Nachdem ich bei der letzten Verlagsvorschauen-Saison meine heiß erwarteten Buchtitel mit monatelanger Verzögerung nachliefern musste, versuche ich für das kommende Halbjahr wieder etwas der Zeit voraus zu sein. Die Chancen dafür stehen auch gut, denn ein Gros der Vorschauen wurde bereits online gestellt und so habe ich mich – bereits jetzt in dem Wissen, nur einen Bruchteil davon in den nächsten Jahren lesen zu können – in die Auslese gestürzt. Wie zu erwarten sind mir wieder einige äußerst interessante Titel ins Netz gegangen. Oder um es mal wenig zurückhaltend auszudrücken: Auch der Winter 2019/2020 wird wieder teuer werden.
(Übrigens: Das ein oder andere Buch, z.B. der neue Alan Parks oder der neue Ross Thomas, wurde von mir bereits in einem früheren Ticker erwähnt bzw. fälschlicherweise der vergangenen Vorschau-Saison zugeordnet. Nur für den Fall, dass sich jemand über fehlende Titel wundert)
Und damit zu meinen heiß erwarteten Vertretern aus dem Bereich Spannung. Was wird den Weg in euer Bücherregal finden?
- Kevin Hardcastle – Im Käfig
- Hardcover, Juli 2019, Polar Verlag, 978-3945133859, 300 Seiten, 20,00 €
- Crimealley-Prognose: Hm, kommt mir irgendwie bekannt vor. Das war so der erste Gedanke, der mir bei der Lektüre des Klappentexts durch den Kopf ging. Und in der Tat: Es gibt sicher schon die ein oder andere auf der Leinwand platzierte Version dieser Geschichte, was mich aber garantiert nicht davon abhalten wird, diesen Polar-Titel zu lesen. Martial-Arts, Mohawk-Gangster, Drogen und dazu Vergleiche mit Cormac McCarthy und Donald Ray Pollock. Shut up and take my money!
- William Boyle – Einsame Zeugin
- Hardcover, August 2019, Polar Verlag, 978-3945133811, 350 Seiten, 20,00 €
- Crimealley-Prognose: Nach dem äußerst positiv besprochenen Gravesend kommt mit Einsame Zeugin nun der zweite Roman aus der Feder von William Boyle. Und obwohl ich (natürlich wieder) noch nicht mal den ersten gelesen habe, wird auch das ein Muss-Kauf. Eine dem Spiritismus zugewandte Frau (sie spielte bereits in Gravesend mit), die mit einem Mörder ein Katz-und-Maus-Spiel treibt. Das ist – im Verbund mit der restlichen Figurenkonstallation – ein erfrischend anderer Ansatz.
- Anthony J. Quinn – Gestrandet
- Hardcover, November 2019, Polar Verlag, 978-3945133835, 350 Seiten, 20,00 €
- Crimealley-Prognose: Wie für Schottland, so habe ich auch für die verrückten Iren sowohl musikalisch als auch literarisch schon immer eine Schwäche gehabt. Und im Spannungsbereich sind in den letzten Jahren immer mehr hochklassige Kaliber von der Grünen Insel auf dem deutschen Buchmarkt gestrandet. Quinns gleichnamiger Roman spielt direkt im Grenzbereich zwischen der Republik Irland und Nordirland und könnte angesichts der Thematik nicht aktueller sein. Franßen hat augenscheinlich weiterhin ein Näschen für das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt.
- Lisa McInerney – Blutwunder
- Hardcover, September 2019, Liebeskind Verlag, 978-3945133750, 352 Seiten, 22,00 €
- Crimealley-Prognose: Irland ist auch der Schauplatz von Blutwunder. Nach Glorreiche Ketzereien veröffentlicht Liebeskind hiermit bereits das zweite Buch von Lisa McInerney. Und erneut dürfen wir wohl einen nachtschwarzen, rotzig-dreckigen Roman im Gangster-Milieu – in der für diesen Verlag schon typischen hochwertigen Qualität – erwarten. Wandert naturelement auch in mein Regal.
- Stuart Turton – Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
- Hardcover, August 2019, Tropen Verlag, 978-3608504217, 224 Seiten, 24,00 €
- Crimealley-Prognose: Neben Noir oder Hardboiled schätze ich bekanntermaßen zwischendurch auch immer mal wieder einen gut komponierten Whodunit. Ein Genre, das aber heutzutage eher auf dem Abstellgleis steht. Turton greift das klassische Konzept auf, mixt es mit Täglich grüßt das Murmeltier und 8 Blickwinkel und lässt den ermittelnden Protagonisten immer wieder aufs Neue – und im Körper eines anderen Gastes – den Mord erleben. In talentierten Händen hat das durchaus Potenzial. Und die ausländischen Pressereaktionen lassen tatsächlich ein intelligentes Katz-und-Maus-Spiel erwarten. Ich bin sehr geneigt auch hier mein Geld zu lassen.
- Thomas Mullen – Weißes Feuer
- Hardcover, November 2019, DuMont Verlag, 978-3832183950, 480 Seiten, 24,00 €
- Crimealley-Prognose: Der zweite Band der Darktown-Saga von Thomas Mullen führt uns in das Atlanta der 50er Jahre, in dem die ersten schwarzen Polizisten der Stadt nicht nur mit dem alltäglichen Rassismus, sondern auch mit gewalttätigen Schmugglerbanden zu kämpfen haben. Die Kurzbeschreibung, welche auch von persönlichen Verstrickungen „spricht“, deutet bereits an, dass es um weit mehr als nur Schwarz und Weiß geht und setzt daher genug grüne Häkchen in meiner persönlichen Checkliste, weshalb ich auch diesen Roman vom Fleck weg kaufe.
- Anthony Horowitz – James Bond – Ewig und ein Tag
- Broschiertes Taschenbuch, Dezember 2019, Cross Cult Verlag, 978-3865326454, 400 Seiten, 16,99 €
- Crimealley-Prognose: Horowitz hat einen neuen Bond geschrieben. Und nicht nur das. Es handelt sich dabei sogar um die Vorgeschichte von Casino Royale. Wir erfahren also endlich, wie 007 in den Dienst des britischen Geheimdiensts kam . Ich habe an diesem Autor seit seinen Holmes-Pastichés einen Narren gefressen und bin von jeher ein bekennender Bond-Fan. Ergo: Dieses Buch wird natürlich heiß von mir erwartet.
- Joe R. Lansdale – Coco Butternut
- Broschiertes Taschenbuch, Oktober 2019, Golkonda Verlag, 978-3946503415, 190 Seiten, 14,00 €
- Crimealley-Prognose: Auch wenn Lansdale das hohe Niveau innerhalb der Hap & Leonard-Reihe nicht immer halten konnte, hat er – wie Horowitz – seit langem einen Stein bei mir im Brett. Und wer weiß, vielleicht läuft er in Coco Butternut wieder zur Höchstform auf. Unabhängig davon will meine Lansdale-Sammlung aber möglichst komplett bleiben. Ergo ein weiterer sicherer Einkaufs-Kandidat.
- Scott Adlerberg – Graveyard Love
- Hardcover, September 2019, ars vivendi Verlag, 978-3747200933, 220 Seiten, 18,00 €
- Crimealley-Prognose: Ars vivendi mausert sich langsam aber stetig zur Juwelenschmiede, denn die letzten Jahre bewies man ein wirklich ausgezeichnetes Gespür was Spannungsromane betrifft. Graveyard Love klingt wie ein von Hitchcock nicht verfilmtes Drehbuch aus den frühen 60er Jahren. Ein Kammerspiel im Stil von Woolrich und Highsmith, das psychologisch raffinierte Suspense erwarten lässt und auf das ich mich besonders freue.
- Alex Beer – Unter Wölfen
- Broschiertes Taschenbuch, November 2019, Limes Verlag, 978-3809027119, 416 Seiten, 16,00 €
- Crimealley-Prognose: Statt August Emmerich Isaak Rubinstein. Statt Wien Nürnberg. Alex Beer, Pseudonym der österreichischen Autorin Daniela Larcher, gönnt ihrem inzwischen etablierten Serienhelden eine Pause und führt den Leser stattdessen an den Schauplatz der späteren Kriegsverbrecherprozesse. Inzwischen gibt es ja viele Krimiautoren, die sich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts annehmen. Beer gehört jedoch meines Erachtens mit zu den Besten, so dass ich auch ihrem neuen Protagonisten eine Chance geben werde.
Danke für die Vorschläge! Einiges davon könnte mir auch gefallen….
„Das Geheimnis des weißen Bandes“ von A. Horowitz habe ich endlich (vorgestern) begonnen und das, was ich bis jetzt gelesen habe gefällt mir ausgezeichnet….. und das erhöht seine Chancen ungemein ein regelmäßiger Gast in meinem Regal zu werden
„Unter Wölfen“ klingt interessant…. doch wird die Autorin wohl zunächst nur auf meiner Wunschliste vermerkt werden. In meinem Regal (und auf meinem vorgesehenen Jahresprogramm) stehen ungeduldig und startbereit die beiden ersten Bände von Volker Kutscher (Gereon Rath).
Am neugierigsten macht mich aber „Graveyard Love“ von Scott Adlerberg, womit dieses Buch auch auf meiner Wunschliste gelandet ist.
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Mir ist Horowitz vor allem als Drehbuchautor für die Poirot-Serie mit David Suchet äußerst positiv in Erinnerung geblieben. Aber wie du schon sagst – er macht sich auch als Romancier ausgezeichnet und hat es vor allem geschafft, den klassischen Whodunit etwas zu entstauben und wieder salonfähig zu machen.
Verstehe ich. Ich habe hier zuhause auch so viele historische Reihen stehen (Zweyer, Goga, Kutscher, Kerr, Krajewski: Rademacher usw.), man weiß gar nicht wo man zuerst anfangen soll. ;-)
Das steht auch bei mir ganz oben auf der Liste. Bin sehr gespannt!
Wünsche Dir eine schöne Woche!
LG Stefan
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Also Lansdale ist ein absolutes Muss für mich – auch wenn ich noch lange nicht alle neu erschienen Teile aus dem Golkonda-Verlag gelesen habe. Ist aber egal, der neue ist ein Muss. Schon optisch find ich die genial!
McInerney wird bei mir bestimmt auch einziehen – da fand ich den ersten Teil richtig gut.
Und die Polars… ja, die ziehen bestimmt auch ein, aber vielleicht nicht gleich. Ich hab da nämlich auch noch den ein oder anderen auf Halde… so wie den letzten Boyle.
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Gebe ich Dir Recht, optisch machen die im Regal richtig etwas her. Überhaupt ne schöne Sache, dass da Golkonda schon so lange am Ball bleibt. Kann mich noch daran erinnern, wie ich lange Jahre (vergeblich) antiquarisch nach gut erhaltenen Ausgaben der Reihe gesucht habe. Bis erst mit Shayol und schließlich dann mit Golkonda Hap und Leonard ihr Comeback feierten. Würde mir dennoch aber auch mal wieder einen der vielen Standalone-Romane wünschen. Da ist ebenfalls noch viel unübersetzt.
Ja, ja, die Halde. Ist bei mir inzwischen schon ein Gebirgsmassiv. :-D :-D
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Als großer Lansdale Fan bin ich da absolut bei Dir – es sollten noch viel mehr Lansdales übersetzt und verlegt werden, hierzulande.
Und für Lansdale würde ich auch die zweite / dritte / vierte „Halde“ eröffnen. :-)
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Genau so ist es. Ich müsste eigentlich auch mal wieder einen lesen …
Übrigens nebenbei bemerkt: „Schweinezeiten“ gefällt mir bis jetzt hervorragend!
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Oh, das freut mich sehr!
Ein kleines (oder auch längeres) Feedback wird es dann doch auch in der kriminellen Gasse geben – oder?
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So will es das (oder besser mein persönliches) Gesetz. *lach* Spaß beiseite. Ja, ich werde ganz sicher meinen Senf dazu abgeben. :-)
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Ach, auch wenn ich es bedaure, Dir hier Stress zu bereiten – ich freu mich schon drauf!
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Ich hoffe, du freust Dich zurecht. ;-)
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Da bin ich mir sicher!
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