All for the next shot

© Heyne Hardcore

Nico Walkers Debütroman „Cherry“ ist wohl kaum die am besten geeignete Lektüre, um nach längerer Kunstpause mal wieder die Niederschrift einer Buchbesprechung in Angriff zu nehmen – und das gleich aus vielerlei Gründen. Zum einen ist da schon die beinahe penetrant omnipräsente Attitüde dieses Werks, das, beginnend mit dem auffälligen und um Aufmerksamkeit buhlenden Cover, die amerikanische Anfälligkeit für einen perfekt inszenierten Hype genauso gezielt nutzt, wie die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung einen neuen Höhepunkt erreichende Opioid-Epidemie in den USA. Und zum anderen ist es gerade Walkers Stil – oder sollte ich besser sagen, der Mangel daran – der mir bei der schriftlichen Auseinandersetzung mit diesem Erstling immer wieder auf enervierende Art und Weise die Notebook-Tastatur verklemmt hat.

Es ist tatsächlich schwer, „Cherry“ analytisch gerecht zu werden, ohne sich gleichzeitig auch mit der schon beinahe kitschigen Entstehungsgeschichte dieses Werks zu beschäftigen, dessen Hauptprotagonist natürlich die künstlerische Essenz des echten Nico Walkers ist, der ab 2011 eine langjährige Haftstrafe wegen mehrerer Banküberfälle absaß und 2019 frühzeitig entlassen wurde, um sich um seine schwer erkrankte Mutter kümmern zu können. In dem gleichen Jahr, knapp zwölf Monate nach der Veröffentlichung des im Gefängnis verfassten Romans, erhielt „Cherry“ schließlich landesweite literarische Anerkennung. 2021 folgt nun die filmische Verarbeitung durch die bereits im Marvel-Universum extrem erfolgreichen Russo-Brüder. Die Hauptrolle spielt Spider-Man-Darsteller Tom Holland.

Buch und Film erzählen beide die Geschichte vom Absturz eines jungen Mannes, der, aufgewachsen in den Suburbs von Cleveland, seine Uni frühzeitig abbricht, sich dort aber noch in die junge Emily verliebt, nachdem er von seiner eigentlichen Freundin nach allen Regeln der Kunst verarscht wurde. Dem unkonventionellen Paar mangelt es einem konkreten Ziel und Engagement. Ihr Alltag besteht aus Gelegenheitsjobs, die mehr oder weniger ernst genommen und immer wieder gewechselt werden. Um der grauen Tristesse zu entfliehen, verticken sie nebenbei Drogen, welche sie gelegentlich auch selbst konsumieren – doch die aussichtslose Hoffnungslosigkeit bleibt. Während Emily zurück nach Pennsylvania geht – nicht ohne ihn noch vorher zu heiraten – schreibt er sich bei der Army ein, bringt die triste Grundausbildung irgendwie hinter sich und wird 2003 schließlich als Sanitäter in den Irak geschickt. Schon nach kurzer Zeit im Einsatz wird er Zeuge der schlimmsten Gräuel des Krieges, muss zu Dutzenden sterbende Kameraden letzte Hilfe leisten und sich immer wieder mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen. Um es irgendwie zu ertragen nimmt er Schmerzmittel, konsumiert Pornos, schnüffelt Klebstoff und wird nach elf Monaten Dienst schwer traumatisiert zurück in die Heimat geschickt, die den „Kriegsheld“ mit allen Ehren empfängt, um ihn letztlich dann ohne weitere Unterstützung in den Alltag zu entlassen.

Alsbald übernehmen alte Gewohnheiten wieder die Kontrolle, doch um nun die Traumata zu ertragen, reichen leichte Drogen längst nicht mehr aus. Nun muss es mindestens Heroin sein, wofür das Geld bald hinten und vorne nicht mehr langt. Um irgendwie an den Stoff zu gelangen, schreckt er bald auch nicht mehr vor kriminellen Aktionen zurück, bis er irgendwann seinen ersten Bankraub begeht …

Genau hier, also quasi am Ende, beginnt auch die Lektüre von „Cherry“, womit dem Leser das Endprodukt eines selbstzerstörerischen Prozesses präsentiert wird, an dem Mensch und Staat gleichermaßen ihren Anteil tragen und welches exemplarisch für so viele andere kaputte Leben in den Vereinigten Staaten steht, die besonders unter der Ägide Donald Trumps aufgrund des gänzlich außer Kontrolle geratenen Heroin-Handels ab 2017 auch international (unerwünschte) Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein äußerst ernstes Thema also, welches uns Nico Walker rückblickend in diesem scheinbar unaufhaltsamen, unabdingbaren Abstieg äußerst schonungslos und vor allem provokativ präsentiert – und dabei ein Bild zeichnet, das mit dem angestrebten „American Dream“ nicht das geringste zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Perspektivlos ist wohl das Adjektiv, das die Lebenssituation der Hauptfigur am Besten beschreibt, die in ihrer Existenz – und den Existenzen um ihr herum – einfach keinerlei Sinn sehen kann und will, dieser Leere mittels Droge instinktiv entfliehen will und der für diese kurze Zeit des Eskapismus fast jegliche Mittel recht sind.

Nico Walker deutet dabei an, dass er in einem anderen Umfeld, unter anderen Umständen, auch ein anderer Mensch hätte werden können. Dass da in ihm keine nicht behandelbare Bösartigkeit lauert, sondern er von seiner eigenen Wertigkeit einfach nie auch nur ansatzweise genug überzeugt war, um das Leben mit all seinen Herausforderungen irgendwie in Angriff nehmen zu können. Dabei muss man dem Autor hoch anrechnen, dass er dies in keinster Weise als Entschuldigung für seine Taten missbraucht und er sich allen Verfehlungen klar und deutlich stellt. Mitunter so klar und deutlich, dass man es als Leser nur noch schwer ertragen kann. Und damit kommen wir jetzt auch zum größten Kritikpunkt, den ich an diesem Roman habe, denn so überzeugend, nachvollziehbar und auch nachdrücklich die letztliche Moral, die Sozialkritik von „Cherry“ auch ist – das Vehikel in dem all das transportiert wird, hat eine mehr als holprige Straßenlage und verliert nach einem fulminanten Start auch schnell an Tempo.

Es wird sie sicher geben – die Leser, welche den Roman für seine voyeuristische Authentizität und destruktive Kompromisslosigkeit feiern, der äußerst radikal die Ungerechtigkeiten eines Systems beklagt, in welchem eben nicht alle gleich sind, sondern das Glück einer teure Hure ist, die sich eben nicht jeder leisten kann. Doch was bietet „Cherry“ darüber hinaus? Und hier bin ich am Ende bei der Antwort: Nicht viel. So sehr mich die Ausgangssituation auch gewinnen und – auf eine fast sadistische Art und Weise – begeistern konnte, so wenig macht Nico Walker im weiteren Verlauf daraus. Ein Plot im eigentlichen Sinne oder einen roten Faden lässt sich alsbald in dieser Aneinanderreihung von schockierenden Einzelheiten nicht mehr ausmachen, verliert sich in dem mäandernden Gewirr aus Sex, Gewalt und Drogen, das sich aufgrund der ewigen Wiederholungen vor allem deswegen abnutzt, weil es der Autor sprachlich schlicht nicht entsprechend präsentieren kann, ihm einfach die künstlerischen Mittel fehlen, um dem Ganzen auch Bedeutung zu verleihen. Nichts gegen eine einfache Sprache, aber gerade bei der Gegenüberstellung mit anderen bekannten Autoren, welche die Selbstzerstörung mittels Drogenkonsum thematisieren, macht „Cherry“ keinerlei gute Figur.

Dabei muss man nicht zwingend auf Charkes Bukowski, Nelson Algren, David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder Hunter S. Thompson verweisen, sondern kann auch jüngere Beispiele wie Tony O’Neill heranziehen, welche es allesamt wesentlich besser verstehen, die stilistischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Inhalt und Botschaft in eine Form zu kleiden, welche auch, unabhängig von der Art und Weise, irgendwie ihren Widerhall beim Leser findet. Das genau fehlt „Cherry“. Walkers reine, einfache Wiedergabe lässt letztlich kalt, dupliziert sich in den Beschreibungen zu oft, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen oder nach Beendigung der Lektüre noch weiter große Gedanken an sein Schicksal zu verschwenden.

So bleibt am Ende zwar ein ehrliches, schonungsloses und wohl auch wichtiges, aber in seiner Wirkung auch stumpfes und wenig eindringliches Buch, das meines Erachtens über den Status einer persönlichen Aufarbeitung nicht hinauskommt. Empfehlenswert für mich tatsächlich am ehesten noch aufgrund der im Irakkrieg spielenden Passagen, wenngleich „Cherry“ in diesem Punkt ebenfalls nicht viel Neues bieten kann.

Wertung: 76 von 100 Treffern

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  • Autor: Nico Walker
  • Titel: Cherry
  • Originaltitel: Cherry
  • Übersetzer: Daniel Müller
  • Verlag: Heyne Hardcore
  • Erschienen: 04.2019
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 384 Seiten
  • ISBN: 978-3453271975

Up the Irons? Up to the Sky!

© Heyne Hardcore

Wie gerne würde ich mit stolzgeschwellter Brust prahlen, ein Iron-Maiden-Fan der allerersten Stunde zu sein. Allerdings macht mir hier nicht nur mein spätes Geburtsdatum einen Strich durch die Rechnung, sondern muss ich auch der Wahrheit halber gestehen: Es war Liebe auf den zweiten, etwas späteren Blick – aber die hält naturgemäß dann doch dafür oft viel länger.

In diesem Fall trifft das definitiv zu, denn seit meiner ersten näheren Auseinandersetzung mit „Fear of the Dark“ sind die „Irons“ aus meinem persönlichen Musik-Kanon nicht mehr wegzudenken. Während die Band für manche Kritiker nur eine von vielen der New Wave of British Heavy Metal darstellt, beansprucht sie bei mir den Olymp ganz allein und unangefochten für sich. Und nach Meisterwerken wie „Number of the Beast“, „Piece of Mind“, „Powerslave“, „Somewhere in time“ und (das meines Erachtens zu Unrecht unterschätzte) „Seventh Son of a Seventh Son“ kann und darf es da eigentlich auch keine zwei Meinungen geben.

Während ich zu meiner Schande noch nie ein Maiden-Konzert besuchen konnte, so habe ich doch sonst alles rund um Frontmann Bruce Dickinson und Bandgründer Steve Harris inhaliert, was an informativen und aufschlussreichen Material des Weges kam. So ist es wenig verwunderlich, dass auch die Autobiografie des Ersteren irgendwann in unserem Bücherregal landen musste, welche nun die Ehre hat, als erste dieser Literaturform, in der kriminellen Gasse besprochen zu werden, leider aber nicht ganz alle meine Erwartungen erfüllen konnte. Und damit kommen wir auch recht schnell zum springenden Punkt: Es ist in der Tat wesentlich, welche Anforderungen wir an „What does this button do?“ stellen, um im Nachhinein nicht mit einer gewissen Enttäuschung aus der Lektüre herauszugehen.

Gerade Fans, die hoffen, hier mehr über die Nähkästchen der Metal-Band zu erfahren (z.B. über die legendären Streitereien mit Steve Harris), dürften (negativ) überrascht sein, wie wenig Platz sie innerhalb dieses Buches einnimmt und welche kurzen „Blicke“ hinter die Kulissen uns Dickinson gewährt. Eine für den ein oder anderen unverständliche Entscheidung, die aber eigentlich durchaus folgerichtig ist, geht es doch schließlich um die Air Raid Siren himself und eben nicht um die Band. Jedoch, soviel sei gesagt, auch hinsichtlich einer privaten Nabelschau des Sängers muss man Abstriche machen, denn die brüllende Urgewalt Dickinson erweist sich als echter englischer Gentleman und wahrt, bis auf wenige Ausnahmen wie seine Krebserkrankung, durchgehend eine gewisse Distanz zum Leser.

Bleibt nun die Frage: Was wird überhaupt in dem Buch thematisiert? Nun, so ziemlich alles andere, lautet die Antwort. Und das ist bei jemanden wie Bruce Dickinson, der augenscheinlich nicht eine Sekunde seines Lebens auf dem Arsch sitzend verbringen konnte, eine ganze, verdammte Menge.

Natürlich beginnt sein Rückblick in der eigenen Kindheit, welche er größtenteils bei seinen Großeltern verbrachte, da seine Eltern vor allem mit sich selbst und ihrem Aufstieg aus der Mittelklassigkeit des Kleinbürgertums beschäftigt waren – und entsprechend wenig Zeit und Interesse für ihren Sohn übrig hatten. Der durfte erst eine Privatschule besuchen und im Anschluss an die sechste Klasse auf ein elitäres Internat wechseln, in dem Züchtigungen und Demütigungen, unter dem Deckmantel des Motivs der Charakterfestigung, an der Tagesordnung waren. Dickinson beschreibt diese eindeutig schwere Zeit genauso launig und voller Esprit wie auch den Rest seiner Autobiografie, kann aber nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass diese Erfahrungen Narben hinterlassen und vor allem seinen späteren Sturkopf (als Ostwestfale muss er mir allein schon deswegen sympathisch sein) nachhaltig geprägt haben. Sich nicht verbiegen zu lassen, aufrecht weiter den eigenen Weg zu verfolgen – notfalls gegen die Meinungen aller anderen und jegliche sich vor ihm auftürmenden Hindernisse – all das scheint sich in dieser Phase seines Lebens manifestiert und dann am Ende auch zu seinem persönlichen Erfolg beigetragen zu haben.

Dass er diesen im Bereich der Musik und vor allem als Sänger erringen sollte (er wollte viel lieber Drummer werden), war in diesen frühen Jahren noch nicht absehbar, denn seine Interessen waren bereits zu diesem Zeitpunkt vielschichtig und nicht auf ein einzelnes Hobby festgelegt. Dickinson nimmt sich viel Raum, um ausgiebig über Kindheit und Jugend zu erzählen, macht deutlich, wie diese seinen Charakter gebildet hat – wenngleich auch ganz anders, als von seinen Lehrern am Internat gewünscht. Seine scharfe Zunge bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten, sein kleiner Wuchs macht ihn zum Ziel seiner Mitschüler. Doch Dickinson behauptet sich, teilt aus, schlägt zurück und manchmal auch über die Stränge. Er lässt einem verhassten Lehrer eine Fuhre Mist vor das Haus liefern und schifft, angewidert von der Scheinheiligkeit der so genannten Pädagogen, einem auserwählten Gremium buchstäblich ins Essen, wofür er kurzerhand der Schule verwiesen wird. Für Dickinson, den es trotzdem an die Uni nach London verschlägt, der lang erwartete Befreiungsschlag. Und in der Stadt an der Themse wartete eine ganz neue Musikwelt darauf entdeckt zu werden.

Dickinson stürzt sich ins Nachtleben, zecht mit seinen Freunden, lässt aber weitestgehend die Finger von härteren Drogen und sucht Anschluss in der Punkszene. 1977 wird die Band Speed aus der Taufe gehoben, kurz darauf sein Talent als Sänger und Entertainer entdeckt. Über die Band Shots und durch eine Zeit voller äußerst gewagter Bühnenoutfits (Stichwort Suspensorium) geht es weiter bis hin zu Samson. Die britischen Hardrocker mit Plattenvertrag sehen seine Performance in einem Club in London und wollen ihn als ihren Frontmann – Dickinson lässt sich nicht zweimal bitten und nimmt das Angebot an. Beeinflusst von Deep Purples Ian Gillan und Elf bzw. Black Sabbath‚ Ronnie James Dio, feilt er an seiner schreienden, voll unendlicher Power steckenden Gesangstechnik, die nun zu seinem Markenzeichen wird und in zwei Alben ihre volle Kraft entfalten kann. Für seine Bandmitglieder, die so gut wie keinen Tag nüchtern ausklingen lassen, scheint das Ziel bereits erreicht, aber Dickinson ist gerade erst in Fahrt gekommen. Er erkennt, dass Samson nie die Professionalität erreichen wird, die es braucht, um den ganz großen Erfolg zu erzielen und liebäugelt mit seinem Abschied. Nach einem beeindruckenden Auftritt auf dem Reading-Festival im Jahr 1981 bittet ihn Rod Smallwood um ein Gespräch. Der Manager von Iron Maiden, der angesagtesten Band der Stunde, sucht einen neuen Sänger.

I’m offering you the chance to audition for Iron Maiden,’ sagt Smallwod. ‘Are you interested?

Und Dickinson entgegnet ihn in der ihm üblichen, selbstsicheren Art:

First of all, you know I’ll get the job or you wouldn’t ask. Second, what’s gonna happen to Paul, the current singer, and does he know he’s going? Third, when I do get the job, and I will, are you prepared for a totally different style and opinions and someone who is not going to roll over? I may be a pain in the arse, but it’s for all the right reasons. If you don’t want that tell me now and I’ll walk away.

Man könnte hier beenden und es bei folgenden Worten belassen: Der Rest ist Rockgeschichte.

Doch wie bereits erwähnt, es dreht sich in „What does this button do?“ nicht alles um seine Zeit bei Iron Maiden, die er zwar kurz und knapp resümiert, manchmal auch sehr ehrlich und geradeheraus analysiert, aber welche ihn letztlich trotz all der Tourstrapazen und der vollen Terminpläne nie ganz erfüllt hat – obwohl er natürlich den Erfolg genießt. Und Erfolg ist untertrieben, steigt doch Iron Maiden mit Dickinson in der Folge zur größten Metalband des Planeten auf, deren Fanszene bis zum heutigen Tag noch stetig weiterwächst und ganze Generationen miteinander verbindet. Doch in diese Erfolgswelle schleicht sich auch eine gewisse Routine ein. Ein eintöniger Alltag, der den stets getriebenen Hektiker Dickinson augenscheinlich so zuwider war, dass er sich zusätzliche Hobbys suchen musste. Seine frühere Leidenschaft Fechten beginnt er jetzt professionell zu betreiben, sein Interesse an der Fliegerei endet in einer Fluglizenz für die größten Passagiermaschinen und die Liebe zur Literatur (die er mit Harris teilt und sich in den Musiktexten widerspiegelt) beflügelt ihn dazu, eigene Romane zu schreiben. Und weil auch das nicht reicht und er nicht genug von sich selbst in die Band einbringen kann, verlässt er Maiden 1992 und feiert die folgenden Jahre solo ebenfalls große Erfolge, nur um dann Ende der 90er zurückzukehren.

So liest sich dann auch dieser Abschnitt seines Lebens wie eine Aneinanderreihung von Erfolgsgeschichten, die nur selten – mir leider zu selten – durch ernste Momente abgelöst wird. Wenn Dickinson von seinen Erlebnissen im vom Kriege versehrten Jugoslawien spricht oder seinen Umgang mit der Krebsdiagnose schildert, erlaubt er kurzzeitig einen Blick hinter die Fassade dieses so selbstbewussten Stehaufmännchens. Eine Rolle in der sich Dickinson in seiner Plauderei zwar sehr gefällt, die aber am Ende vielleicht das doch auch ein bisschen bleibt – eine Rolle.

Die Art und Weise, wie er all das seinem Publikum darbietet, sie kann sich jedoch lesen lassen. Dickinson ist wortwitzig, selbstironisch, aber auch präzise und scharf, wenn es darauf ankommt. Langatmigkeit kann nicht aufkommen, denn diese fast schon hyperaktive Quasselstrippe schreibt, wie sie singt – mit Vollgas. Mitunter ist das ein bisschen zu viel des Guten, vor allem wenn Ereignisse einfach nur chronologisch abgearbeitet werden (Album – Tour – Flugzeuge fliegen – Album – Tour – Flugzeuge fliegen), wodurch ein wenig die Abwechslung leidet. Wie gesagt, hier hätte Dickinson auch gerne noch ein paar andere Themen mehr betonen können. Gerade Menschen, die mit der Fliegerei überhaupt nichts anfangen können (dazu zähle ich gottseidank nicht), werden sich vermutlich dabei erwischen, wie sie ein paar Seiten überspringen.

Was bleibt am Ende? Eine äußerst kurzweilige, geistreiche und manchmal dann auch überraschend einfühlsame Autobiographie, welche aber eindeutige Themenschwerpunkte hat, die man so auch mögen muss. Iron Maiden Fans werden wenig Neues erfahren. Wer die erfolgsorientierte Seite des Menschen Bruce Dickinson näher kennenlernen will (nicht die private – über seine eigene Familie verliert er kein Wort), ist hier aber sicher genau richtig.

Wertung: 84 von 100 Treffern

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  • Autor: Bruce Dickinson
  • Titel: What does this button do? – Die Autobiographie
  • Originaltitel: What does this button do?
  • Übersetzer: Daniel Müller, Harriet Fricke, Dieter Fuchs, Matthias Jost
  • Verlag: Heyne Hardcore
  • Erschienen: 10.2019
  • Einband: Taschenbuch
  • Seiten: 448 Seiten
  • ISBN: 978-3453605206

Dirty Harry from Glasgow

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Einen langen, nicht immer ganz geradlinigen Weg hat der „Tartan Noir“ seit Alexander McArthurs „No Mean City“ (vielen Dank für den Tipp, lieber Jochen König) und William McIlvanneys referentieller „Laidlaw“-Reihe genommen. Anfangs noch allenfalls ein die beschriebenen Großstädte betreffendes, regionales Literatur-Phänomen, hat sich dieses Sub-Genre des Spannungsromans inzwischen auch international etabliert – mehr noch, die Schar der Autoren, welche den schottischen Noir beleben, wächst beständig, was wiederum dazu führt, dass wir auch hierzulande inzwischen aus einer ganzen Reihe von Namen wählen können.

Neben alteingesessenen Schriftstellern wie Ian Rankin, Louise Welsh, Denise Mina, Val McDermid oder Stuart MacBride haben es ganz besonders Neueinsteiger aber nicht immer leicht, was sich auch im Falle von Alan Parks bemerkbar macht, der einen Großteil seines Lebens als Creative Director bei London Records und später bei Warner Music tätig und dort unter anderem für so bekannte Acts wie New Order, All Saints, The Streets oder Gnarls Barkley zuständig war. Nach über dreißig Jahren im Musikbusiness wählt er jetzt einen neuen Berufsweg und legt in einem vergleichsweise fortgeschrittenen Alter seinen Debütroman „Blutiger Januar“ vor – und hat dabei so die ein oder anderen Schwierigkeiten.

Obwohl selbst in Paisley aufgewachsen und später in London wohnhaft, empfindet Parks Glasgow, wo er auch Philosophie studierte, als seine eigentliche Heimatstadt. Und er ist bei seiner Rückkehr in die Metropole im Norden Großbritanniens nicht nur durchaus beeindruckt über deren gewandeltes Äußeres, sondern auch über die strukturellen Veränderungen, welche die Stadt seit den frühen 70ern durchlaufen hat. So beeindruckt, dass er sich intensiver mit der Geschichte Glasgows im 20. Jahrhundert zu beschäftigen beginnt und darüber die Idee entwickelt, im Gewand eines Kriminalromans genau diese historische Entwicklung abzubilden.

Ein interessantes Ansinnen, diese Zeitreise, welche zudem eine Epoche beleuchtet, in der gerade diese Stadt wirtschaftlich vollkommen am Boden lag und die Kriminalität einen historischen Höchststand erreichte. Also eigentlich beste Voraussetzungen und literarisch fruchtbarer Boden für einen harten, toughen Cop, der sich dieses verbrecherischen Gesindels annimmt und nach bester, alter Noir-Schule mit sturem Dickkopf jegliche Hindernisse durchbricht. Und genau hier offenbaren sich die bereits erwähnten Probleme, denn nicht nur das Anti-Held Harry McCoy jegliche Stereotype fast eins zu eins verkörpert – Parks beherzigt die Maxime „Show, don’t tell“ einfach zu selten, was insbesondere den Einstieg in die Lektüre nicht immer ganz einfach macht.

Diese nimmt ihren Anfang am Neujahrstag 1973 in eben besagten Glasgow. Eine vom Kohleruß und hässlichen Betonblockbauten gezeichnete Stadt, in welcher die Abwanderung ganzer Industriezweige zu einer immer höher steigenden Arbeitslosigkeit geführt und diese allgegenwärtige Depression wiederum viele in die Schattenwelt der Gesetzlosigkeit getrieben hat. Korruption, Drogenkonsum und -handel, Prostitution – die Wege der Armut oder einfach nur der bedrückenden Realität zu entfliehen sind mannigfaltig und die hiesigen Gesetzeshüter sind nicht selten an dem ein oder anderem illegalen Geschäftszweig selbst beteiligt. Kein einfaches Pflaster also, um Recht und Ordnung zum Sieg zu verhelfen. Schon gar nicht für Detective Harry McCoy, erst dreißig Jahre alt und doch Hoffnungsträger im hiesigen Polizeirevier, hat er doch bereits einige schwierige Fälle lösen können. Was viele jedoch nicht wissen: McCoy hat eine äußerst harte Jugend hinter sich, darunter mehrere Jahre in einem Kinderheim, wo er sich fortwährender Gewalt ausgesetzt sah und ausgerechnet in Stevie Cooper seinen einzigen Freund und Beschützer fand. Der ist inzwischen zum inoffiziellen König der Unterwelt aufgestiegen, welche er mit soziopathisch-brutaler, immer schlimmer ausufernder Gewalt kontrolliert. Und wann immer es seiner Sache dienlich ist, fordert er von McCoy einen Gefallen ein.

Gefangen zwischen seinem Diensteid und der Loyalität zu Cooper flüchtet sich McCoy ebenso regelmäßig in Alkohol und Drogen, wie er die lokalen Bordelle besucht. Eine Abwärtsspirale, die scheinbar kein Ende kennt und an der auch die Gegenwart seines neuen Partners „Wattie“ Watson wenig ändert, der ihm zur Seite gestellt wurde, um einen besonders mysteriösen Mordfall zu lösen: Der wegen Mordes verurteilte Häftling Nairn hatte McCoy um einen Besuch im Gefängnis gebeten und ihm dort verraten, dass eine junge Frau namens Lorna am nächsten Tag getötet werden soll. Obwohl er diese Warnung durchaus ernst nimmt, kann der Detective dieses angekündigte Verbrechen nicht verhindern. Ein achtzehnjähriger erschießt Lorna vor seinen Augen auf offener Straße, um anschließend sich selbst zu richten. Das Motiv, unbekannt. Während man seitens der Polizei den Fall schnell abschließen und zu den Akten legen will, treibt McCoy die Nachforschungen unerbittlich voran, stöbert im Dreck und entdeckt bald eine Spur, welche ihn direkt in die Kreise der besseren Gesellschaft führt …

Alan Parks‘ Auftakt zur inzwischen drei Bände umfassenden Reihe (der vierte erscheint dieses Jahr) zu beurteilen, ist wahrlich keine einfache Aufgabe, gibt es doch hier sowohl viel Licht, als auch viel Schatten. Beginnen wir einfach mal mit den negativen Aspekten dieses Romans, welche zwar alle für sich genommen durchaus im Rahmen eines typischen Erstlingswerks bleiben, in ihrer Häufigkeit aber besonders zur Mitte hin immer wieder störend ins Auge fallen, zumal – und das wäre einer der Kritikpunkte – Parks bei der Ausarbeitung der Handlung, also dem Plotting an sich, noch eine gewisse Sicherheit vermissen lässt. Nicht nur, dass die Geschichte selbst so bereits mehrfach erzählt worden ist (u.a. zu Ian Rankins Werk „Ehrensache“ sind einige äußerst deutliche Parallelen zu erkennen), sie leidet auch zu oft unter den mäandernden Nebenschauplätzen und verliert, auf Kosten des Spannungsbogens, den eigentlichen roten Faden aus den Augen. So führt die Spur auf dem Weg zu der betuchten Familie Dunlop nicht nur in schöner Regelmäßigkeit in diverse Sackgassen – das eigentliche Verbrechen zu Beginn gerät dabei zudem viel zu schnell in den Hintergrund, fast so, als ob Parks das Ende bereits lange vorher zu Papier gebracht hätte und nur einen Aufhänger gesucht hat, um mit Harry McCoy dort hinzu gelangen.

Womit wir beim nächsten Kritikpunkt angelangt wären, den Figuren – allen voran Hauptprotagonist Harry McCoy. Dass es sich bei ihm, entsprechend den Gesetzen des Genres, ganz und gar nicht um einen ausgewiesenen Sympathieträger handelt, wiegt weniger schwer, als dessen inkonsequente Zeichnung – fragt man sich doch, woher dessen guter Ruf, insbesondere bei seinem Vorgesetzten Murray, rührt. Natürlich hat ihm die Unterstützung Coopers in der Vergangenheit zu dem ein oder anderen Erfolg in den Reihen der Unterwelt verholfen. Dies wiederum erklärt aber nicht, wie es jemand, dem es so augenscheinlich an jeglichem Rüstzeug zu einem guten Ermittler mangelt, überhaupt so lange in dem Beruf bestehen konnte.

Drogen- und Alkoholabhängig ist er den Großteil des Tages vor allem mit sich selbst beschäftigt, kann den Anblick von Leichen, geschweige denn deren Obduktion nicht ertragen und sich auch körperlich im Zweikampf nicht durchsetzen. Hinzu kommen die Traumata aus der Zeit im Kinderheim, welche ihn zusätzlich in der Ausübung seiner Pflicht behindern. Zusammengenommen ergeben sie das Bild eines ziemlichen Schwächlings, der es zwar, unter anderem in Anwesenheit der Dunlops, an einer großen Klappe nicht fehlen lässt, im entscheidenden Moment aber in den seltensten Fällen irgendeine Form von Rückgrat zeigt. Möglich, dass wir hier erst den Beginn einer Entwicklung sehen, die Parks in den kommenden Bänden weiterverfolgen wird – es ändert aber nichts daran, dass man besonders zu Anfang nur schwer Zugang zu McCoy findet. (Joseph Knox hat dies z.B, mit Aidan Waits, der auffällig viele Gemeinsamkeiten mit dem Glasgower Cop hat, weit besser hinbekommen)

Grund für diese Dysfunktionalität McCoys ist dabei vor allem dessen Überzeichnung. Eine etwas lästige Unart von Alan Parks, welche sich nicht nur in den ausufernden Gewaltdarstellungen widerspiegelt, sondern auch alle anderen Charaktere betrifft, wodurch vor allem die gestelzten Dialoge manchmal am Rande der Lächerlichkeit vorbeischrammen bzw. ungewollt komisch daherkommen (Der tollen Übersetzerin Conny Lösch ist hier explizit kein Vorwurf zu machen). Stevie Cooper ist tatsächlich der einzige, der von dieser exaggerierenden Feder profitiert und als vollkommenen von der Kette gelassener Psychopath durchaus zu überzeugen und für nachhaltig wirkende Momente zu sorgen weiß. Überhaupt macht es den Anschein, dass sich Parks in den düsteren Abgründen der Stadt weitaus sicherer bewegt, als im Umfeld der Polizeibehörde, womit wir nun auch zur größten, ja herausragenden Stärke des Romans kommen: Dem Glasgow der frühen 70er Jahre.

Eine Zeit auch der äußerlichen Veränderungen für Glasgow, in der die alten Gebäude der so genannten Gorbals durch Hochhausbebauungen ersetzt wurden, welche durch ihre vorspringenden Balkone von den Bewohnern äußerst zynisch als „Die hängenden Gärten“ bezeichnet wurden. Als Vorbild dienten hier die auf Stelzen stehenden Bauten aus Marseille, allerdings erwies sich der Beton als dem Wetter in Glasgow nicht gewachsen. Inmitten der Wirtschaftskrise konnte die Glasgower Stadtverwaltung die Kosten für eine Instandhaltung nicht aufbringen, was einen relativ schnellen Verfall der Gebäude zur Folge hatte. Aus den „hängenden Gärten“ wurde „Alcatraz“ – Heimat für viele tausend Migranten aus Asien und, wenn dann irgendwann verlassen und leerstehend, auch für die ebenso große Zahl an Obdachlosen. Dieses schmutzige, dunkle und unter dem Winterschnee erstarrte Glasgow erweckt Alan Parks wirklich vortrefflich und stimmungsvoll zum Leben. Mitunter so plastisch, das man sich selbst dabei ertappt, wie man sich tiefer in den Lesesessel drückt, weil einen die Kälte – sowohl die witterungsbedingte als auch die gesellschaftliche – so zwischen den Seiten in ihren Fängen hat. In der Kombination mit den typischen Merkmalen der 70er und einem feinen Gespür für die Musik dieser Zeit (David Bowie hat einen kurzen Cameo-Auftritt), besetzt Glasgow die für mich (noch) vakante Stelle der Hauptfigur – und rettet damit letztendlich den Roman.

Blutiger Januar“ ist am Ende vor allem eins – ein typisches Debütwerk, das enorm viel Potenzial andeutet, aber noch nicht immer zielgerichtet nutzt, mit gleich mehreren offenen Fragen (z.B. welches Spiel spielt Murray?) und dank des so atmosphärischen Settings aber durchaus Lust auf eine Fortsetzung macht – in der Hoffnung, dass Parks sich in dieser ein bisschen weniger auf die Gewaltexzesse selbst, als vielmehr auf deren Ursachen konzentriert.

Wertung: 81 von 100 Treffern

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  • Autor: Alan Parks
  • Titel: Blutiger Januar
  • Originaltitel: Bloody January
  • Übersetzer: Conny Lösch
  • Verlag: Heyne Hardcore
  • Erschienen: 09/2018
  • Einband: Broschiertes Taschenbuch
  • Seiten: 400 Seiten
  • ISBN: 978-3453271883

+++ Vorschau-Ticker „Non-Crime“ – Winter 2019/Frühjahr 2020 – Teil 1 +++

Nachdem ich bereits für den Kriminalroman meinen ganz persönlichen Blick in die nahe Zukunft geworfen habe, widmet sich die kriminelle Gasse diesmal dem breit gefächerten Feld der modernen Unterhaltungsliteratur. Und wie üblich hat sich die Liste auf beinahe magische Art und Weise einmal mehr gefüllt, denn auch im Bereich der Belletristik erwarten uns im kommenden Halbjahr gleich mehrere interessante Titel. Die ersten zehn kommen u.a. aus den Verlagshäusern Aufbau, btb, Hanser und Suhrkamp.

Sind da irgendwelche Bücher dabei, die auch euch Krimi-Fans da draußen interessieren könnten? Welchen Roman werdet ihr euch kaufen?

  • Louis Begley – Killer’s Choice
    • Hardcover, November 2019, Suhrkamp Verlag, 978-3518428795, 220 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Wenn man sich die Inhaltsbeschreibung des neuen Louis Begley so durchliest, hätte dem Buch wohl auch die Etikettierung Spannungsroman ganz gut gestanden. Der Autor greift hier den Faden von Ein Leben für ein Leben wieder auf. Abner Brown, sein alter Widersacher, ist inzwischen tot, doch jemand scheint sein Ableben rächen zu wollen. Und so gerät Ex-Marine und Bestsellerautor Jack Dana ins Visier eines Syndikats gewissenloser Gangster. Der Vorgänger ist an mir vorbeigegangen, doch ich bin angefixt genug, um diesen nachzuholen und auch Killer’s Choice ganz genau im Auge zu behalten.
  • David Diop – Nachts ist unser Blut schwarz
    • Hardcover, September 2019, Aufbau Verlag, 978-3351037918, 160 Seiten, 18,00 €
    • Crimealley-Prognose: Ein schwarzer Soldat, der an der Seite der Franzosen im Ersten Weltkrieg kämpft und angesichts des Grauens im Schützengraben langsam verroht und alle moralischen Grenzen über Bord wirft. Das ist sicherlich eine Geschichte mit Potenzial – und vor allem eine, die in dieser Konstellation sicher noch nie angegangen wurde. Ich bin in jedem Fall sehr angefixt und werde mir Diops Novelle sicher zulegen.
  • William Melvin Kelley – Ein anderer Takt
    • Hardcover, September 2019, Hoffmann und Campe Verlag, 978-3455006261, 304 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Ein wiederentdeckter Roman, der leider immer noch nichts von seiner Aktualität verloren hat. Im Jahr 1957 kommt es zu einem Aufstand der afroamerikanischen Bevölkerung im Südstaaten-Kaff Sutton. Aus der Revolte wird ein Exodus – und das von Weißen regierte Amerika, weiß nicht wie es regieren soll. Seit Steinbeck, Faulkner, O’Conner, Burke und Co. habe ich ein Faible für Literatur aus und über den Süden der USA. Im Fahrwasser von Underground Railroad sicherlich ein Buch, dass seine Leser finden dürfte.
  • Jonathan Lee – Freude
    • Taschenbuch, März 2020, btb Verlag, 978-3442718863, 380 Seiten, 10,00 €
    • Crimealley-Prognose: Auf Jonathan Lee bin ich erst durch seinen Roman High Dive aufmerksam geworden.  Der ehemalige Anwalt kehrt hier in seinem aktuellen Buch Freude in „sein“ Milieu zurück und erzählt die Geschichte eines mysteriösen Freitods in einer Londoner Anwaltskanzlei. Warum stürzte die erfolgreiche Juristin Joy Stephens 12 Meter tief und was bedeutet ihre Tat für die Menschen um sie herum? Die Antworten auf diese Fragen herauszufinden, könnte am Ende ein lohnenswerter literarischer Ausflug sein.
  • Phillip Lewis – Rückkehr nach Old Buckram
    • Hardcover, November 2019, btb Verlag, 978-3442758456, 450 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Lewis‘ Roman um eine späte Heimkehr in die blauen Berge von North Carolina vermittelt schon in seiner Inhaltsbeschreibung soviel Sehnsucht, dass ich mich unwillkürlich dazu bewogen fühle, selbst den Weg nach Old Buckram anzutreten. Nicht nur weil ich gute Landschaftsmalerei in einem Roman sehr zu schätzen weiß, sondern auch weil die Aufarbeitung der eigenen familiären Vergangenheit immer ganz besondere Geschichte zutage fördert.
  • Daniel Mason – Der Wintersoldat
    • Hardcover, Juli 2019, C.H. Beck Verlag, 978-3406739613, 430 Seiten, 24,00 €
    • Crimealley-Prognose: Auch in Der Wintersoldat bewegen wir uns wieder im Umfeld des Ersten Weltkriegs, diesmal im felsigen Gebiet der Karpaten, wo der Wiener Medizinstudent Lucius, welcher sich freiwillig zum Dienst gemeldet hat, gemeinsam mit einer jungen Nonne die vielen schwerverletzten Soldat von der Front versorgen muss. Einer davon soll alsbald wieder in den Kampf geschickt werden – und hier trifft Lucius eine verhängnisvolle Entscheidung. Mehr brauche ich nicht zu wissen, um zu entscheiden: Das Buch wird sicher gekauft.
  • Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse
    • Hardcover, Juli 2019, hanserblau, 978-3446264199, 464 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Delia Owens Debütroman wird zwar in der Vorschau recht zurückhaltend beworben, drückt aber in der Kurzbeschreibung genau die richtigen Knöpfe, um in meiner Auswahl zu landen. Das ruhige Küstenstädtchen, das Mädchen aus dem Marschland, ein mysteriöser Tod, die wilde Natur der Salzwiesen und Sanddünen – perfekte Zutaten für die Art archaischer Kriminalgeschichte, wie ich sie liebe.
  • Lauren Groff – Florida
    • Hardcover, Oktober 2019, Hanser Berlin Verlag, 978-3446264106, 320 Seiten, 23,00 €
    • Crimealley-Prognose: Kurzgeschichten über das wilde, schöne, gleißend helle Florida, über Zorn, Furcht und Einsamkeit zwischen den Glades und Miami. Nicht nur weil ich gerade aktuell literarisch wieder in Florida weile (Nick Stones Voodoo) – ein Buch, das sicher in der ganz, ganz engen Auswahl landet.
  • Peter Heller – Der Fluss
    • Hardcover, August 2019, Nagel & Kimche Verlag, 978-3312011346, 312 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Die von mir sehr geschätzte Andrea O’Brien hat auf ihrem Blog Krimiscout eine richtige Lobeshymne auf dieses Buch gesungen. Unabhängig davon, wäre ich aber wohl so oder so Feuer und Flamme gewesen. Thematisch geht es auch in diesem Roman wieder um den Mensch inmitten der Wildnis und die Kurzbeschreibung weckt bei mir mehr als nur eine Erinnerung an Dickeys Flussfahrt. Auf diese literarische Kanufahrt auf dem kanadischen Maskwa-River freue ich mich besonders.
  • Marlon James – Schwarzer Leopard, Roter Wolf
    • Hardcover, Oktober 2019, Heyne Hardcore Verlag, 978-3453272224,  960 Seiten, 28,00 €
    • Crimealley-Prognose: Wenn man sich die Rezensionen so durchliest, scheinen sich an diesem Fantasy-Epos, in dem Marlon James viele Elemente der afrikanischen Mythenwelt verarbeitet, die Geister zu scheiden. Der Auftakt einer Trilogie aus der Feder des geborenen Jamaikaners ist meinerseits ein Schuss ins Blaue. Oder besser gesagt ins Schwarze, denn Schwarzer Leopard, Roter Wolf verspricht nachtfinstere, rohe und mitunter brutale Literatur. Ob die letztlich nachhaltig wirkt oder nur auf Schockeffekt gebürstet wurde – ich werde mich wohl davon selbst überzeugen.

 

+++ Vorschau-Ticker „Crime“ – Winter 2018/Frühjahr 2019 – Teil 4 +++

Bevor demnächst schon die Verlagsvorschauen für die Zeit ab Herbst diesen Jahres online gehen, platziere ich hier nochmal ganz schnell hechelnd und außer Atem ein (ungiftiges) Roundup gegen unkrautartige Mainstream-Literatur. Wie schon im vorherigen Ticker, so liegen auch viele Titel dieser Liste schon längst in den Buchhandlungen aus, so dass der „News“-Wert meiner Auswahl zwar gegen null tendiert, aber vielleicht doch noch jemand da draußen zum Kauf animiert werden kann. Und wer weiß, eventuell ist gar manches Buch vorher komplett unter dem Radar geflogen.

Der ein oder andere wird möglicherweise nach dem neuen McKinty oder den angekündigten Pulp-Master-Titeln von Ted Lewis und Les Edgerton suchen. Ersteren habe ich bewusst außen vorgelassen, da ich, trotzdem ich den Autor äußerst schätze, der behandelten Thematik von The Chain einfach überdrüssig bin. Frank Nowatzkis neue Highlights (Der Lewis‘ Titel ward allerdings bereits schon mal im Rahmen von Lübbes „Schwarzer Reihe“ erschienen) werden, meiner Erfahrung nach, nicht mehr dieses Jahr das Licht der Welt erblicken.

So, und damit zu den von mir favorisierten Büchern. Was spricht euch an? Was habe ich vergessen?

  • Attica Locke – Bluebird, Bluebird
    • Hardcover, Februar 2019, Polar Verlag, 978-3945133712, 280 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Krimi-Bestenliste Platz 1., Edgar Award 2018, Ian Fleming Steel Dagger 2018. Und dann diese Geschichte um einen afroamerikanischen Texas-Ranger, der im Milieu von Drogenhandel und Aryan Brotherhood ermittelt. Attica Lockes moderne Version von Virgil Tibbs kann und darf ich mir gar nicht entgehen lassen. Auf dieses Buch freue ich mich richtig!
  • David Joy – Wo alle Lichter enden
    • Hardcover, März 2019, Polar Verlag, 978-3945133798, 300 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Im Schatten von Bluebird, Bluebird kommt mir dieser Polar-Titel irgendwie ein bisschen zu kurz, thematisiert doch auch Joy den abgehängten Teil der amerikanischen Gesellschaft. Aus aktuellem Anlass fühle ich mich bei der Kurzbeschreibung um das väterliche Crystal-Meth-Geschäft in North Carolina an die Serie Justified erinnert. Ob es Jacob Neely es wie Raylan Gives schafft, nicht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und der kriminellen Tretmühle zu entkommen, möchte ich unbedingt nachlesen.
  • John Steele – Ravenhill
    • Hardcover, Mai 2019, Polar Verlag, 978-3945133774, 448 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Spätestens ab dem dritten Polar-Titel wird mir einmal mehr klar, was für ein Geschenk Wolfgang Franßens Verlag für die hiesige Krimi-Landschaft darstellt. Auch dank McKinty ist mein Interesse an dem Nordirland-Konflikt (der ja durch einen Brexit durchaus wieder aufflammen könnte) noch angewachsen und ich freue mich über jegliche Art von Spannungsliteratur, die sich dieses Themas annimmt. Ravenhill tönt äußerst vielversprechend und wird natürlich auch gekauft.
  • Estelle Surbranche – Nimm mich mit ins Paradies
    • Hardcover, Juni 2019, Polar Verlag, 978-3945133750, 350 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Mit Nimm micht mit ins Paradies macht der Polar Verlag schließlich das Quartett voll, denn auch der vierte Titel des Halbjahresprogramms wird mit Sicherheit in meinem Regal landen. Und das obwohl wir es hier wieder mit einer Art „Serienmörder“ zu tun haben. Aber bei Surbranche stehen die Chancen ziemlich gut, dass das alles andere als gewohnte Kost werden wird.
  • James Sallis – Willnot
    • Hardcover, Februar 2019, Liebeskind Verlag, 978-3954381029, 224 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Ich bin ein bisschen irritiert über die bisherigen Besprechungen, denn in das ganz große Lobeshorn scheint noch keiner blasen zu wollen. Kaum vorstellbar, war für mich Sallis eigentlich immer eine sichere Bank. Nur wenige beherrschen das große Spiel auf so kleinem Raum so perfekt wie er. Da ich lange auf Nachschub aus seiner Feder gewartet habe und er ja schließlich auch noch bei Liebeskind erscheint – natürlich gekauft.
  • James M. Cain – Mildred Pierce
    • Hardcover, Februar 2019, Arche Verlag, 978-3716027745, 416 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Nach Wenn der Postmann zweimal klingelt erscheint in relativer kurzer Zeit schon die nächste Wiederauflage eines Cain-Klassikers. Und ich würde (trotz größerer Bekanntheit des erstgenannten) fast behaupten, DEM Cain-Klassiker, hat doch die Figur Mildred Pierce zum damaligen Zeitpunkt das bis dato vorherrschende Frauenbild gleich um eine Vielzahl von interessanten (und dringend überfälligen!) Facetten erweitert. Eine heiß erwartete Wiederentdeckung, auch weil meine alte Goldmann-Ausgabe langsam in ihre Bestandteile zerfällt.
  • James Lee Burke – Sumpffieber
    • Broschiertes Taschenbuch, April 2019, Pendragon Verlag, 978-3865326454, 464 Seiten, 18,00 €
    • Crimealley-Prognose: Eigentlich möchte ich an dieser Stelle diese zwei folgenden Titel gar nicht mehr erwähnen müssen, bedeutet es doch, dass manch einer immer noch keinen James Lee Burke gelesen hat oder diesen, noch schlimmer, gar nicht kennt. Inwieweit Pendragons Wirken an Burkes Gesamtwerk sich finanziell rentiert, kann ich nur vermuten, aber da ich mir über Jahre im Kriminalbereich nichts mehr als die Rückkehr von Robicheaux herbeigesehnt habe, wird jede weitere Veröffentlichung entsprechend heiß erwartet und unterstützt. Zwar handelt es sich bei Sumpffieber und Nacht über dem Bayou, „nur“ um Neuauflagen. Das sollte aber keinen Liebhaber literarischer Feinkost im Spannungsgewand vom Kauf abhalten.
  • James Lee Burke – Nacht über dem Bayou
    • Broschiertes Taschenbuch, Januar 2019, Pendragon Verlag, 978-3865326454, 456 Seiten, 18,00 €
    • Crimealley-Prognose: Hier gilt dasselbe wie für Sumpffieber. Kaufen und Lesen!
  • Alan Parks – Tod im Februar
    • Broschiertes Taschenbuch, Oktober 2019, Heyne Hardcore Verlag, 978-3453271982, 400 Seiten, 16,00 €
    • Crimealley-Prognose: Glasgow in den 70ern, Übersetzung von Conny Lösch, verlegt bei Heyne Hardcore, Band zwei der Reihe um Harry McCoy. Nuff‘ said.
  • Ross Thomas – Der Fall in Singapur
    • Broschiertes Taschenbuch, Mai 2019, Alexander Verlag, 978-3895814990, 250 Seiten, 16,00 €
    • Crimealley-Prognose: Thomas‘ einziger Mafia-Roman wird, wie alle anderen Titel der schmucken Alexander-Edition, natürlich ebenfalls von mir gekauft. Trotz des nun schon jahrelangen Wirken des Verlags ist der Autor zwar immer noch für viele ein weitgehend Unbekannter, aber wie sagt man so schön: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Oder in diesem Fall ERbricht, denn vielleicht hängt ja dem ein oder anderen irgendwann doch die Fast-Food-Literatur aus dem Hals raus und gibt dann diesem Meister der politischen Spannung endlich die langverdiente Chance.
  • Jürgen Heimbach – Die Rote Hand
    • Hardcover, Februar 2019, weissbooks Verlag, 978-3863371777, 330 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Frankfurt in den 50er Jahren, Jazz und dunkle Straßen. Ein Hauch Noir. Dieser Titel wäre mir fast durch die Lappen gegangen, aber gottseidank nur fast, denn Heimbach, den mancher eventuell durch seine bei Pendragon erschienene Trilogie kennt, ist ein weiterer Vertreter der Sparte „höchstbegabt, aber schmählich vernachlässigt“. Ein Buch – und auch ein Verlag – dem ich möglichst viel Leser und positives Feedback wünsche.
  • Graham Moore – Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
    • Hardcover, Februar 2019, Eichborn Verlag, 978-3847900382, 480 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Es ist weniger die Kurzbeschreibung, die mich hier triggert, sondern naturelement der größte Detektiv aller Zeiten, Sherlock Holmes, sowie dessen Schöpfer Arthur Conan Doyle. Ich erwarte mir bei Der Mann, der Sherlock Holmes tötete keine Neuerfindung des hakennasigen Schnüfflers mit der Bruyère-Pfeife, möchte meine Sammlung aus Pastichés aber gerne weiter vervollständigen.
  • Don Winslow – Jahre des Jägers
    • Hardcover, Februar 2019, Droemer Verlag, 978-3426282199, 992 Seiten, 26,00 €
    • Crimealley-Prognose: Der voraussichtliche Abschluss der Kartell-Saga, von der ich weiterhin bisher nur Tage der Toten gelesen habe, erinnert mich daran, mich endlich mal wieder dem Herrn Winslow zu widmen. Ungeachtet seiner qualitativen Ups and Downs der letzten Jahre. An diesem Buch kommen wohl die meisten nur schwer vorbei.
  • Christof Weigold – Der blutrote Teppich
    • Broschiertes Taschenbuch, April 2019, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 978-3462051414, 640 Seiten, 16,00 €
    • Crimealley-Prognose: Auch wenn es mir etwas auf den Senkel geht, dass man schon bei Band zwei wieder das Format ändert. Weigolds nächster Ausflug ins Hollywood der 20er – und damit ins Seeting des großen Raymond Chandler – wird ebenfalls heiß erwartet. Femme Fatale, Noir – verflucht, da kann ich dann auch einfach nicht anders.
  • Nico Walker – Cherry
    • Hardcover, April 2019, Heyne Hardcore Verlag, 978-3453271975, 384 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Ob Cherry die Kirsche auf der Sahne des Heyne Hardcore Programms für dieses Halbjahr sein wird, dies bleibt abzuwarten. Die Geschichte um den traumatisierten Irak-Heimkehrer, der aufgrund einer Drogensucht in die Welt des Verbrechens abdriftet – sie ist zwar keine neue, bietet aber viel Potenzial in den Händen des richtigen Schreibers. Ob Walker ein solcher ist, davon werde ich mich selbst überzeugen müssen.
  • Christine Lehmann – Die zweite Welt
    • Broschiertes Taschenbuch, Februar 2019, Argument/Ariadne Verlag, 978-3867542371, 256 Seiten, 13,00 €
    • Crimealley-Prognose: Ein neuer Lisa-Nerz-Roman ist immer eine gute Nachricht, war mir zu meiner Schande aber bis dato in den Tickern noch gar keine Erwähnung wert. Was sich hiermit ändert, zumal Lehmanns neuer Roman über ein angekündigtes Blutbad bei einer Demo in Stuttgart eine spannende Ausgangsposition verspricht. Und auch die Idee, die komplette Handlung an einem Tag spielen lassen, ist bei einer so versierten Autorin wie Christine Lehmann sicher in den besten Händen.
  • Michelle McNamara – Ich ging in die Dunkelheit
    • Hardcover, August 2019, Atrium Verlag, 978-3855350605, 432 Seiten, 24,00 €
    • Crimealley-Prognose: Kurz vor Veröffentlichung dieses Tickers wurde ich noch auf diesen Titel aufmerksam, dessen True-Crime-Hintergrund mich sogleich hellhörig gemacht hat. Michelle McNamaras Aufarbeitung der kalifornischen Mordserie von 1976 bis 1986 wird definitiv gelesen – auch wenn ich die Details des Falls (und damit auch die Identität des Mörders) bereits kenne. Bei denjenigen, wo dies nicht der Fall ist, könnte die Lektüre natürlich nochmal definitiv mehr lohnen.

 

+++ Vorschau-Ticker „Crime“ – Winter 2018/Frühjahr 2019 – Teil 3 +++

Wer beim obigen Wort „Vorschau“ nun skeptisch schaut, der tut dies zurecht, denn aufgrund der längeren Kreativpause sind die hier aufgelisteten Titel mittlerweile fast alle längst erschienen – und vielleicht bei dem ein oder anderen auch schon im Bücherregal oder auf dem Nachttischschränkchen. Alle anderen dürfen diese Liste aber gern als Einkaufstipps verbuchen, denn ob vorausschauend oder nicht – folgende Bücher wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit meine Sammlung bereichern (Keine Angst, von den hier vertretenden Verlagen werden auch noch im nächsten Ticker ein paar Titel folgen). Wann ich übrigens dann dazu komme, das alles zu lesen, steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Und damit zur Auswahl. Was findet euren Gefallen bzw. was ihr habt ihr schon gelesen oder gekauft und wie hat es euch gefallen?

  • Ian Rankin – Ein Haus voller Lügen
    • Hardcover, Oktober 2019, Goldmann Verlag, 978-3442315253, 480 Seiten, 22,00 €
    • Crimealley-Prognose: Naja, zu einem Ian Rankin muss ich wohl hoffentlich nicht mehr viel sagen. In a House of Lies, so der Originaltitel, habe ich mir bereits letzten Oktober direkt in Edinburgh gegönnt. Und auch für die deutsche Ausgabe wird sich hoffentlich irgendein Platz im aus allen Nähten platzenden Regal finden. Gelesen habe ich den Titel übrigens bisher nicht – ich hinke noch einige Rebus-Bände hinterher – aber bis jetzt hat der Fifer Rankin noch immer geliefert. Mal ganz abgesehen davon, dass für mich seine Werke immer weit mehr als nur Krimis sind: Rasiermesserscharfe Kaleidoskope einer Stadt, die für mich schon jetzt eine Heimat fernab der Heimat ist.
  • Gary Victor – Im Namen des Katers
    • Taschenbuch, Januar 2019, litradukt Literatureditionen, 978-3940435309, 168 Seiten, 12,00 €
    • Crimealley-Prognose: Uff, Gary Victor. Ich glaube, da hatte ich hier mal vor längerer Zeit eine Vereinbarung mit einer Blogger-Kollegin geschlossen und versprochen mit der Reihe um Inspektor Azémar zu beginnen. Jetzt ist bereits der vierte Band erschienen und ich habe dem literarischen Haiti Gary Victors immer noch keinen Besuch abgestattet. Es wird Zeit, das endlich nachzuholen. Mea Culpa.
  • John Knox – Smiling Man – Das Lächeln des Todes
    • Broschiertes Taschenbuch, September 2019, Knaur Verlag, 978-3426522417, 448 Seiten, 14,99 €
    • Crimealley-Prognose: Der zweite Fall für Detective Aidan Wells aus Manchester, dieser knallharten, rauhen Stadt, in der man als Cop schon aus einem besonderen Holz geschnitzt sein muss. Knox‘ Debüt wurde ja sowohl in der Bloggosphäre als auch von seinen Schriftstellerkollegen äußerst wohlwollend aufgenommen. Thematisch sagt mir das Gesamtpaket um den lächelnden Toten ohnehin zu, also ist zugreifen angesagt.
  • Nicholas Searle – Der Sprengsatz
    • Hardcover, Juni  2019, Kindler Verlag, 978-3463407210, 352 Seiten, 20,00 €
    • Crimealley-Prognose: Natürlich habe ich auch Searles viel beachtetes Werk Verrat noch nicht gelesen und packe doch im vorauseilenden Vertrauen nun sein neues Buch Der Sprengsatz auf den Merkzettel. Ermittlungen im Islamisten-Milieu, vier Bomben in einem Fußballstadion und ein Geheimdienstoffizier, der von der Mithilfe seines V-Mannes abhängig ist. Richtig zubereitet kann aus diesem Rezept eine gelungene Agenten-Thriller-Mahlzeit werden, weswegen es auch in meine „Vorratskammer“ wandern wird.
  • Sara Gran – Das Ende der Lügen
    • Broschiertes Taschenbuch, Februar 2019, Heyne Hardcore Verlag, 978-3453271562, 352 Seiten, 16,00 €
    • Crimealley-Prognose: Claire deWitt ist zurück und allein das ist ein Grund zum Feiern, denn die von Dämonen gepeinigte Ermittlerin mit ausuferndem Drogenproblem hat für mich ein Alleinstellungsmerkmal im Krimi-Genre. Woran Candice Fox gescheitert ist und wo mich Carol O’Connell nie so richtig zu packen wusste, da hat Gran bisher immer geliefert. Außerdem: Endlich wieder weibliche Unterstützung für Angela Gennaro, Crissa Stone und Co. Mehr toughe, kantige Frauen braucht das Krimi-Land!
  • Johnny Temple (Hrsg.) – USA Noir
    • Broschiertes Taschenbuch, März 2019, CulturBooks Verlag, 978-3959881029, 624 Seiten, 15,00 €
    • Crimealley-Prognose: Kurzgeschichten-Sammlungen liegen zwar weiterhin  zumeist wie Staub in den Regalen der Buchhandlungen, kommen mir und meiner knapp bemessenen Lesezeit aber immer mehr entgegen. Wenn sich dann in einer Anthologie noch so klangvolle Namen wie Dennis Lehane, William Kent Krueger, Lee Child, Don Winslow, Michael Connelly oder Joyce Carol Oates tummeln, braucht es für mich keiner weiteren Kauf-Argumente. Das nach Ostküste, Westküste und Landesinnern aufgeteilte Buch wird wie seine Vorgänger Paris Noir und Berlin Noir den Weg in meine Sammlung finden.
  • Frank Göhre & Alf Mayer – King of Cool – Die Elmore-Leonard-Story
    • Broschiertes Taschenbuch, März 2019, CulturBooks Verlag, 978-3959881043, 240 Seiten, 15,00 €
    • Crimealley-Prognose: Erst vor wenigen Tagen haben wir zuhause die zweite Staffel der Serie Justified beendet, deren Hauptfigur Raylan Givens ja nicht nur aus Elmore Leonards Feder stammt, sondern sich in Stil und Ton an dem unvergleichlichen US-Autor orientiert, der u.a. auch für die Vorlage von Schnappt Shorty, Todeszug nach Yuma, Out of Sight und Jackie Brown verantwortlich zeichnet. Es freut mich ungemein, dass sich mit Frank Göhre und Alf Mayer nun zwei echte Kenner des Genres mit ihm befasst haben – und ich hoffe, dass in dem Zuge auch endlich die Romane (z.B. vllt. beim Unionsverlag) wieder ein Revival auf dem deutschen Buchmarkt erfahren werden.

 

+++ Der Vorschau-Ticker – Winter 2017/Frühjahr 2018 – Teil 1 +++

Es gibt ehrlich gesagt nicht viel, was ich diesem scheußlichen Aprilwetter da draußen momentan abgewinnen kann. Vor allem da ich in meiner Urlaubswoche eigentlich geplant hatte im Garten tätig zu werden. Aber es gibt ja bekanntlich zwei Seiten der Medaille – was in diesem Fall heißt: Nutze ich halt die Zeit für eine gute Lektüre. Und was ist noch besser als ein Buch? Richtig. Ein ganzes Regal davon, das man kontinuierlich weiter befüllen kann. Wie passend, dass inzwischen schon nach und nach die Verlage damit rausrücken, für welche Titel wir unserer Sucht in naher Zukunft wieder nachgeben dürfen. Den Anfang macht dabei – wie so oft – die Verlagsgruppe Random House, weshalb auch mein erster Vorschau-Ticker für das Halbjahr ab September auf diese einen näheren Blick wirft. Hier also ohne viel weiteres Gefasel die ersten vier Bücher, die es in meine äußerst enge (okay, hoffentlich enge ;-) ) Auswahl geschafft haben. Kleiner Hinweis: Wie immer werden die belletristischen Titel nochmal separat beleuchtet.

Mit „Korrupt“ geht Mike Nicols Reihe um die Agentin Vicky Kahn in die zweite Runde (Bad Cop war bereits im Februar 2015 erschienen) – und ich habe ehrlicherweise nicht mal den Auftakt gelesen. Warum der Titel trotzdem auf dem Wunschzettel landet? Nun, zum einen weil ich die „Rache“-Trilogie von Nicol noch in äußerst guter Erinnerung habe. Und zum anderen weil sich Südafrika in den letzten Jahren fast zu so etwas wie meinem Lieblingsschauplatz für Kriminalromane gemausert hat, was exzellenten Autoren wie eben Nicol, aber auch Malla Nunn, Deon Meyer, Andrew Brown oder Roger Smith zu verdanken ist. Ob Vicky Kahn das Potenzial hat mich über „Bad Cop“ hinweg zu begeistern – abwarten. Die Inhaltsbeschreibung des Nachfolgers macht aber zu neugierig, um diesen außer acht zu lassen.

Der nächste Titel ist einer aus der „Jawoll-endlich“-Kategorie, denn John Hart gehört für mich zu den besten Autoren dieses Genres, was nicht nur die zwei Edgar-Award-Auszeichnungen untermauern, sondern auch die von mir gelesenen Bücher eindrücklich und nachhaltig bewiesen haben. Und selbst wenn dem nicht so wäre: „Redemption Road – Straße der Gewalt“ fällt von der Inhaltsbeschreibung her einfach voll in mein Beuteschema. Schön, dass Hart nach fünf Jahren Schaffenspause nun endlich wieder für Nachschub sorgt. Ein ganz, ganz dicker Muss-Kauf!

Noch weitaus länger warte ich nun schon auf eine Übersetzung von „Lay Down My Sword And Shield“ aus der Feder des großen James Lee Burke. Noch im August diesen Jahres erhört mich Heyne Hardcore endlich und bringt die deutsche Übersetzung „Zeit der Ernte„. Auch wenn Hackberry Holland für mich persönlich immer im Schatten von Dave Robicheaux stehen wird – auf seinen ersten, richtigen Auftritt freue ich mich sehr. Und selbst für den Fall, dass ich damit der Professionalität gänzlich den Rücken kehre: Die Cover von Heyne Hardcore muss ich einfach mal loben – sehen richtig stark aus und passen perfekt zum jeweiligen Inhalt. Das gilt übrigens auch für die TB-Neuauflage von „Mississippi Jam„, welche ebenfalls dieses Jahr, allerdings im Dezember, erscheinen wird. Da das Auge manchmal mitliest und Burke bei mir ne Sonderstellung hat, packe ich mir den Titel wohl dann sogar mal doppelt ins Regal.

Alte Freunde“ macht von der Aufmachung weniger her, was mir allerdings auch vollkommen wurscht ist, so lange die Story zwischen den Buchdeckeln liefert. Und das hat John Niven bei den von mir gelesenen Bücher bis dato noch jedes Mal getan. Auch hier werde ich wohl tief in die ausgefranste Tasche greifen und zuschlagen.

Und was lässt euch den Geldbeutel zücken?

  • Mike Nicol – Korrupt (Taschenbuch, Januar 2018 – btb Verlag – 978-3442715923)
  • Inhalt: Bring Linda Nchaba nach Südafrika zurück! So lautet der Auftrag an Agentin Vicky Kahn, die sich um die Sicherheit des Staates kümmern soll. Dass Linda nicht nur Expertin in Sachen Kindesentführung, sondern auch ein Topmodel mit besten Verbindungen zum Sohn des südafrikanischen Präsidenten ist, macht die Sache nicht einfacher. Auch, als Vicky beobachten muss, wie Linda am Amsterdamer Flughafen außer Gefecht gesetzt wird. Und sie ihre wichtigste Kontaktperson in Berlin tot auf dem Küchenfußboden findet. Kopfschuss. Vickys Instinkt sagt ihr: Such das Weite! Aber leider ist auch ihr eigener Geliebter in den Fall verwoben …
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© btb

  • John Hart – Redemption Road – Straße der Vergeltung (Hardcover, September 2017 – C. Bertelsmann Verlag – 978-3570103104)
  • Inhalt: Ein Junge wartet mit einer Waffe auf den Mann, der seine Mutter getötet hat. Eine Polizistin, die in Schwierigkeiten steckt, wird nach einer brutalen Schießerei mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Nach dreizehn Jahren im Gefängnis wird ein Polizist in die Freiheit entlassen – doch für wie lange?
    John Hart beschreibt eine Stadt am Abgrund. Ihre Einwohner scheinen alle auf der Straße der Verdammnis unterwegs zu sein.
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© C. Bertelsmann

  • James Lee Burke – Zeit der Ernte (Paperback, Klappbroschur, August 2017 – Heyne Hardcore – 978-3453271012)
  • Inhalt: Eine texanische Kleinstadt an der Grenze zu Mexiko. Als Hackberry Holland im Jahr 1967 aus dem Koreakrieg zurückkehrt, wird er von vielen Seiten zu einer politischen Karriere gedrängt. Doch der Anwalt setzt sich stattdessen für einen mexikanischstämmigen Landarbeiter ein, der kurz vor seiner Freilassung im Gefängnis ermordet wird. Bald kommt es zu handfesten Auseinandersetzungen mit der Polizei und gewaltbereiten Rednecks.
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© Heyne Hardcore

  • John Niven – Alte Freunde (Hardcover, November 2017 – Heyne Hardcore – 978-3453269446)
  • Inhalt: Zwei alte Schulfreunde. Craig war früher der charismatische Anführer, zu dem alle aufschauten und der zum Rockstar avancierte. Alan stand stets im Abseits, war Mitläufer. Dreißig Jahre später haben sich die Vorzeichen radikal geändert. Alan ist erfolgreicher Gourmetkritiker und Bestsellerautor, während sich Craig als Obdachloser auf Londons Straßen rumtreibt. Das Schicksal führt die beiden wieder zusammen. Alan greift seinem alten Freund unter die Arme und versucht ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Und bald ist nichts mehr so wie es war.
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© Heyne Hardcore

 

+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2017 – Teil 7 +++

Wie bereits angekündigt befasse ich mich in meinem letzten Ticker für die aktuelle Vorschau-Saison mit dem weit gefassten Feld der Belletristik. Und auch wenn da für mein Dafürhalten die ganz großen Titel dieses mal fehlen, sind doch ein paar Bücher zusammengekommen, die nicht nur Neugierde wecken, sondern letztlich wohl auch den hauseigenen Geldbeutel schröpfen werden. Überhaupt ist der Anteil an Non-Crime-Fiction bei mir zuletzt immer mehr gestiegen, was u.a. daran liegt, dass man selbst inwischen weit offener füt Tipps aus allen Richtungen ist bzw. sich Beuteschema und Leseverhalten in den vergangenen Jahren doch stark geändert haben. In der Hoffnung, dass das auch bei ein paar von meinen Blog-Besuchern der Fall ist, hier mal meine heiß erwarteten Neuerscheinungen.

Den Anfang macht „Fay“ von Larry Brown, zu dem ich jetzt nicht viel weitere Worte verliere, sondern einfach Heyne CORE Verlagsleiter Markus Naegele zitiere, der folgendes über das Buch schreibt:

Fay hat eine ungewöhnliche Publikationsgeschichte. Kurz nachdem ich 1998 als Junglektor zum Heyne Taschenbuch stieß, bekam ich das Manuskript eines gewissen Larry Brown auf den Tisch. Es war umfangreich und nicht unbedingt das, was im Heyne Verlag seinerzeit veröffentlicht wurde. Aber ich war eifrig und sehr begeistert, also las ich das ganze Manuskript. Trotzdem war mir bewusst, dass es dafür im Heyne-Taschenbuch eher keinen Platz gäbe, also legte ich das Buch zur Seite beziehungsweise ins Regal. Dort blieb es auch die nächsten Jahre. Es überstand alle Umzüge unbeschadet, denn ich wusste, dass irgendwann der richtige Moment für das Buch kommt.

Und dieser Moment ist jetzt gekommen! Larry Brown ist ein Autor aus dem Süden der USA, der dort für viele andere Autoren und auch Musiker sehr einflussreich war, der vielfach ausgezeichnet wurde und 2004 im Alter von 53 Jahren viel zu früh verstorben ist. Aus unerfindlichen Gründen ist bis heute keines seiner Werke auf Deutsch veröffentlicht. Das werden wir mit Fay jetzt ändern.

Der Roman erzählt die Geschichte der 17-jährigen Fay, einer bildhübschen jungen Frau, die von Zuhause, von ihrem gewalttätigen Vater, wegläuft. Mit nichts als zwei Dollars in der Handtasche verlässt sie ihre Hütte im Wald und macht sich auf den Weg Richtung Küste, auf der Suche nach einem besseren Leben. Auf diesem Weg erlebt sie allerhand Bedrohliches, Gewalttätiges, aber auch Liebe und Hoffnung.

Mich hat dieser Roman mehr als 15 Jahre nicht losgelassen. Als ich ihn jetzt noch einmal gelesen habe, hat wer mich erneut kalt erwischt. Wie eine epische Breitbandfassung von Winters Knochen, dem Klassiker von Daniel Woodrell, erzählt Larry Brown eine harte Geschichte, aber sehr feinfühlig und sprachlich großartig. In den USA wurde Larry Brown immer wieder mit literarischen Großkalibern wie William Faulkner, Raymond Carver, Flannery O’Connor, John Steinbeck, Ernest Hemingway oder Mark Twain verglichen, nicht zu unrecht.

Ehrlich gesagt hätte es dieser Worte bei mir nicht gebraucht, um Interesse für „Fay“ zu wecken. Neben dem mich instinktiv ansprechenden Klappentext reicht allein Markus Beteiligung an dieser „Entdeckung“ aus, um mich vom Kauf zu überzeugen, funken wir literaturtechnisch doch seit vielen Jahren auf einer Wellenlänge. In dem Sinne: Shut up and take my money! ;-)

Carsten Jensens „Der erste Stein“ befasst sich mit einem äußerst aktuellen Thema und schickt uns ans der Seite eines Zugs dänischer Soldaten in ein Militärcamp in Afghanistan. Ich muss gestehen, dass ich hier immer noch auf eine (wertige) Unterhaltungslektüre zu diesem Konfikt warte. Und Jensens Buch weckt da doch gewisse Hoffnungen bzw. birgt einiges an Potenzial. Werde mal die ein oder andere Besprechung abwarten, bevor ich mir selber ein Bild mache.

Für Proulx „Aus hartem Holz“ gilt das nicht, denn die hat bereits mit „Postkarten“ und „Schiffsmeldungen“ eindrücklich bewiesen, was für eine große Schriftstellerin sie ist. Im Verbund mit dem Schauplatz der endlosen nordamerikanischen Wälder reicht das schon voll und ganz aus, um aber sowas von sicher in mein Bücherregal zu wandern.

Allein der Preis (39,95 €!!) könnte mich vom Kauf von Upton Sinclairs „Boston“ abhalten, dessen „Der Dschungel“ mir bis heute nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Die in den 20ern angesiedelte Handlung um einen der größten Justizirrtümer (zwei Menschen zu Unrecht zum Tode verurteilt) in der amerikanischen Geschichte war in Sinclairs Händen sicher mehr als gut aufgehoben. Und an Boston habe ich seit „Departed“ und Lehane sowieso irgendwie einen Narren gefressen. Dennoch: Hier werde ich wahrscheinlich aufs TB warten.

Skizzen und Erzählungen über New Orleans. Aus der Feder von William Faulkner. Übersetzt von Arno Schmidt. Herausgegeben vom Diogenes Verlag. Alles gute Argumente. Und das ich Faulkners Werk sammle, wie Eichhörnchen die Nüsse, rundet das dann nochmal ab. Muss. Ich. Haben.

Licht und Glut“ klingt irgendwie nach einem James-Lee-Burke-Titel und scheint zumindest ähnlich rauh daherzukommen. Eines dieser vermeintlich schroffen, unangepassten Werke über das ländliche Amerika außerhalb der blühenden Metropolen. Eine Thematik, die ja auch im Krimi-Bereich derzeit ziemlich in ist, mich tatsächlich jedoch schon seit weit längerer Zeit fasziniert. Jennifer Haigh kenne ich nicht. Und Droemer Knaur ist jetzt ehrlich gesagt auch nicht der Verlag, wo ich so einen Titel vermutet hätte. Hier werde ich einfach mal den Sprung ins kalte Wasser wagen.

Was gönnt ihr euch? Oder kauft ihr doch lieber Taschenbücher?

  • Larry Brown – Fay (Hardcover, Mai 2017 – Heyne Hardcore – 978-3453270961)
  • Inhalt: Der Roman erzählt die Geschichte der 17-jährigen Fay, einer bildhübschen jungen Frau, die von Hause, von ihrem gewalttätigen Vater, wegläuft. Mit nichts als einer Packung Zigaretten und zwei Dollar in der Handtasche verlässt sie ihre Hüte im Wald und macht sich auf den Weg Richtung Küste, auf der Suche nach einem bessere Leben. Auf diesem Weg erlebt sie allerhand Bedrohliches, Gewalttätiges, aber auch Liebe und Hoffnung.
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(c) Heyne Hardcore

  • Carsten Jensen – Der erste Stein (Hardcover, März 2017 – Albrecht Knaus Verlag – 978-3813507416)
  • Inhalt: In einem Militärcamp in Afghanistan trifft ein Zug dänischer Soldaten ein, 24 Männer und die Soldatin Hannah unter Führung des charismatischen Rasmus Schrøder. Alle sind hochmotiviert, hervorragend ausgebildet und abenteuerhungrig. Doch die Tage fließen monoton dahin, bis durch eine Landmine zwei Männer sterben und eine sich immer schneller drehende Spirale der Gewalt in Gang setzt. Als schließlich Schrøder die Truppe verrät, gerät alles außer Kontrolle.
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(c) Albrecht Knaus

  • Annie Proulx – Aus hartem Holz (Hardcover, März 2017 – Luchterhand Verlag – 978-3630872490)
  • Inhalt: Annie Proulxs erster Roman seit über zehn Jahren, das lang erwartete Meisterwerk der Pulitzerpreisträgerin: ein monumentales Epos, das lebensprall, sprachgewaltig und intensiv dreihundert Jahre nordamerikanischer Geschichte einfängt und von der Abholzung der scheinbar endlosen Wälder erzählt, vom ewigen Kampf zwischen Mensch und Natur.
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(c) Luchterhand

  • Upton Sinclair – Boston (Hardcover, Juni 2017 – Manesse Verlag – 978-3717523802)
  • Inhalt: Glamour, Jazz und endlose Partys: Das waren die Roaring Twenties. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit – Upton Sinclair zeigt uns die ganze. Denn während die Happy Few feierten, wurden die Massen mittels brutaler Klassenjustiz niedergehalten. Am Beispiel der einflussreichen Ostküsten-Sippe Thornwell zeigt «Boston», wie das System staatlich sanktionierter Korruption funktionierte. Als Kulminationspunkt dient der Schauprozess gegen die zwei bekanntesten Justizopfer der amerikanischen Geschichte, Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die 1927 wegen Mordes hingerichtet wurden. In diesem ergreifenden Buch geht es um die moralische Glaubwürdigkeit offizieller Repräsentanten und Institutionen, um Menschenliebe und Bürgerpflicht, um Gerechtigkeit und den Mut zur Wahrheit.
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(c) Manesse

  • William Faulkner – New Orleans – Skizzen und Erzählungen (Hardcover, März 2017 – Diogenes Verlag – 978-3518804100)
  • Inhalt: 1925 veröffentlichte der damals noch völlig unbekannte William Faulkner einige Skizzen und Kurzgeschichten in regionalen Zeitschriften. Einfache Leute sind das Personal dieser in New Orleans angesiedelten Genrebilder, Seeleute, Schmuggler, Bettler und Huren, Wettbetrüger und Priester. 1960 wurden diese „New Orleans Sketches“ des mittlerweile weltberühmten Nobelpreisträgers Arno Schmidt zur Übersetzung angeboten. Er griff, wie er sagte, nur »aus Reklamegründen« zu, denn er mochte Faulkner nicht. Seine 1962 erschienene deutsche Version der Sketches ist trotzdem brillant – in Faulkners Alltagssprache war Schmidt eben zu Hause.
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(c) Diogenes

  • Jennifer Haigh – Licht und Glut (Hardcover, April 2017 – Droemer Verlag – 978-3426281697)
  • Inhalt: Bakerton im ländlichen Pennsylvania hat schon bessere Zeiten gesehen. Die einst blühende Region ist durch den Niedergang von Kohle und Stahl schwer gezeichnet. Ist es da Segen oder Fluch, dass ein Energiekonzern den verarmten Landbesitzern plötzlich das große Geld verspricht? Naivität und Gier, Hysterie und blinder Aktivismus, Ehekrisen und unverhoffte neue Allianzen – der Erdgas-Boom bringt die kleine eingeschworene Gemeinschaft aus den Fugen. 
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(c) Droemer

+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2017 – Teil 5 +++

Der fünfte Vorschau-Ticker wirft den Blick auf zwei weitere Titel aus der Verlagsgruppe Random House sowie mehr Licht auf meine am meisten erwarteten Bücher aus dem Spannungsbereich des Suhrkamp Verlags. Das Wort Spannungsbereich sei betont, da ich am Schluss meiner Vorschau-Reihe nochmal explizit näher auf die verheißungsvollsten Kandidaten im Bereich der Belletristik bzw. modernen Unterhaltungsliteratur eingehen werde. Und soviel sei vorab verraten – das sind schon ein paar Romane dabei, die mir den Mund mindestens genauso wässrig machen, wie manch Krimi. Doch nun zu den heutigen Auserwählten:

Marlon James‘ mit dem „Man Booker Prize“ ausgezeichnetes Werk „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ scheint das (zweite) Highlight in diesem Halbjahresprogramm von Heyne Hardcore zu werden und wurde gleich von mehreren renommierten Übersetzern (u.a. Robert Brack) ins Deutsche übertragen. Das – sowie die stattliche Zahl von 864 Seiten – mag die Ursache für den ebenso stattlichen Preis von knapp 28 € sein. Eine inzwischen fast salonfähig gewordene Summe für gebundene Bücher, die ich allerdings im Fall von Heyne Hardcore gerne zu zahlen bereit bin. Vor allem, wenn es den vielen Vorschusslorbeeren gerecht wird. Die Vergangenheit zeigt jedoch auch hier, dass Markus Naegele und sein Team sehr, sehr oft ein gutes Gespür für große Literatur besitzen. In diesem Sinne, Markus: Fuck Yeah! Das wird gekauft.

Nach C. Bertelsmann („Die sieben Leben des Arthur Bowman„) und Ullstein („Fakire„) übernimmt nun der inzwischen auch auf Deutsch veröffentlichende Penguin Verlag den Autor Antonin Varenne. Und da es fast so scheint, als würde der „Country Noir“ derzeit ein höchst aktuelles Thema sein, kommt „Die Treibjagd“ zu einem passenden Zeitpunkt. Hinterwäldler, archaische Wildnis, verfeindete Clans und ein Umweltskandal – das klingt so, als könnte es in mein Beuteschema passen.

Weiter geht’s mit Suhrkamp, wo mit „Beton Rouge“ ein neuer Kiez-Krimi von Simone Buchholz erscheint, die ich schon seit ihren Jahren bei Knaur (nicht Piper, danke für die Korrektur) immer wieder von meinen Merkzetteln rauf unter runterschiebe, unschlüssig, ob ich es mit der Lektüre wagen soll oder nicht. Da zuletzt allerdings immer mehr aus der Krimi-Szene hier voll des Lobes sind, habe ich jetzt mal den Kauf vom neuen Titel fest eingeplant.

Der Klappentext von William Shaws „Der gute Mörder“ holt mich jetzt zwar nicht wirklich ab, doch aufgrund der positiven Erfahrungen mit seiner Trilogie über die Sixties (bisher ward nur der erste gelesen) kommt auch dieses Buch in die engere Auswahl. Und weil ich Bücher aus der Mörderperspektive auf unheimliche Art und Weise faszinierend finde – wenn es denn gut umgesetzt wird.

Louise Meys „Das Spiel mit der Angst“ war mal aus Verdacht hier in der Liste mit aufgenommen, ist die Autorin doch ein (für mich) ungeschriebenes Blatt. Doch das Thema Gewalt gegen Frauen ist ein heißes und kann, wenn richtig angepackt, durchaus zugkräftig im Spannungsroman verarbeitet werden. Hier wird es interessant sein zu sehen, wie geerdet der Plot daher kommt oder ob die Autorin einfach nur nach weiblicher Leserschaft fischt.

Und damit Feierabend für heute.

  • Marlon James – Eine kurze Geschichte von sieben Morden (Hardcover, März 2017 – Heyne Hardcore – 978-3453270879)
  • Inhalt: Jamaika, 1976: Sieben bewaffnete Männer dringen in das Haus des Reggae-Musikers Bob Marley ein und eröffnen das Feuer. Marleys Manager wirft sich schützend über ihn und erleidet dabei lebensgefährliche Verletzungen. Marleys Frau Rita wird ebenfalls schwer verwundet, er selbst bleibt mit leichteren Verletzungen an Armen und Brust zurück. Wer waren die Täter? Was waren ihre Motive? Ausgehend von dem Attentat und den Spekulationen, die sich darum ranken, entwirft Marlon James ein vielseitiges Stimmungsbild Jamaikas in den 70er und 80er Jahren voll Gewalt, politischer Willkür, Drogen und Intrigen, ausgestaltet bis ins kleinste Detail.
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(c) Heyne Hardcore

  • Antonin Varenne – Die Treibjagd (Taschenbuch, Juni 2017 – Penguin Verlag – 978-3328101567)
  • Inhalt: Zwei rivalisierende Familien kämpfen seit Generationen um die Herrschaft über ein gottverlassenes Nest im Massif Central. Die Courbiers und die Messenets führen ihre Provinzimperien mit harter Hand und unter rücksichtsloser Ausbeutung von Mensch und Natur. Rémi Parrot, der seit seiner Jugend entstellte Revierjäger, kämpft als einsamer Cowboy gegen die verkrusteten Clanstrukturen und um die Liebe der schönen Michèle Messenet. Als er einem Umweltskandal auf der Spur ist, beginnt eine mörderische Treibjagd durch düstere Wälder und unterirdische Tunnelsysteme. Fein gesponnener, archaischer Thriller um Schuld und Sühne vor der grandiosen Kulisse einer einstmals erhabenen Landschaft.
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(c) Penguin

  • Simone Buchholz – Beton Rouge (Broschiertes Taschenbuch, August 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3518467855)
  • Inhalt: Ein ungewöhnlich warmer Septembermorgen auf St. Pauli. Der Regen der letzten Nacht ist noch nicht verdunstet, und vor dem Gebäude eines großen Zeitschriftenverlags steht ein Käfig, darin der Chef der Personalabteilung. Nackt, bewusstlos und offensichtlich misshandelt. Drei Tage später steht der nächste Käfig vorm Verlag, diesmal liegt der Geschäftsführer drin. Riley und ihr neuer, undurchsichtiger Kollege Stepanovic glauben zunächst an einen Racheakt der Verlagsmitarbeiter – seit Jahren werden Leute entlassen, während sich die Führungskräfte dicke Boni in die Taschen stopfen. Als dann ans Licht kommt, dass alle drei Opfer nicht nur ihr Status, sondern auch eine mehr als zweifelhafte Vergangenheit verbindet, verschwindet der Vorstandsvorsitzende …
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(c) Suhrkamp

  • William Shaw – Der gute Mörder (Broschiertes Taschenbuch, Juli 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3895814402)
  • Inhalt: Der Police Sergeant und passionierte Vogelbeobachter William South hat zwei gute Gründe, wieso er nicht in einem Mordfall ermitteln will, der seinen Heimatort erschüttert. Die Zugvögel machen gerade Zwischenhalt an der Küste von Kent. Und er ist selbst ein Mörder. Souths Verbrechen liegt lange zurück und ist nie aufgedeckt worden, er war damals noch ein Kind und lebte in Nordirland. Doch nun scheint ihn die Vergangenheit einzuholen. Als ein Freund von South brutal ermordet aufgefunden wird, ist allzu schnell der Täter ausgemacht: Danny Fraser, ein Landstreicher, der sich anscheinend selbst gerichtet hat. South kennt ihn aus seiner Kindheit und glaubt nicht, dass er der Mörder war. Doch was hat Fraser überhaupt nach Kent verschlagen? An der Seite seiner neuen Vorgesetzten Alexandra Cupidi, einer gerade aus London zugezogenen alleinerziehenden Mutter, sucht South nach den wahren Hintergründen des Mordes. Stets erfüllt von der Angst, dass sein lange gehütetes Geheimnis gelüftet wird.
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(c) Suhrkamp

  • Louise Mey – Das Spiel mit der Angst (Taschenbuch, August 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3518467848)
  • Inhalt: Dueso, alleinerziehende Mutter und hartgesottene Kriminalpolizistin, hat es sich in den Kopf gesetzt, zusammen mit ihrem Ermittlerteam der Gewalt gegen Frauen in ihrer Stadt ein Ende zu setzen. Die völlig uneinsichtigen Täter, mit denen sie es zu tun bekommt, sind ihr mehr als zuwider. Doch plötzlich wird alles anders, als ein männliches Opfer auftaucht, das noch dazu aus Scham nicht über die Nacht des Verbrechens sprechen will. Bald darauf kommt es zu weiteren Überfällen auf Männer, und der Beginn einer unerhörten Gewaltserie stellt Dueso und ihren Freund und Kollegen Marco auf eine harte Probe: Sie müssen ihr bisheriges Ermittlungsschema über Bord werfen und sich in die Psyche der frauenfeindlichen Opfer begeben – und zwar sehr viel tiefer, als ihnen lieb ist.
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(c) Suhrkamp

 

+++ Der Vorschau-Ticker – Winter/Frühjahr 2016/2017 – Teil 2 +++

Da Random House gleich eine ganze Vielzahl von Verlagshäusern unter einem Dach vereint, erwarte ich besonders hier die Vorschauen zumeist mit großer Spannung, wobei der Heyne Verlag jedes Jahr aufs Neue die größte Dichte an Treffern aufweist, welche genau meinen literarischen Geschmacksnerv ins Visier nehmen. Das ist auch im Halbjahr 2016/2017 nicht anders. Im Gegenteil: Vor allem der September schickt sich an der teuerste Monat des Jahres zu werden, da hier gleich mehrere Titel meine Aufmerksamkeit wecken und meinen Geldbeutel an die Belastungsgrenze treiben.

Los geht’s allerdings bereits im August mit David F. Ross „Schottendisco„, das vom Setting, der schottischen Provinz, bis hin zum zeitlichen Kontext, den 80er Jahren (bin selbst in diesem Jahrzehnt aufgewachsen), schon mal alles richtig macht. Darüber hinaus ist der Titel eine Wundertüte, zumal mit der Autor bis heute unbekannt war. Die Tatsache, dass Markus Naegele es allerdings als würdig für sein Programm erachtet, reicht in der Regel jedoch aus, um einen Kauf zu rechtfertigen. Enttäuschungen, wie das eher fade „Winter Family“, bilden die Ausnahme.

Dann kommt der prallvolle September, wo Gregor Webers „Asphaltseele“ den Anfang macht. Deutscher Hardboiled. Das ist immer so eine Sache. Autoren wie Frank Göhre oder zuletzt David Gray zeigen jedoch, dass es funktioniert, wenn der richtige Schreiber die Feder führt. Ob Weber dies ist, bleibt abzuwarten. Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist mir als ehemaliger Pendler allerdings nicht unbekannt. Allein daher werde ich mal einen Blick riskieren. Mal sehen, ob es wirklich so ein Drecksloch ist, wie Weber andeutet – und ich es in Erinnerung habe.

Die zwei Welshs sind sicherlich keine Muss-Käufe, aber meine alte „Porno„-Ausgabe hat erstens die besten Tage hinter sich und zweitens habe ich von den aktuellen Titeln des Autors keinen mehr gelesen. Das „Ein ordentlicher Ritt“ dann noch in Edinburgh, meiner Lieblingsstadt spielt, muss ein Zeichen von ganz oben sein. ;-)

Über Stephen King verliere ich jetzt mal keine großen Worte. Ich liebe King. Ich kaufe jedes Buch von ihm. Punkt.

Dann kommt im September eine Autobiographie, die ich schon lange sehnlichst erwarte. Der „Boss“ persönlich gibt sich die Ehre und wirft einen Blick zurück auf sein Leben. Ich bin mit dem Sound Springsteens aufgewachsen – verbinde viele schöne Momente meiner Jugend mit ihm – und er begleitet mich bis heute. „Born to Run“ ist ein Muss-Kauf und auch ein perfektes Weihnachtsgeschenk für den ein oder anderen in meiner Verwandtschaft.

Mit „Zeit der Jagd“ von Crais bringt Heyne endlich wieder einen Pike/Cole-Titel, der vorher bereits noch nicht auf Deutsch veröffentlicht worden ist. Leider habe ich zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Informationen zum Inhalt (Bin jetzt auch gerade einfach zu faul, die englische Summary zu übersetzen). Ich werde diesen aber bei Verfügbarkeit natürlich nachreichen. Crais-Fans wird’s wohl eh schnuppe sein. Die wissen, was sie an diesem Autor haben, der übrigens vor zwei Jahren wohlverdienterweise den Grand Master Award verliehen bekommen hat.

So, und nun kommen die drei Titel, die mir das breiteste Grinsen ins Gesicht fräsen. Mit „Vater und Sohn“ bringt Heyne Hardcore im November die Übersetzung von „House of the Risung Sun„. Ein James-Lee-Burke-Roman über seine Holland-Dynastie, der uns in die Zeit von Butch und Cassidie zurückführt und von den Kritiken in den USA gefeiert wurde. Und selbst wenn Letzteres nicht der Fall gewesen wäre. Jeder Burke, der hierzulande aufschlägt, muss gepriesen werden, bedenkt man wie lange dieser großartige Autor in Deutschland in Vergessenheit geraten war. Ich hoffe, dass Heyne Hardcore (und auch Pendragon) hier über die volle Distanz gehen und genug Leute zuschlagen, damit die Verlage uns das gesamte Werk auf Deutsch kredenzen können. Interesse scheint da zu sein, was sich auch daran zeigt, dass „Sturm über New Orleans„, zuerst im Paperback-Format bei Pendragon erschienen, nun im Heyne Hardcore-Programm ebenfalls (diesmal im TB) aufgelegt wird. Und auch wenn ich das nur ungern zugebe, lieber Günther Butkus – das hier gewählte Cover gefällt mir um Längen besser.

Zum Abschluss schließlich ein Buch, dessen Veröffentlichungsdatum ich mit Vorsicht genieße, da aufgrund von Scott Lynchs Krankheitsgeschichte bereits der dritte Band, „Die Republik der Diebe„, gleich mehrfach verschoben wurde. Ein Schicksal, das auch „Das Schwert von Emberlain“ im Original jetzt schon geteilt hat. Letztendlich ist es dies aber gleich. Bisher hat sich das Warten noch immer gelohnt. Die „Gentleman-Ganoven“-Reihe ist so mit Abstand die kreativste, dreckigste, witzigste und auch herzerwärmenste Fantasy-Saga, die ich seit Jahren lesen durfte. Übrigens ein echter Geheimtipp, selbst für Leser, die sonst eher im Krimi (und da vor allem im Hardboiled-Bereich) gewildert haben.

Noch eine kleine Information am Schluss: Derzeit sind die ISBNs und Titel des Heyne-Programms (bis auf wenige Ausnahmen) noch nicht bibliographierbar. Das wird sich aber in absehbarer Zeit (in spätestens zwei, drei Wochen) mit Sicherheit geändert haben.

Und nun genug der Worte. Ist da auch was für euch dabei?

  • David F. Ross – Schottendisco (Paperback, August 2016 – Heyne Hardcore – 978-3-453-27040-4)
  • Inhalt: Zwei Jungs in der schottischen Provinz in den Achtzigern. Kein Plan, keine Perspektive. Was machen? Wie wäre es mit einer mobilen Disco? Gute Popmusik, die gibt es. Und die beiden kennen sich aus. Also wird eine kleine Anlage geliehen, und bald gibt es die ersten Geburtstagspartys. Und das erste Geld. Dumm nur, dass die beiden eines nicht wissen: Die Gegend wird von einem Partyveranstalter kontrolliert, der keinen Spaß versteht, wenn ihm jemand die Aufträge streitig macht.
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(c) Heyne Hardcore

  • Gregor Weber – Asphaltseele (Klappbroschur, September 2016 – Heyne Hardcore – 978-3-453-27020-6)
  • Inhalt: »Mein Name ist Ruben Rubeck. Ich bin siebenundvierzig, sehe aus wie siebenundfünfzig und fühle mich manchmal wie siebenundachtzig. Geschieden, kinderlos und Kriminalkommissar, was in meinem Alter ein lächerlich niedriger Dienstgrad ist, aber das geht mir am Arsch vorbei. Ich komme zurecht. Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist mein Revier. Viele denken, ich würde da wohnen, weil es bei mir für mehr nicht reicht, weil ich mich im Dreck wohlfühle und mit meinem Gesicht sowieso nirgends sonst in Frankfurt eine Wohnung bekäme, aber das stimmt nicht. Ich hab’s einfach gerne nah zur Arbeit.«
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(c) Heyne Hardcore

  • Irvine Welsh – Porno (Taschenbuch, September 2016 – Heyne Hardcore – 978-3-453-67705-0)
  • Inhalt: Es gibt sie noch, die Jungs aus der Trainspotting-Crew! Zehn Jahre älter, aber kein bisschen weiser, haben sie nichts anderes im Kopf als die ultimative Abzocke, alte Rechnungen und den internationalen Durchbruch in der Pornoindustrie. Eine außergewöhnliche Geschichte über Lebenspläne, Freundschaft und Geschäftemachen – witzig, charmant und voller Seitenhiebe auf Scheinheilige und moralische Saubermänner.
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(c) Heyne Hardcore

  • Stephen King – Mindcontrol (Gebunden, September 2016 – Heyne Verlag – 978-3-453-27086-2)
  • Inhalt: In Zimmer 217 ist etwas aufgewacht. Etwas Böses. Brady Hartsfield, verantwortlich für das Mercedes-Killer-Massaker mit vielen Toten liegt seit fünf Jahren in einer Klinik für Neurotraumatologie im Wachkoma. Seinen Ärzten zufolge wird er sich nie erholen. Doch hinter all dem Sabbern und In-die-Gegend-Starren ist Brady bei Bewusstsein – und er besitzt tödliche neue Kräfte, mit denen er unvorstellbares Unheil anrichten kann, ohne sein Krankenzimmer je zu verlassen. Ex-Detective Bill Hodges, den wir aus Mr. Mercedes und Finderlohn kennen, kann die Selbstmordepidemie in der Stadt schließlich mit Brady in Verbindung bringen, aber da ist es schon zu spät.
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(c) Heyne

  • Irvine Welsh – Ein ordentlicher Ritt (Paperback, Klappbroschur, September 2016 – Heyne Hardcore – 978-3-453-27067-1)
  • Inhalt: Juice Terry Lawson ist der unangenehmste Taxifahrer von ganz Edinburgh. Seine männlichen Fahrgäste textet er gnadenlos zu, die Frauen versucht er flachzulegen. Es kann sich eigentlich nur um ein Versehen handeln, dass ausgerechnet der amerikanische Fernsehstar Ronald Checker ihn als seinen Stammfahrer engagiert. Als dann ein Hurrikan die Ostküste Schottlands heimsucht und die Stadt im Chaos versinkt, verschwindet Terrys gute Freundin Jinty. Zuletzt wurde sie im berüchtigten Pub Ohne Namen gesehen. Ronald Checker wird wohl oder übel einen Umweg in Kauf nehmen müssen …
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(c) Heyne Hardcore

  • Bruce Springsteen – Born to Run – Die Biographie (Gebunden, September 2016 – Heyne Verlag – 978-3-453-20131-6)
  • Inhalt: Selten zuvor hat ein Bühnenkünstler seine eigene Geschichte mit solch einer Kraft und solch einem lodernden Feuer niedergeschrieben. Wie viele seiner Songs (“Thunder Road”, “Badlands”, “Darkness on the Edge of Town“, “The River”, “Born in the U.S.A.“, “The Rising“ oder “The Ghost of Tom Joad,” um ein paar wenige zu erwähnen) ist Bruce Springsteens Autobiografie geprägt von der Lyrik eines einzigartigen Songwriters und der Weisheit eines Mannes, der ausgiebig über seine Leben nachgedacht hat.
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  • Robert Crais – Zeit der Jagd (Taschenbuch, Oktober 2016 – Heyne Verlag – 978-3-453-43881-1)
  • Inhalt: – noch kein Inhalt bekannt – aktuellster Band der Elvis-Cole/Joe-Pike-Serie –
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  • James Lee Burke – Vater und Sohn (Paperback, Klappbroschur, November 2016 – Heyne Hardcore – 978-3-453-27088-6)
  • Inhalt: Vater und Sohn ist ein epischer Roman über das Ende des Wilden Westens und den Beginn des 20. Jahrhunderts. Texas Ranger Hackberry Holland wird zur Zeit der mexikanischen Revolution von seinem Sohn Ishmael getrennt, den er in der Folge aufzuspüren versucht, um sich mit ihm auszusöhnen. Dabei fällt er Soldaten der Revolutionsarmee in die Hände, die ihn verdächtigen, als Texas Ranger im Rahmen einer Strafexpedition mexikanische Zivilisten ermordet zu haben. Der Roman springt zurück in die Zeit von Butch Cassidy und Sundance Kid und endet im Ersten Weltkrieg.
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(c) Heyne Hardcore

  • James Lee Burke – Sturm über New Orleans (Taschenbuch, Klappbroschur, Januar 2017 – Heyne Hardcore – 978-3-453-67716-6)
  • Inhalt: Hurrikan Katrina trifft New Orleans mit voller Wucht. In der überfluteten Stadt treiben Leichen umher, und die Menschen versuchen panisch, ihr Hab und Gut zu retten. Die Häuser sind verlassen, der Strom ist weg und keine Spur mehr von Recht und Ordnung. Ein tiefer Graben des Misstrauens trennt die weiße und die schwarze Bevölkerung, während Hilfe der Behörden auf sich warten lässt. Inmitten dieses Szenarios soll Dave Robicheaux die Vergewaltigung an einem jungen Mädchen aufklären und einen verschwundenen Priester finden. Dabei müsste er sich viel dringender um den Gründer einer Bürgerwehr kümmern, der wesentlich gefährlicher ist als die vielen Verbrecher, die damit beschäftigt sind, die Stadt zu plündern.
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(c) Heyne Hardcore

  • Scott Lynch – Das Schwert von Emberlain (Papernback, Klappbroschur, März 2017 – Heyne Verlag – 978-3-453-31749-9)
  • Inhalt: – noch kein Inhalt bekannt; die langerwartete Fortsetzung der „Gentleman-Ganoven“-Reihe –
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(c) Heyne