegelt hat. Und ich bin auch ehrlich, ich möchte nicht ausschließen, dass mit dem Beginn der Arbeit – und damit mit dem wieder täglichen Kontakt mit Leuten, die diese ganze Pandemie noch immer als lächerlich abtun und mich und die meinen entsprechend in Gefahr bringen – werden sich auch wieder die Sorgen anhäufen. Ich hoffe jedoch, dass ich diesmal in der Lage bin, all dies besser an mir abprallen zu lassen.

Und vielleicht sollte man trotz allem nicht nur negativ auf die Zukunft schauen. Wie bereits erwähnt, hat sich der Kontakt (wenn auch nicht persönlich) zu vielen Menschen in 2020 intensiviert, unter den sich auch viele Bloggerkollegen und Bloggerkolleginnen befinden, deren virtuelle „Brieffreundschaft“ ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe. Es wäre schön, wenn man den ein oder anderen vielleicht im kommenden Jahr mal persönlich treffen könnte, wie ich mich überhaupt darauf freue, alte Freunde wie z.B. meinen Partner in Crime Jochen wieder zu sehen.

Bis dahin freue ich mich weiterhin auf den Austausch mit euch in der kriminellen Gasse, bedanke mich nochmal für eure Treue und allen neuen Followern für das Vertrauen. Ich werde mein Bestes geben, dass es dieses Jahr nicht wieder ganz so ruckelt und ich euch mit dem ein oder anderen unter dem Radar geflogenen Literaturtipp versorgen kann. Und so blicke ich doch mit einem, wenn auch etwas bemühten positiven Blick in die Zukunft, denn wie stellt auch Samweis schließlich überzeugt fest:

„Aber letzten Endes geht auch er vorüber, dieser Schatten, selbst die Dunkelheit muss weichen. Ein neuer Tag wird kommen und wenn die Sonne scheint, wird sie umso heller scheinen!“

In diesem Sinne lasst uns diesen Jahresanfang wirklich mal zu einem Neuanfang machen. Ich wünsche all meinen Freunden und Lesern hier alles, alles Gute für das kommende Jahr 2021. Kommt gut reingerutscht, bleibt alle gesund und was am wichtigsten ist – lasst euch den Spaß am schönsten Hobby der Welt nicht nehmen!

Kriminelle Grüße aus der Gasse
Euer Stefan

Die Gasse feiert – Fünf Jahre „Crimealley“

As time goes by …

Am 18.10.2020 feierte die Crime Alley ihren 5. „Geburtstag“ – und ich habe es tatsächlich selbst komplett verschwitzt, was weniger mangelndem Interesse, als diesen allgemein besonderen Zeiten anzulasten ist. Und ich gestehe: Auch wenn es einen „Normalzustand“ so wohl nie gab – ich hätte ihn trotzdem gerne wieder.

Umso bemerkenswerter ist das anhaltende Interesse der Stammleser und Follower der kriminellen Gasse. Obwohl es aufgrund fehlender Zeit und Muße meinerseits hier – wie inzwischen gewohnt – lange äußerst ruhig zuging, bleiben die Zugriffe auf die Seite stabil. Zwar auf einem niedrigen Niveau, das wohl viele Profi-Blogger belächeln werden, aber eben doch merklich. Und kann es eine schönere Bestätigung geben?

Irgendwie hat sich dieses kleine, dunkle Gässchen über die vergangenen fünf Jahre seinen Platz zwischen all den großen Blogs erobert – und mich dadurch nebenbei mit ganz vielen interessanten und lieben Menschen in Kontakt gebracht. Dementsprechend positiv fällt dann auch mein rückblickendes Fazit aus. All die viele Zeit, die ich in die Crimealley gesteckt habe – sie war es nicht nur wert, nein, sie hat mir auch stets viel Freude gemacht – und macht es noch. Und so freue ich mich auf das was noch kommt (in vielerlei Hinsicht kann es hoffentlich nur besser werden) und hoffe, dass ihr mir weiterhin die Treue haltet.

Mein Dank geht an alle Bloggerkollegen und Bloggerkolleginnen, an die Follower, Besucher und Freunde – an all diejenigen, welche dazu beitragen, dass die Crime Alley nun seit dem Oktober 2015 lebt und meine Faszination für dieses Literaturgenre immer wieder aufs Neue befeuern.

Bleibt alle gesund und „kriminell“,

Auf euer Wohl, Sláinte!

Euer Stefan

Die Gasse feiert – Vier Jahre „Crimealley“

Ein paar Minuten vor dem Ende des Tages – den ich zu großen Teilen auf der Frankfurter Buchmesse genießen durfte – fällt mir dann tatsächlich doch noch ein, dass die Crime Alley heute ihren 4. „Geburtstag“ feiert.

Ich möchte diesen Anlass wie jedes Jahr nutzen, um mich bei allen Bloggerkollegen und Bloggerkolleginnen sowie bei den Followern, Besuchern und Freunden für euer anhaltendes Interesse zu bedanken! Wenn man sieht, dass doch einige (äußerst gute) Blogs inzwischen nicht mehr unter uns weilen, ist dies alles andere als eine Selbstverständlichkeit, zumal gerade Novitäten-Liebhaber bei mir ja eher selten auf ihre Kosten kommen und sich hier wochenlang manchmal (mangels freier Zeit meinerseits) gar nichts tut.

Fakt ist aber: Mein Spaß an der kriminellen Gasse ist weiterhin ungebrochen – und damit die wohl wichtigste Voraussetzung für mindestens weitere 365 spannende Tage, an denen ihr hoffentlich weiterhin Anteil nehmen werdet.

Da ich meine Weißbiere bereits in Frankfurt gekippt habe, muss es jetzt kurz vor knapp auch für ein Glas Wasser reichen, das ich hiermit zum Gruße hebe. Nochmals Danke!

Sláinte.

Euer Stefan

Ich bin dann mal weg …

Edinburgh isn’t so much a city, more a way of life… I doubt I’ll ever tire of exploring Edinburgh, on foot or in print.” – Ian Rankin

Richtig, Mr. Rankin. Und genau weil das so ist, werden auch wir uns in Kürze wieder auf den Luftweg zur schottischen Ostküste machen, um ein paar Tage mit Freunden durch die Closes zu schlendern und Zeit in den Pubs von Edinburgh zu verbringen. Wie sehr mir diese Stadt mittlerweile ans Herz gewachsen ist, weiß jeder, der diesem Blog öfter einen Besuch abstattet. Und so werde ich natürlich auch dieses Mal versuchen, jede einzelne Sekunde auszukosten und viele Eindrücke mitzunehmen.

Während ich auf dem Arthurs Seat herumkraxle, die heiligen Hallen von Rosslyn Chapel erkunde und mir zwei, drei Pints Deuchars in der Oxford Bar hinter die Binde kippe, wird sich naturgemäß in der kriminellen Gasse ein paar Tage lang nichts tun. So kehrt – nach einer weiteren Rezension morgen – hier tatsächlich mal eine geplante (!) Ruhe ein. :-)

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende und freue mich darauf, euch Ende nächster Woche wiederzusehen.

Liebe Grüße

Euer Stefan

P.S. – Meinen Reisebericht aus dem letzten Jahr hoffe ich noch fortführen zu können. Da ist einfach zu viel Tolles noch unerzählt geblieben.

Mein Edinburgh – Ein Reisebericht – Teil 4 – Entering Old Town

Das Ziel in Sicht

Als wir gegen halb zwei die mit Doppeldeckerbussen überfüllte Princes Street überquerten – natürlich bei roter Ampel, wir wollten schließlich nicht auffallen – empfing uns ein Dudelsackspieler mit der inoffiziellen Nationalhymne The Flower of Scotland. „Oh, Jonny you’re home now„, kamen mir die Zeilen aus dem Runrig-Lied The Cutter in den Sinn und ich dankte dem lieben Gott, der sich wahrlich mehr als Mühe gab, diesen Tag zu einem ganz speziellen zu machen, zumal die wenigen weißen Wolken am strahlend blauen Himmel das schottische All-Inclusive-Paket schließlich gänzlich abrundeten. Anstatt direkt über The Mound gen Old Town weiterzuziehen, genossen wir den Moment und dankten dem talentierten Sackbläser mit einer kleinen Spende. Einen Musikwunsch äußerte ich nicht, aber ich sollte es bei anderer Gelegenheit nachholen. Wir näherten uns stattdessen etwas dem beeindruckenden Walter Scott Monument und während die Digitalkamera ihr Werk tat, nahm ich mir vor mich nach der Rückkehr nach Deutschland dem Begründer des historischen Romans wieder etwas näher zu widmen (Von Ivanhoe und Die Jungfrau vom See abgesehen, habe ich bis dato keine weiteren Werke von Scott gelesen). Warum viele diesen Isengard-ähnlichen Turm für so hässlich halten, erschließt sich mir übrigens nicht. Wenn ein Bauwerk nach Edinburgh passt, dann wohl dieses.

Ein paar Schnappschüsse später ging es dann doch weiter an der Royal Scottish Academy und der Scottish National Gallery vorbei, wobei sich nicht nur der Blick auf die ausladenden West Princes Street Gardens öffnete, sondern auch die gewaltigen Mauern von Edinburgh Castle in Sicht kamen. Majestätisch thronte sie auf dem Felsen und es bedurfte tatsächlich wenig Fantasie die Geschichte zu glauben, dass es diese Festung war, welche Joanne K. Rowling für ihre Zaubererschule Hogwarts inspirierte. Ihren letzten Harry Potter soll sie übrigens im altehrwürdigen Hotel Balmoral beendet haben, das nun linkerhand noch besser zu sehen war. Ich feuerte Digitalschussgarben im 360° Winkel und versuchte dabei (erfolgreich) die innere Aufregung zu kaschieren, hatte mich doch der Anblick der Burg an mein abendliches Vorhaben erinnert. Ein Griff mit feuchtnassen Fingern in die Jackentasche – das lag nur an der Hitze – bestätigte mir, dass der Ring sich noch an Ort und Stelle befand.

Yoda und Jedi-unwürdige Emotionen

Mitgerissen vom Strom der ostasiatischen Kamera-Terro … äh Touristen arbeiteten wir uns hügelaufwärts der Old Town entgegen. Da die pralle Sonne inzwischen die nächste Klamotten-Schicht unseres Zwiebellooks einforderte, kam uns der von der Assembly Hall geworfene Schatten mehr als recht. Das Gebäude ist nicht nur der Versammlungsort der Church of Scotland, es wird auch jährlich im Rahmen des Edinburgh Festival Fringe für Veranstaltungen genutzt. Wir haben nur von außen einen Blick darauf geworfen, auch das Museum on the Mound in der St. Giles Street ausgelassen und uns als wahre Kunstkenner stattdessen lieber das Innere einer klassischen roten Telefonzelle näher betrachtet. Allerdings nur für wenige Sekunden, da der ätzende Uringestank dem körpereigenen Immunsystem eindeutig wenig zuträglich war. Als Profi habe ich mir das natürlich auf dem Foto nicht anmerken lassen.

Benebelt von der Hinterlassenschaft der inkontinenten einheimischen Bevölkerung übersahen wir dann auch glatt Deacon Brodies Tavern. Ein Pub, dessen Hintergrundgeschichte nicht nur das Werk von Robert Louis Stevenson maßgeblich beeinflusst, sondern seine Resonanz auch in den Werken von Ian Rankin gefunden hat. Wir sollten allerdings noch einmal hier vorbeigekommen und so werde ich dann dazu passend nochmal Näheres zu Deacon Brodies Leben zum Besten geben. Uns stößt der Reisebericht nun direkt in das Getümmel von Lawnmarket und High Street – dem Standort der prächtigen St. Giles‘ Cathedral, welche erstmals im Jahre 854 urkundlich erwähnt und im gegenwärtig existierenden Gebäude mutmaßlich seit dem Jahr 1120 gebaut wurde (Danke Wikipedia).

Nun habe ich in der Vergangenheit schon vor mehreren alten Gotteshäusern gestanden, viele Jahre von Notre Dame in Paris geschwärmt und war dennoch nicht vorbereitet auf das, was mich innerhalb der Mauern erwarten sollte. Und hinein, das hatten wir übereinstimmend vorab entschieden, wollten wir unbedingt, was mir nicht nur eine Spende, sondern einen zusätzlichen Obolus für das Recht zum Fotografieren wert war. Nur dass ich erstmal die Kamera nicht anheben konnte, da sich Merkwürdiges ereignete. An dieser Stelle muss ich dazu sagen: Ich würde mich zwar als gläubigen Menschen bezeichnen, jedoch nicht als überaus religiös. Der Glaube in und an Gott und das Werk der Kirche – das war für mich in der Vergangenheit nicht immer vollends in Übereinstimmung zu bringen, die Mauern der Gotteshäuser vor allem aus dem historischen und dem architektonischen Gesichtspunkt für mich von Interesse. Nicht so jedoch die St. Giles Cathedral. Im Gegensatz zu vielen anderen großen Kathedralen ist sie von Innen vergleichsweise schlicht und verzichtet auf die Zuschaustellung von ausuferndem Prunk, sieht man von den vielen alten Flaggen und den wunderschönen Buntglasfernstern mal ab, die das ruhige Mauergewölbe an diesem Tag in ein seltsames Licht tauchten.

Ich hatte vorab ein wenig über John Knox, den Reformator (quasi ein Martin Luther Schottlands) und sein Wirken in dieser Kathedrale gelesen. Und auch wenn ich als Protestant dadurch schon eine gewisse Beziehung zur Geschichte von St. Giles hatte – es erklärt letztlich nicht, warum mir die kirchenübliche Stille hier auf derart tiefgehende Art und Weise ans Herz ging. Es wäre sicherlich ein Leichtes, dies als Rührseligkeit abzutun und doch war es – mehr. Vielleicht ein Gefühl des Dazugehörens, vielleicht das Erkennen, irgendwie hier am richtigen Ort zu sein. Es fällt schwer, das Erlebte rückblickend so in Worte zu fassen, dass es nicht einfach nur kitschig tönt – denn wenn ich diese Zeilen lese, tut es das dann in der Tat. Es bleibt jedoch die Tatsache bestehen, dass dieser Moment ein mehr als besonderer und bis dahin auch einzigartiger war. Ein Moment, der mich zu Tränen rührte und mich für kurze Zeit eine ruhige Ecke innerhalb der Kathedrale aufsuchen ließ.

Fotos schoss ich dann letztlich doch. Und zwar einige, gab es doch nicht nur Unmengen toller Motive, sondern wollte ich diesen besonderen Ort auch möglichst in Gänze auf Zelluloid bannen – ein kleines Stück von St. Giles Cathedral mit nach Hause nehmen. Das Erlebte behielt ich bisher größtenteils für mich, registriere aber amüsiert, dass auch Christina bis heute den Aufkleber (für die Foto-Erlaubnis) der Kathedrale auf ihrem Smartphone hat. Als wir wieder draußen waren, sprachen wir beide wenig und genossen stattdessen einmal mehr einfach kurz die Zeit für uns, die Zeit in Edinburgh. Diese Stadt, mit einer ganz besonderen Atmosphäre, in der selbst ein schwebender Yoda als Attraktion am Straßenrand (siehe Foto) nicht Out-of-Place wirkt. Der hätte wahrscheinlich über meinen vorherigen Gefühlsausbruch die faltige Nase gerümpft, aber, hey, was solls. Ich war eh schon eher der Dunkle-Seite-Typ.

Was an diesem Tag von Vorteil war, denn unsere nächsten Schritte sollten uns in die düsteren Gänge unterhalb der Stadt führen. Doch dazu (hoffentlich relativ zeitnah) mehr in Teil 5 meines Reiseberichts …

Der NOIR-Fragebogen – Interviewt von Martin Compart

„Gelbe Krimis“, die „Schwarze Serie“ und „Dumont Noir“. Martin Compart hat wohl die tiefstmöglichen Abdrücke im Krimi-Bereich der deutschen Buchlandschaft hinterlassen und auch meinen Horizont um mindestens ein Dutzend großartiger Autoren und Autorinnen erweitert. Daher ich möchte ich euch auch an dieser Stelle nicht vorenthalten, dass er mich vergangene Woche ins Noir-Gebet genommen hat. Wer wissen möchte, was ich unter der Verhörlampe zu Protokoll gegeben habe, der klicke jetzt bitte auf folgenden Link:

https://martincompart.wordpress.com/2018/10/25/der-noir-fragebogen-mit-stefan-heidsiek/

Was sich übrigens unabhängig von diesem Interview immer lohnt, denn Martins fundierter Blog ist eine schier unerschöpfliche, unglaublich informative Fundgrube für alle Krimi-Schatzsucher, in der er stets Interessantes rund um das Genre der Spannungsliteratur zutage fördert:

Lieber Martin, auch hier nochmal mein Dank, dass ich mitmachen durfte. Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen!

Mein Edinburgh – Ein Reisebericht – Teil 3 – Geburtstagsfrühstück

Wo ist Sherlock Holmes?

Freitag, der 5.10.2018, Edinburgh, mein 35. Geburtstag. Allein diese Konstellation war für mich schon das denkbar schönste Geschenk und dementsprechend überschwänglich meine Laune, als wir relativ zeitig aus den Federn krochen und sich – als Kirsche auf der Sahne – auch das Wetter außerhalb des Fensters von seiner besten Seite zeigte. Kaum Wolken am Himmel, strahlender Sonnenschein. Nicht unbedingt das, was man von einem Oktober im rauen Norden Großbritanniens erwarten würde, aber in Punkto Glück sollte es das tatsächlich nicht gewesen sein, denn ich startete zudem mit einem ganz besonderen Vorhaben in den Tag: Nach nun knapp elf Jahren wollte ich Christina endlich einen Heiratsantrag machen – und das am besten am Abend auf der höchsten Mauer von Edinburgh Castle. Ja, ich gebe zu, unendlich kitschig und einfallslos, aber bei dieser Frage wollte ich dem Himmel möglichst nahe sein. Göttlichen Beistand konnte ich in diesem Moment sicher gut gebrauchen.

So stand das Ziel für den Tag genauso fest wie der Startpunkt, denn frühstücken wollten wir nicht im Hotel, sondern natürlich im The Conan Doyle. Also ging es raus aus dem Zimmer und dem Gängelabyrinth, vor die Stufen des Hotels, wo uns im hellen Sonnenschein die Windsor Street erwartete, in der sich übrigens neben dem Hotel Cairn unter anderem auch das ukrainische Konsulat befindet (Eine kleine Information aus der Kategorie „Unnützes Wissen“). Es stellte sich heraus, dass wir uns in Punkto Bekleidung richtig entschieden hatten, als wir die ganz dicke Garderobe zu Hause ließen. Trotz der morgendlichen Kühle hatte die Sonne ordentlich Kraft, was ich von mir mangels ausreichender Nahrungsaufnahme in den letzten Stunden nicht behaupten konnte. Zackigen Schrittes ging es also den Weg zurück, den wir bereits in der Nacht zuvor gegangen waren – nicht ohne immer wieder den Blick von links nach rechts zu werfen. Selbst hier in der New Town verblüffte uns Edinburgh mit seinen beeindrucken Häuserfassaden.

Zu unserer Enttäuschung erwartete uns allerdings am Picardy Place eine riesengroße Baustelle, der augenscheinlich auch die Statue von Sherlock Holmes vorübergehend hatte weichen müssen. An ihrer Stelle gähnte stattdessen eine metergroße Kiesgrube und das überqueren der Straße erwies sich als erster richtiger Kontakt mit dem schottischen Verkehr. Schnell stellte sich heraus, dass rotes Ampel-Licht von der hiesigen Bevölkerung lediglich als Hinweis und weniger als wirkliche Aufforderung zum Stehenbleiben wahrgenommen wird. Was übrigens die Autofahrer wenig zu stören schien, die mit Seelenruhe darauf warteten, dass die Menschenmasse vorüberzog. Vorbildliche Eltern, die wir sind, blieben wir natürlich trotzdem stehen, um ein gutes Beispiel abzugeben. Wir sollten in den nächsten zwei Tagen diese eiserne Einstellung zunehmend lockern, denn a) lässt in Edinburgh das grüne Licht ewig auf sich warten, hält b) gerade mal für fünf Sekunden  und c) gaben wir uns damit allzu deutlich als Touristen zu erkennen (Am letzten Tag erwischte ich mich selbst dabei, wie ich mich über die wartenden Trottel lustig machte).

Wenige Minuten nach unserer mutigen Straßenüberquerung (ich guckte übrigens alle drei Tage durchgehend immer erst in die falsche Richtung), erreichten wir das The Conan Doyle, einen typischen, traditionell-britischen Pub, der zur „Nicholson’s Pub“-Kette gehört und natürlich nach dem Autor von Sherlock Holmes benannt worden ist, dessen Geburtshaus in etwa genau dort stand, wo man jetzt die Statue entfernt hatte. Bereits von außen kündete das Etablissement von der Geschichtsträchtigkeit des Ortes , gab Auskunft über die Herkunft des Namens „Picardy Place“, die Biographie Doyles und dessen Wirken. Und, nicht ganz überraschend, über Menü und Öffnungszeiten. Durch letztere erfuhren wir, dass wir knappe zwei Stunden zu früh eingetrudelt waren. Da wir diese nicht vertrödeln wollten, suchten wir bei Google Maps nach einer Alternative. Und fanden dies im nicht weit entfernten Café Papii. Wir machten noch ein paar Fotos vom Conan Doyle (die ersten von später insgesamt knapp 1.600), versprachen uns nochmal später vorbeizukommen und folgten dem York Place westwärts.

Weiter westwärts

Nur um bereits nach wenigen Metern stehen zu bleiben. Der Blick nördlich, die Broughton Street herunter, ließ nicht nur die Größe der Stadt erahnen, sondern auch das schimmernde Wasser des Firth of Forth in der Ferne erkennen. Die Weitsicht, sie war an diesem frühen Morgen schon traumhaft. Vom so berüchtigten (und von mir irgendwie auch erwarteten) Nebel keine Spur. Es war bereits hier, wo sich ein eigenartiges Gefühl meiner bemächtigte. Dieses übliche Fremdsein in einer unbekannten Stadt – es war schon einer nicht erklärbaren Vertrautheit gewichen. Ich fühlte mich wohl … ich fühlte mich wie zuhause. Selbst wenn ich jetzt zurückblicke, gehört dies für mich immer noch zu den mächtigsten Eindrücken unseres Städtetrips. Diese Stadt lud nicht nur ein, sie nahm uns auf, schien zu sagen: Schön, dass ihr endlich da seid.

Direkt neben der Kreuzung zur Broughton Street bestaunten (Ich entschuldige mich vorab dafür, dieses Verb auch künftig in dieser Reiseberichtsreise inflationär zu gebrauchen) wir die imposante St. Paul’s and St. George’s Church. Erbaut zwischen 1816 und 1818, wurde sie in den 1890ern nochmals baulich erweitert. Sie gehört bis heute der Scottish Episcopal Church. Unser knurrender Magen hielt uns jedoch von einer näheren Besichtigung ab. Stattdessen ging es weiter den York Place entlang, der bald daraufhin in die Queen Street übergeht. Genau an dieser Stelle thront die mächtige Scottish National Portrait Gallery. Einst dank der Spenden von John Ritchie Findlay, dem damaligen Besitzer der Zeitung The Scotsman, erbaut, lässt sich hier eine beeindruckende Portrait-Sammlung schottischer Persönlichkeiten bewundern. Übrigens nicht zwangsläufig immer von Schotten gezeichnet. Schon die Eingangshalle soll beeindruckend sein. Wir haben sie persönlich nicht gesehen, uns einen Besuch für das nächste Mal allerdings schon vorgemerkt (ein Merkzettel, der inzwischen bestimmt für sieben oder acht Besuche reicht).

Breakfast at Papii’s

Irgendwann verließen wir die Queen Street schließlich Richtung Süden und bogen in die Hanover Street ein, auf deren linken Seite sich gleich mehre Pubs, Clubs und Cafés drängten. Unter ihnen auch das von uns auserkorene Papii, das bereits von außen Gemütlichkeit ausstrahlte (leider kein Foto gemacht) und diese auch innen bot. Wenngleich etwas alternativ angehaucht, war die Atmosphäre genau das Richtige für ein ruhiges Frühstück – und unsere erste Bewährungsprobe in Sachen „eine Bestellung aufgeben in Schottland“. Ich hatte mich bereits vorab etwas über die Gepflogenheiten informiert (bestellt wird, von Restaurants abgesehen, immer am Tresen) und mir auch ein paar Scheine schottisches Pfund geholt, mit denen ich unsere Bestellung bezahlte. So weit, so gut. Wir ließen uns in einem Sofa mit gemütlichen Kissen nieder, genossen den Capuccino, die delikaten Paninis (meins mit Bacon) und die tolle Musik im Hintergrund. So entspannt hatten wir beide seit Monaten nicht mehr gefrühstückt. Urlaubsgefühl: Check.

Statt gleich wieder hinaus zu hechten, zögerten wir den Moment noch etwas heraus, bestellten eine weitere Runde Cappucino bzw. Hot Chocolate sowie für mich noch ne Portion Screwed Egg. Das lockere Brötchen dazu war ein Gedicht, leider habe ich den Namen vergessen. Bei der Bezahlung griffen wir diesmal nach dem Kleingeld, nur um dann verzweifelt nach einer Nummer auf diesen vermaledeiten Pence-Münzen zu suchen. Die freundliche Bedienung half uns freundlich in unserer Konfusion und ich nahm mir vor, mich näher damit zu beschäftigen, um einen weiteren peinlichen Moment zu vermeiden. Es sollte sich herausstellen, dass es lediglich unsere eigene deutsche Einstellung war, die uns dies als peinlich empfinden ließ. Die Schotten erwiesen sich überall als total cool und zuvorkommend, freuten sich jedes Mal uns helfen zu können. Man stelle sich dies umgekehrt mal an einer deutschen Supermarkt-Kasse vor.

Gut gesättigt und rundum zufrieden verließen wir das Café Papii, das ich hiermit gerne weiterempfehle. Unser Blick richtete sich jetzt weiter nach Norden. Hier, am Ende der Hanover Street wartete die Princes Street, unser Eingang auf dem Weg in die Old Town …