Auch wenn ich mit diesem Ticker auf einen bereits fahrenden Zug aufspringe, so ist es mir doch ein Bedürfnis, gleichfalls den Non-Crime-Titeln Ehre zu erweisen, mit denen ich im nächsten Halbjahr die größten Hoffnungen verbinde. Mittlerweile sind alle der unten aufgeführten Romane erschienen, insofern entschuldige ich mich bei meinen Blog-Lesern für die Verspätung. Andererseits vertrete ich den Standpunkt, dass gute Bücher ja nicht schlecht werden bzw. nicht ein jeder direkt bei Veröffentlichung zugreift. Und vielleicht ist ja sogar der ein oder andere Tipp dabei, den manch einer noch nicht auf dem Schirm hatte.
Damit direkt zu den „Auserwählten“. Habt ihr schon für den ein oder anderen Titel Feedback für mich? Oder welches Buch würde euch reizen?
- Alexander Pechmann – Die Nebelkrähe
- Hardcover, Februar 2019, Steidl Verlag, 978-3958295834, 176 Seiten, 18,00 €
- Crimealley-Prognose: Erst letztes Jahr hat Alexander Pechmann mit Sieben Lichter auf sich aufmerksam gemacht, nun folgt mit Die Nebelkrähe bereits das zweite Buch. Wobei man eigentlich bei diesem Umfang eher von Novelle sprechen müsste, was die aufgebotenen 18 € für manchen vielleicht zur unüberwindbaren Hürde machen wird. Dazu zähle ich mich nicht, wird doch gerade der Schauerroman bzw. die feinziselierte Suspense heutzutage nur zu selten bedient, so dass ich mich über so ein Werk besonders freue. London, 20er Jahre, Spiritismus, Oscar Wilde – die Zutaten sind ganz nach meinem Geschmack.
- Andreas Kollender – Libertys Lächeln
- Hardcover, März 2019, Pendragon Verlag, 978-3865326423, 304 Seiten, 24,00 €
- Crimealley-Prognose: Man ist es ja mittlerweile gewöhnt, dass herausragende Romane (z.B. Nichts bleibt von Willi Achten oder Wallace Strobys Crissa-Stone-Reihe) aus dem Hause Pendragon von der größeren Leserschaft weitestgehend unbeachtet bleiben, es mitunter nicht mal auf die Tische der Buchhandlungen schaffen. Umso beeindruckender, wie Günther Butkus‘ kleiner Verlag weiterhin Perle für Perle aus dem Hut zaubert. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich Qualität letztlich doch irgendwann durchsetzt. Vielleicht mit Kollenders Libertys Lächeln, der zumindest mit Kolbe schon ein wenig auf sich aufmerksam machen konnte. Ungeachtet dessen wie die Publikumsreaktionen noch weiter ausfallen werden – ich werde hier ganz sicher zugreifen.
- A. G. Lombardo – Graffiti Palast
- Hardcover, März 2019, Antje Kunstmann Verlag, 978-3956142840, 300 Seiten, 22,00 €
- Crimealley-Prognose: 1965, Los Angeles, die Aufstände von Watts. Mittendrin der Semiotiker und Stadtforscher Americo Monk. Lombardo nimmt sich eines Themas an, das mich schon seit einer Erwähnung in John Balls Virgil-Tibbs-Reihe fasziniert und rennt damit bei mir offene Türen ein. Auf diese 300 Seiten freue ich mich besonders.
- Ralph Ellison – Der unsichtbare Mann
- Hardcover, April 2019, Aufbau Verlag, 978-3351037802, 680 Seiten, 28,00 €
- Crimealley-Prognose: Endlich. Das war so das erste, was mir bei der Entdeckung dieses Klassikers in der Aufbau-Vorschau durch den Kopf ging, versuche ich doch schon seit Jahren eine nicht zerschlissene Rowohlt-Ausgabe dieses Titel antiquarisch zu ergattern. Diese Suche ist jetzt gottseidank nicht mehr notwendig und ich freue mich stattdessen nun schon darauf diesen so hoch gelobten New-York-Roman nicht nur mein Eigen zu nennen, sondern auch endlich zu lesen.
- Kate Atkinson – Deckname Flamingo
- Hardcover, März 2019, Droemer Verlag, 978-3-426281307, 336 Seiten, 19,99 €
- Crimealley-Prognose: Von Kate Atkinson habe ich bis heute ebenfalls noch nichts gelesen, was ja, als bekennender Edinburgh-Liebhaber, eigentlich schon eine Sünde darstellt. Zumal auch der geschätzte Kollege Jochen König bereits damals bei Das vergessene Kind voll des Lobes war und dessen Verfilmung mit Jason Isaacs schon im Regal auf mich wartet. Wohlan denn, es wird Zeit. Warum also nicht mit Deckname Flamingo starten?
- Jörg-Uwe Albig – Zornfried
- Hardcover, Februar 2019, Klett Cotta Verlag, 978-3608964257, 159 Seiten, 20,00 €
- Crimealley-Prognose: Ein Titel, der aus drei Gründen in meiner engeren Auswahl gelandet ist. Erstens ist die Handlung direkt in der Nachbarschaft angesiedelt. Zweitens wird mit den Neuen Rechten ein aktuelles und heißes Thema angepackt. Und drittens kann selbst jemand mit so wenig Lesezeit wie ich 159 Seiten irgendwo dazwischen quetschen. Wenn da nicht dieser Preis von 20 € wäre … Aber als ob mich das je abgehalten hätte.
- Josephine Rowe – Ein liebes, treues Tier
- Hardcover, Februar 2019, Liebeskind Verlag, 978-3954380985, 208 Seiten, 20,00 €
- Crimealley-Prognose: Gut, machen wir es kurz. Dieser Titel wird von Liebeskind verlegt. Reicht für mich. Punkt.
- Sorj Chalandon – Am Tag davor
- Hardcover, April 2019, dtv Verlag, 978-3423281690, 320 Seiten, 23,00 €
- Crimealley-Prognose: „Ein Roman wie ein Faustschlag„, schreibt Le Parisien und lässt mich bereits interessiert die Augenbrauen heben. Die Geschichte um ein Grubenunglück und einen darauffolgenden Rachefeldzug weckt dann gleich endgültig das Interesse. Chalandon ist mir kein Begriff, aber ich bin hier nur allzu bereit den Sprung ins kalte Wasser zu wagen.
- Fernanda Melchor – Saison der Wirbelstürme
- Broschiertes Taschenbuch, März 2019, Klaus Wagenbach Verlag, 978-3803133076, 237 Seiten, 22,00 €
- Crimealley-Prognose: Wer sich nun fragt, wo hat er den Titel denn ausgegraben, dem kann ich bescheiden versichern – gar nicht. Saison der Wirbelstürme habe ich in Kollege Gunnars Bibliothek bei Lovelybooks entdeckt. Und mal abgesehen davon, dass er die falsche Borussia unterstützt *zwinker*, hat der Mann nun mal einfach Geschmack. Und dann auch meist denselben wie ich. Ich sage an dieser Stelle mal „Danke“, denn der Roman tönt wirklich äußerst vielversprechend.
- Frank Duwald – Die grünen Frauen
- Hardcover, April 2019, epubli Verlag, 978-3803133076, 168 Seiten, 19,99 €
- Crimealley-Prognose: Der letzte Titel ist mir ein besonderes Anliegen, handelt es sich doch bei diesem Band von Erzählungen um das Debütwerk des geschätzten Blogger-Kollegen Frank Duwald von dandelion. Ein Kenner der abseitigen, schaurigen Literatur, dank dem ich nicht nur einige literarische Schätze wiederentdeckt habe, sondern dessen Beiträge und Besprechungen ich auch immer mit Wonne lese. Dementsprechend hoch ist dann auch die Vorfreude auf Die grünen Frauen. Einem Buch, dem ich möglichst viele Leser wünsche.
Ich nehme zufrieden zur Kenntnis, dass du bei mir noch einen Buchtipp gefunden hast. Da verzeihe ich auch den Spruch mit der “falschen“ Borussia. (Man muss ja nur aufs Gründungsdatum gucken und erkennt die wahre Borussia.)
Was Fernanda Melchor betrifft, kann ich leider noch nichts sagen. Ich werde vermutlich erst nach Ostern damit anfangen.
“Am Tag davor“ klingt übrigens noch sehr interessant.
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:-D Spaß muss sein. Zumal mir die Gladbacher ja durchaus sympathisch sind.
Ich bin dann mal sehr gespannt, wie er Dir gefallen wird!
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Ich beherberge schon diesen einen Flamingo, aber kann noch nichts erzählen. Mal sehen, wann ich dazu komme, ihn zu lesen, aber Du hast recht – Kate Atkinson ist bei mir auch viel zu lange nicht beachtet worden, obwohl ich – neben dem Flamingo – doch schon ein oder zwei Bücher von ihr mein Eigen nenne.
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Tja, es gibt einfach zu viele gute Bücher. Da kommt man nicht hinterher.
Mir ist gerade erst wieder aufgefallen, dass ich ja letzten Oktober „Junge Wölfe“ von Barrett mit Begeisterung zu Ende gelesen, aber keine Besprechung dazu geschrieben habe. Notizen gibt es natürlich nicht und meine Erinnerungen sind allenfalls vage. Doch irgendein krankhafter Zwang zwingt mich, es zu Rezensieren. ;-) Nur dafür müsste ich es nochmal lesen. – Gott, ich hab sie nicht alle. :-D
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Eh, ja. Da machst Du Dir selbst ganz schönen Stress. Ich würde Dir ja raten, lass das sein, aber würde vermutlich nichts helfen, gell?
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Leider nein. ;-) Was das angeht, bin ich quasi manisch veranlagt. *lach* Naja, vielleicht wird es mit dem Alter besser.
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Lieber Stefan, mir kullern gerade für die schöneVorab-Würdigung meiner grünen Frauen die Tränen der Rührung in die Tastatur. Danke dafür.
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Sehr, sehr gerne, lieber Frank!
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