+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2018 – Teil 4 +++

Inzwischen sind – bis auf wenige heiß erwartete Ausnahmen – alle Verlagsvorschauen online gegangen und auf meinem Merkzettel wird es zunehmend unübersichtlich. Weiterhin auffällig: Im Non-Krimi-Bereich sind besonders viele interessante Titel dabei, weswegen die Ticker-Reihe diesmal eventuell etwas länger ausfallen könnte. Doch vorerst bleiben wir bei der Spannungsliteratur und wenden uns in der vorliegenden Auswahl u.a. den Verlagen Klett Cotta und Kiepenheuer & Witsch zu.

Den Anfang macht Michaela Küppers „Kaltenbruch„, welches es nur unter Vorbehalt in diese Liste geschafft hat, da die bisherigen Werke der Schriftstellerin jetzt so überhaupt nicht in mein Beuteschema fallen und augenscheinlich auch in der Krimi-Szene keinerlei größeren Eindruck hinterlassen haben. Doch manch einer wurde auch erst etwas später entdeckt. Siehe zum Beispiel Mechtild Borrmann, welche ich zu den besten Autorinnen zähle, die Deutschland vorzuweisen hat und mit der Küpper äußerst selbstbewusst auf der Verlagsseite verglichen wird. Ob sie diesem Vergleich standhalten kann wird man sehen. Die Handlung in der rheinischen Provinz Mitte der 50er Jahre tönt jedoch mehr als interessant. Von der Umsetzung werde ich mich daher wohl selbst überzeugen.

Zumeist im Winter entdecke ich alljährlich meine Liebe zum klassischen Whodunit wieder, was Klett Cotta entgegen kommt, die gleich mit zwei Büchern in dieser Auswahl vertreten sind. John Budes in den 30er Jahren (und damit im „Golden Age“ des Kriminalromans) erschienenes Werk „Mord in Cornwall“ lockt nicht nur mit nostalgischem Retro-Look, sondern sollte auch bei allen Freunden Chestertons – zu denen ich mich ebenfalls zähle – auf Interesse stoßen. Ein Vikar als Detektiv, ein Fischerdorf, ein Lehnsessel, eine stürmische Nacht – klingt in Kombination mit Earl Grey, selbstgebackenen Keksen und weichem Sofa nach bester Lektüre für die dunkle Jahreszeit.

Und weil ich eben irgendwann halt mal ne Pause von versoffenen Ermittlern, soziopathischen Einsiedlern oder kaltblütigen Killern brauche, wandert auch Rex Stouts „Der rote Stier“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in mein eigentlich schon proppevolles Regal. Mit dem inzwischen dritten Nero-Wolfe-Roman setzt Klett-Cotta seine Wiederveröffentlichung dieser grandiosen Serie – wie kann man Wolfe nicht lieben? – fort. Und dies abermals in ansprechender Aufmachung und in gebundenem Format. Da mich das Gefühl beschleicht, dass diese Neuauflage nicht mehr von langer Dauer sein wird, hoffe ich, dass noch der ein oder andere Leser den großen Rex Stout für sich entdeckt. Vielleicht kurbelt ja die Neuverfilmung von Christies „Mord im Orient-Express“ das Interesse am traditionellen Rätsel-Krimi wieder etwas an. Verdient hätte es dieses, für mich oft etwas zu Unrecht belächelte Sub-Genre, unbedingt.

Der nächste Titel ist von meiner Seite ein Schuss ins Blaue, habe ich den Vorgänger „Der zweite Reiter“ (kommt Juni 2018 als TB) doch noch nicht mal gelesen. Peter Hubers Besprechung hat mich aber mehr als neugierig gemacht bzw. das Buch in den näheren Fokus rücken lassen. Momentan wird der Markt ja mit in den 20er und 30er Jahren spielenden Krimis überschwemmt – und nicht alle, besser gesagt die wenigsten, können da in Punkto Qualität mit Kerr, Kutscher, Krajewski und Co. mithalten. Beer, ein Pseudonym hinter dem eigentlich Daniela Larcher steckt, hat jedoch vielerorts viel Lob für ihren Serienauftakt erfahren. Ich werde mich definitiv selbst überzeugen und mir im Zuge dessen dann auch „Die rote Frau“ gönnen.

Als ich gelesen habe, dass „Schwere Knochen“ den Abschluss der „Gier„-Trilogie darstellt, war mein erster Gedanke: Was zum Teufel ist die „Gier„-Trilogie? Ich gestehe, „Braunschlag“ und „Altes Geld“ sind komplett an mir vorbeigegangen, was angesichts der Breite des Buchmarkts aber vielleicht auch verzeihlich ist. Viele (fundierte) Kritiken zu den beiden Vorgängern konnte ich nicht finden, weswegen der vorliegende Titel schwer einzuschätzen ist. Zwei Dinge machen neugierig: Auf der einen Seite der zeitliche Kontext und das inhaltlich ziemlich heiße Eisen, welches Schalko hier im Gewand eines Verbrecher-Epos anpackt. Und auf der anderen Seite die Tatsache, dass Kiepenheuer & Witsch den dritten Teil nun als würdig für ihr Programm erachtet. Das lässt hoffen – besonders meine Person, die „Schwere Knochen“ für einen der interessantesten Titel im kommenden Halbjahr hält.

Für welches Buch würdet ihr hier Kohle locker machen?

By the way, da ich noch nie daraufhin gewiesen habe: Der Link in der ISBN führt zum Online-Shop der tollen Buchhandlung Almut Schmidt, welche mit Libri kooperiert und nebenbei auch mein Blog-Partner ist. Ihr unterstützt hier also mit einer ewaigen Bestellung einen kleinen Sortimenter und leidenschaftlichen Buchhändler. Aus eigener Erfahrung kann ich nur betonen: Der Service ist 1a, die Bestellungen innerhalb kürzester Zeit da und um Längen besser und sicherer verpackt als bei dem Online-Warenhaus mit dem A. Wer also Knicke, Falten oder halb umgeklappte TB-Buchdeckel genauso hasst wie ich, ist bei Kollege Hauke bestens aufgehoben. Ende der unverhohlenen Werbung, für die ich, wie ich betonen muss, weder etwas kriege noch etwas haben möchte. ;-)

  • Michaela Küpper – Kaltenbruch (Gebundene Ausgabe, März 2018 – Droemer Knaur Verlag – 978-3426282007)
  • Inhalt: Frühsommer 1954: Eine vorlaute Bemerkung über die braune Vergangenheit seines Chefs bereitet Kommissar Peter Hoffmanns Traum von einer Karriere bei der Düsseldorfer Kripo ein Ende. Er wird in die rheinische Provinz versetzt, die er so schnell wie möglich wieder verlassen will. Da geschieht in dem Provinznest Kaltenbruch ein Mord, der die Gemüter der Menschen bewegt. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Lisbeth Pfau macht sich Hoffmann auf die Suche nach dem Täter – und stellt fest, dass die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, noch lange nicht verheilt sind, sondern auch in der jüngeren Generation nachwirken. Hoffmann und Pfau stoßen bei ihren Ermittlungen auf erschütternde Entdeckungen …
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© Droemer

  • John Bude Mord in Cornwall (Hardcover, April 2018 – Klett Cotta Verlag – 978-3426281925)
  • Inhalt: Reverend Dodd ist Vikar in einem sonnigen Fischerdorf an der Atlantikküste Cornwalls. Die Abende verbringt er damit, in seinem Lehnsessel Krimis zu schmökern. Gott bewahre!, dass der Schatten eines echten Verbrechens auf seine kleine Seegemeinde fällt. Doch der Frieden des Vikars wird in einer stürmischen Nacht empfindlich gestört, als der unbeliebte Richter Julius Tregarthan tot in seinem Haus aufgefunden wird.  
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© Klett Cotta

  • Rex Stout – Der rote Stier (Hardcover, April 2018 – Klett Cotta Verlag – 978-3608981124)
  • Inhalt: Der Plan des Restaurantbesitzers Pratt ist grausam, aber werbewirksam: Er hat den berühmtesten Zuchtbullen der USA gekauft, um ihn seinen Gästen als Beefsteak zu servieren. Bevor Pratt sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann, wird ein Tierschützer tot in der Koppel gefunden. Der Verdacht fällt sofort auf den Stier. Doch Nero Wolfe ist überzeugt: Hier ist Mord im Spiel.  
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© Klett Cotta

  • Alex Beer – Die rote Frau (Hardcover, Juli 2018 – Limes Verlag – 978-3809026761)
  • Inhalt: Wien, 1920: Die Stadt von Rayonsinspektor August Emmerich ist ein Ort der Extreme, zwischen bitterer Not, politischen Unruhen und wildem Nachtleben. Während seine Kollegen den aufsehenerregenden Mordfall an dem beliebten Stadtrat Richard Fürst bearbeiten, müssen Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter Kindermädchen für eine berühmte Schauspielerin spielen, die um ihr Leben fürchtet. Dabei stoßen sie nicht nur auf eine ominöse Verbindung zu Fürst, sondern kommen einem perfiden Mordkomplott auf die Spur. Es beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, der sie in die Abgründe der Stadt und deren Einwohner blicken lässt.
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© Limes

  • David Balko – Schwere Knochen (Hardcover, April 2018 – Kiepenheuer & Witsch Verlag – 978-3869139005)
  • Inhalt: Wien, März 1938, ‚Anschluss‘ Österreichs ans Deutsche Reich. Am Tag, als halb Wien am Heldenplatz seinem neuen Führer zujubelt, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven, die sich darauf spezialisiert hat, Wohnungen zu ‚evakuieren‘, einen stadtbekannten Nazi aus. Sieben Jahre lang müssen die Kleinkriminellen daraufhin als sogenannte Kapos für die ‚Aufrechterhaltung des Betriebs‘ in den KZs Dachau und Mauthausen sorgen – und wachsen so zu Schwerverbrechern heran, die lernen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier eine Illusion ist. Zurück in der zerbombten österreichischen Hauptstadt beherrscht die Bande um Ferdinand Krutzler, auch ‚Notwehr-Krutzler‘ genannt, über viele Jahre die Wiener Unterwelt mit ungekannter Brutalität und nutzt ihre Macht nicht zuletzt, um Nazis, die ehemaligen Anführer des organisierten Verbrechens, zu töten. Doch langsam zerstreitet sich die eingeschworene Truppe, Misstrauen herrscht, Konkurrenz aus dem Balkan taucht auf …
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© Kiepenheuer & Witsch

 

 

8 Gedanken zu “+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2018 – Teil 4 +++

  1. Ich bin auch gerade am Sichten der Neuerscheinungen und stöhne halb gequält halb lustvoll angesichts der mal wieder unüberschaubaren Menge interessanter Titel. Bei Krimineuerscheinungen schaue ich lieber in deine Vorauswahl, das spart mir einiges an Arbeit ;)

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  2. Auf meiner persönlichen Liste, der Bücher, die ich definitiv kaufen werde, stehen bislang nur:

    + Mann am Boden von Roger Smith
    + Die Amerikanerin von Deon Meyer
    + Fast ein guter Plan von Wallace Stroby
    + Drei Zeugen zu viel von Steve Hamilton
    und vielleicht noch Woman in Cabin 10 von Ruth Ware (wobei ihr erstes Buch solala ist…)

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