„Ich glaube, alles, was aus dem Gewöhnlichen herausfällt, ist der Mühe wert, berichtet zu werden.“

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© Stürtz

Sherlock Holmes und ich – das ist eine seit Jahren äußerst ausgeprägte Freundschaft, welche nicht nur meine Vorliebe für ein gewisses Genre maßgeblich beeinflusst hat, sondern letztlich auch ganz entscheidend für das private Glück verantwortlich zeichnet, denn – ich werde nicht müde es zu erwähnen – ohne ihn hätte ich meine Lebensgefährtin definitiv niemals kennengelernt. Insofern ist es kein Wunder, dass ich jede Neuerscheinung rund um den Meisterdetektiv aus der Baker Street 221b mit der Lupe eines Schnüfflers beäuge und manches davon in meine eigens für die Werke Sir Arthur Conan Doyles (sowie die sich an ihm orientierenden Pastichés) geschaffene Ecke der Bibliothek wandert. Aus der Ecke sind inzwischen ganze sechs Regalmeter geworden, welche nun schon doppelreihig belegt werden, da der Output an Nacherzählungen zum Thema Sherlock Holmes seit Jahren einfach nicht abreißt.

Nicht immer zum Vorteil für die Figur an sich, hat doch ein Großteil der Literatur nur noch dem Namen nach etwas mit Doyles Schöpfung zu tun. Den Stil, den Ton, die Leichtigkeit – äußerst wenige der vermeintlich „verlorenen Fälle von Doktor Watson“ kommen dem Original da auch nur nahe. Für einen eingefleischten Sherlockian wie mich ist die Suche nach lohnenswertem Nachschub daher zumeist ein ziemlich zeitintensives Unterfangen, weshalb ich umso glücklicher war, als ich Gerald Axelrods Bildband „Sherlock Holmes und der Fluch von Baskerville“ unter meinen diesjährigen Geburtstagsgeschenken vorgefunden habe. Und soviel sei vorab gesagt: Dieses prachtvolle Kleinod von Buch hat sich auch vom Fleck weg einen besonderen Platz in meiner Sammlung gesichert.

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© Stürtz

Autor und Fotograf Axelrod, der bisher immerhin schon 19 Werke publiziert hat, ist es hier nicht nur gelungen, auf äußerst kurzweilige und doch auch informative Art und Weise die Lebensgeschichte Sir Arthur Conan Doyles sowie den Entstehungsprozess seines berühmten Helden auf Papier zu bringen, sondern den Text mit unheimlich stimmungsvollen und beeindruckenden Aufnahmen aufzulockern, die – aufgenommen in Wales, England und Schottland – vom Leser empfundenes Kopfkino auf eine Art und Weise verbildlichen, dass das viktorianische Zeitalter für kurze Zeit wieder lebendig wird. Wichtige Schauplätze wie Dartmoor fehlen dabei ebenso wenig, wie bekannte Drehorte der vielen Verfilmungen des Doylschen Stoffs. Von Jeremy Brett bis hin zu Benedict Cumberbatch – der Bildband ist gespickt von Anekdoten zu den einzelnen Settings, wenngleich – und das ist auch gut so – das Hauptaugenmerk auf dem Roman „Der Hund der Baskervilles“ liegt. Und natürlich findet auch Doyles Professor Joseph Bell, Vorbild für Sherlock Holmes, hier seine Erwähnung. Wobei Erwähnung allzu sachlich klingt, ist doch dieser Bildband nicht nur ein Augenschmaus, sondern lädt auch ebenso zum Schmökern ein.

Axelrod beweist dabei ein mitunter beängstigendes Gespür für das richtige Motiv, so dass es für uns umso nachvollziehbarer wird, warum z.B. Dartmoor und Umgebung Doyle – samt tatsächlich vorhandender historischer Legenden – zur Geschichte um den Höllenhund inspirierten. Ich kann mich auch nach ein paar Tagen immer noch nicht an den Fotographien sattsehen, zumal das schaurige Element in vielen der Bilder mich doch besonders stark anspricht. Daher bin ich voll des Lobes und scheine damit übrigens auch nicht allein zu sein. Erst vor ein paar Tagen ist Gerald Axelrod von der „Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft“ mit dem „Blauen Karfunkel“ (siehe hier) ausgezeichnet worden. Angesichts der vielen Titel zur Thematik Holmes, die jedes Jahr erscheinen, eine große Ehre, welche der Autor augenscheinlich auch als solche empfindet.

Persönliches Sahnehäubchen ist die Tatsache, dass es neben „Sherlock Holmes und der Fluch von Baskerville“ noch einige weitere Titel aus der Reihe „Mythen und Legenden“ gibt, welche sich ebenfalls mit bedeutenden Werken aus dem Genre des Schauerromans und/oder wahren historischen Begebenheiten beschäftigt. Unten stehend dazu eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Am Ende kann ich mich noch mal bei meiner besseren, nein besten Hälfte für dieses schöne Geschenk bedanken und hoffen, dass meine Freude vllt. auch auf den ein oder anderen Blog-Besucher ansteckend wirkt. Diesem hervorragenden Bildband wäre es zu wünschen.

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  • Autor: Gerald Axelrod
  • Titel: Sherlock Holmes und der Fluch von Baskerville – Spurensuche nach dem Höllenhund in England, Wales und Schottland
  • Originaltitel: –
  • Übersetzer: –
  • Verlag: Stürtz
  • Erschienen: 07.2016
  • Einband: Hardcover
  • Seiten: 128 Seiten, 177 Abbildungen
  • ISBN: 978-3800346219
  • Leseprobe

 

Weitere Titel aus der Reihe „Mythen und Legenden“:

 

14 Gedanken zu “„Ich glaube, alles, was aus dem Gewöhnlichen herausfällt, ist der Mühe wert, berichtet zu werden.“

  1. Ich habe den Hype um Sherlock Holmes nie verstanden, mir gefallen die Erzählungen gar nicht. Der Schreibstil ist mir zu trocken und der überragende Meisterdetektiv, der alle doof aussehen lässt zu übertrieben.

    Kennst du die Sherlock Holmes – Sachbücher bereits?

    https://nomasliteraturblog.wordpress.com/2016/03/02/maria-fleischhack-die-welt-des-sherlock-holmes/
    https://nomasliteraturblog.wordpress.com/2014/06/18/maria-konnikova-die-kunst-des-logischen-denkens-scharfsinnig-analysieren-und-clever-kombinieren-wie-sherlock-holmes/
    https://nomasliteraturblog.wordpress.com/2015/12/16/mattias-bostroem-von-mr-holmes-zu-sherlock-meisterdetektiv-mythos-medienstar/

    Teilweise auf realen Fällen basiert das Spiel *The Devil`s Daughter* welches mir sehr gut gefallen hat: https://spielbewertungen.wordpress.com/2016/06/16/sherlock-holmes-the-devils-daughter/ (Wobei ich den Holmes aus dem Spiel nicht von meiner Bettkante stoßen würde, genau mein Typ, ich bin dahingeschmolzen.)

    Und dann gibt es noch Crimes & Punishments, https://spielbewertungen.wordpress.com/2016/07/25/sherlock-holmes-crimes-punishments/ , aber da sieht er nicht so gut aus.

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    • Wie gesagt, ohne Sherlock Holmes hätte es vieles in meinem Leben nicht gegeben und Lesen wäre wohl nie zu dieser Leidenschaft geworden – insofern hat die Figur und Doyles Werk den höchsten Stellenwert für mich. Abseits dieser persönlichen rosa Brille sind insbesondere aber die frühen Holmes-Geschichten und Romane für mich die Referenz für einen gut erzählten Whodunit bzw. ein intelligentes Rätsel. Natürlich nagt der Zahn der Zeit auch an ihnen bzw. hat da viel Patina angesetzt – diese stimmungsvolle Kurzweil bleibt für mich aber im Genre Whodunit unerreicht. (Aber da gehen die Geschmäcker sicher auseinander. :-) ) – Danke für die Links. Kannte die Bücher allerdings bereits. Habe sie aber nicht gekauft, da sie mich allesamt nicht ansprechen bzw. sich ähnliches bereits in der Bibliothek findet. – Und natürlich kenne und besitze ich alle Holmes-PC-Spiele. Mit deiner Sympathie für den PC-Holmes bist du übrigens nicht allein. Die teilt auch meine Freundin. Allerdings nur ab den neueren Spielen. ;-)

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  2. Die PC-Spiele habe ich auch fast alle durch – ausser „Crimes & Punishments“ und „Devil’s Daughter“ – habe sie mir für die längeren Winterabende aufgehoben

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    • Spiele die Adventures immer zusammen mit meiner Freundin und das dann auch vorwiegend im Herbst und Winter. Dazu ab und an eine Folge „Hercule Poirot“ oder Bretts „Sherlock Holmes“ – so lässt es sich aushalten.

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  3. Habe alle Baphomet (Broken Sword)-Spiele durch – sogar ein Gratis-Spiel das von Fans erstellt wurde (und welches wirklich sehr gut gemacht ist). Monkey Island habe ich angespielt…. dann aber die Lust verloren.

    Ganz gut gefallen haben mir aber auch die Fälle des FBI (4-5 Spiele), Geheimakte Tunguska 1-3, Syberia I+II, Still Life 1+2 sowie Black Mirror I, II und III (da bin ich dran).

    Zu den Spielen bin ich gekommen, als ich vor etwa 7 Jahren für meine Tochter eine Strafe bezahlen musste, weil sie nicht aufgepasst hatte und für etwa 3 Sekunden (!) an ein FilesharingProgramm geraten war. Sie hat mir von dem Spiel erzählt (Edna bricht aus) und hat so mein Interesse geweckt. Nachdem ich etwas herumexperimentiert hatte, bin ich bei Baphomet gelandet… der Rest ist Geschichte :-)

    Mir gefällt an diesen Spielen, dass man sie – wie ein Buch – für kurz, einen Tag oder sogar länger beiseite legen kann, und dann einfach da weitermacht wo man stehen geblieben war.

    Sorry für die Texterei – bin krank und kann nicht schlafen

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    • Du meinst Baphomets Fluch 2.5? Ja, das kenn ich auch. Hat mir sehr gut gefallen. Besser als der Director’s Cut, den glaube ich dieselben Entwickler verbrochen haben. Die haben den Anfang ja komplett geändert (man beginnt mit Nico) und der hat mich beim Original-Spiel gleich vom Fleck weg abgeholt.

      Ja, kenne ich auch und gefallen mir ebenfalls alle. Die „Deponia“-Reihe von Daedalic kann ich Dir auch ans Herz legen.

      Seit den frühen 90ern bin ich den Adventures verfallen. Alles begann mit „Day of Tentacle“ und dann auch relativ bald „Baphomets Fluch“. Bis heute gehören Adventures zu einem guten Herbst/Winter dazu. Und zu zweit machts dann manchmal noch umso mehr Spaß.

      Dann wünsch ich Dir mal gute Besserung! Lenk Dich ein bisschen mit Lesen ab. ;-)

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