Der fünfte Vorschau-Ticker wirft den Blick auf zwei weitere Titel aus der Verlagsgruppe Random House sowie mehr Licht auf meine am meisten erwarteten Bücher aus dem Spannungsbereich des Suhrkamp Verlags. Das Wort Spannungsbereich sei betont, da ich am Schluss meiner Vorschau-Reihe nochmal explizit näher auf die verheißungsvollsten Kandidaten im Bereich der Belletristik bzw. modernen Unterhaltungsliteratur eingehen werde. Und soviel sei vorab verraten – das sind schon ein paar Romane dabei, die mir den Mund mindestens genauso wässrig machen, wie manch Krimi. Doch nun zu den heutigen Auserwählten:
Marlon James‘ mit dem „Man Booker Prize“ ausgezeichnetes Werk „Eine kurze Geschichte von sieben Morden“ scheint das (zweite) Highlight in diesem Halbjahresprogramm von Heyne Hardcore zu werden und wurde gleich von mehreren renommierten Übersetzern (u.a. Robert Brack) ins Deutsche übertragen. Das – sowie die stattliche Zahl von 864 Seiten – mag die Ursache für den ebenso stattlichen Preis von knapp 28 € sein. Eine inzwischen fast salonfähig gewordene Summe für gebundene Bücher, die ich allerdings im Fall von Heyne Hardcore gerne zu zahlen bereit bin. Vor allem, wenn es den vielen Vorschusslorbeeren gerecht wird. Die Vergangenheit zeigt jedoch auch hier, dass Markus Naegele und sein Team sehr, sehr oft ein gutes Gespür für große Literatur besitzen. In diesem Sinne, Markus: Fuck Yeah! Das wird gekauft.
Nach C. Bertelsmann („Die sieben Leben des Arthur Bowman„) und Ullstein („Fakire„) übernimmt nun der inzwischen auch auf Deutsch veröffentlichende Penguin Verlag den Autor Antonin Varenne. Und da es fast so scheint, als würde der „Country Noir“ derzeit ein höchst aktuelles Thema sein, kommt „Die Treibjagd“ zu einem passenden Zeitpunkt. Hinterwäldler, archaische Wildnis, verfeindete Clans und ein Umweltskandal – das klingt so, als könnte es in mein Beuteschema passen.
Weiter geht’s mit Suhrkamp, wo mit „Beton Rouge“ ein neuer Kiez-Krimi von Simone Buchholz erscheint, die ich schon seit ihren Jahren bei Knaur (nicht Piper, danke für die Korrektur) immer wieder von meinen Merkzetteln rauf unter runterschiebe, unschlüssig, ob ich es mit der Lektüre wagen soll oder nicht. Da zuletzt allerdings immer mehr aus der Krimi-Szene hier voll des Lobes sind, habe ich jetzt mal den Kauf vom neuen Titel fest eingeplant.
Der Klappentext von William Shaws „Der gute Mörder“ holt mich jetzt zwar nicht wirklich ab, doch aufgrund der positiven Erfahrungen mit seiner Trilogie über die Sixties (bisher ward nur der erste gelesen) kommt auch dieses Buch in die engere Auswahl. Und weil ich Bücher aus der Mörderperspektive auf unheimliche Art und Weise faszinierend finde – wenn es denn gut umgesetzt wird.
Louise Meys „Das Spiel mit der Angst“ war mal aus Verdacht hier in der Liste mit aufgenommen, ist die Autorin doch ein (für mich) ungeschriebenes Blatt. Doch das Thema Gewalt gegen Frauen ist ein heißes und kann, wenn richtig angepackt, durchaus zugkräftig im Spannungsroman verarbeitet werden. Hier wird es interessant sein zu sehen, wie geerdet der Plot daher kommt oder ob die Autorin einfach nur nach weiblicher Leserschaft fischt.
Und damit Feierabend für heute.
- Marlon James – Eine kurze Geschichte von sieben Morden (Hardcover, März 2017 – Heyne Hardcore – 978-3453270879)
- Inhalt: Jamaika, 1976: Sieben bewaffnete Männer dringen in das Haus des Reggae-Musikers Bob Marley ein und eröffnen das Feuer. Marleys Manager wirft sich schützend über ihn und erleidet dabei lebensgefährliche Verletzungen. Marleys Frau Rita wird ebenfalls schwer verwundet, er selbst bleibt mit leichteren Verletzungen an Armen und Brust zurück. Wer waren die Täter? Was waren ihre Motive? Ausgehend von dem Attentat und den Spekulationen, die sich darum ranken, entwirft Marlon James ein vielseitiges Stimmungsbild Jamaikas in den 70er und 80er Jahren voll Gewalt, politischer Willkür, Drogen und Intrigen, ausgestaltet bis ins kleinste Detail.

(c) Heyne Hardcore
- Antonin Varenne – Die Treibjagd (Taschenbuch, Juni 2017 – Penguin Verlag – 978-3328101567)
- Inhalt: Zwei rivalisierende Familien kämpfen seit Generationen um die Herrschaft über ein gottverlassenes Nest im Massif Central. Die Courbiers und die Messenets führen ihre Provinzimperien mit harter Hand und unter rücksichtsloser Ausbeutung von Mensch und Natur. Rémi Parrot, der seit seiner Jugend entstellte Revierjäger, kämpft als einsamer Cowboy gegen die verkrusteten Clanstrukturen und um die Liebe der schönen Michèle Messenet. Als er einem Umweltskandal auf der Spur ist, beginnt eine mörderische Treibjagd durch düstere Wälder und unterirdische Tunnelsysteme. Fein gesponnener, archaischer Thriller um Schuld und Sühne vor der grandiosen Kulisse einer einstmals erhabenen Landschaft.

(c) Penguin
- Simone Buchholz – Beton Rouge (Broschiertes Taschenbuch, August 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3518467855)
- Inhalt: Ein ungewöhnlich warmer Septembermorgen auf St. Pauli. Der Regen der letzten Nacht ist noch nicht verdunstet, und vor dem Gebäude eines großen Zeitschriftenverlags steht ein Käfig, darin der Chef der Personalabteilung. Nackt, bewusstlos und offensichtlich misshandelt. Drei Tage später steht der nächste Käfig vorm Verlag, diesmal liegt der Geschäftsführer drin. Riley und ihr neuer, undurchsichtiger Kollege Stepanovic glauben zunächst an einen Racheakt der Verlagsmitarbeiter – seit Jahren werden Leute entlassen, während sich die Führungskräfte dicke Boni in die Taschen stopfen. Als dann ans Licht kommt, dass alle drei Opfer nicht nur ihr Status, sondern auch eine mehr als zweifelhafte Vergangenheit verbindet, verschwindet der Vorstandsvorsitzende …

(c) Suhrkamp
- William Shaw – Der gute Mörder (Broschiertes Taschenbuch, Juli 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3895814402)
- Inhalt: Der Police Sergeant und passionierte Vogelbeobachter William South hat zwei gute Gründe, wieso er nicht in einem Mordfall ermitteln will, der seinen Heimatort erschüttert. Die Zugvögel machen gerade Zwischenhalt an der Küste von Kent. Und er ist selbst ein Mörder. Souths Verbrechen liegt lange zurück und ist nie aufgedeckt worden, er war damals noch ein Kind und lebte in Nordirland. Doch nun scheint ihn die Vergangenheit einzuholen. Als ein Freund von South brutal ermordet aufgefunden wird, ist allzu schnell der Täter ausgemacht: Danny Fraser, ein Landstreicher, der sich anscheinend selbst gerichtet hat. South kennt ihn aus seiner Kindheit und glaubt nicht, dass er der Mörder war. Doch was hat Fraser überhaupt nach Kent verschlagen? An der Seite seiner neuen Vorgesetzten Alexandra Cupidi, einer gerade aus London zugezogenen alleinerziehenden Mutter, sucht South nach den wahren Hintergründen des Mordes. Stets erfüllt von der Angst, dass sein lange gehütetes Geheimnis gelüftet wird.

(c) Suhrkamp
- Louise Mey – Das Spiel mit der Angst (Taschenbuch, August 2017 – Suhrkamp Verlag – 978-3518467848)
- Inhalt: Dueso, alleinerziehende Mutter und hartgesottene Kriminalpolizistin, hat es sich in den Kopf gesetzt, zusammen mit ihrem Ermittlerteam der Gewalt gegen Frauen in ihrer Stadt ein Ende zu setzen. Die völlig uneinsichtigen Täter, mit denen sie es zu tun bekommt, sind ihr mehr als zuwider. Doch plötzlich wird alles anders, als ein männliches Opfer auftaucht, das noch dazu aus Scham nicht über die Nacht des Verbrechens sprechen will. Bald darauf kommt es zu weiteren Überfällen auf Männer, und der Beginn einer unerhörten Gewaltserie stellt Dueso und ihren Freund und Kollegen Marco auf eine harte Probe: Sie müssen ihr bisheriges Ermittlungsschema über Bord werfen und sich in die Psyche der frauenfeindlichen Opfer begeben – und zwar sehr viel tiefer, als ihnen lieb ist.

(c) Suhrkamp
Auf den neuen Krimi von Simone Buchholz freue ich mich persönlich ja schon enorm. Ich lese derzeit zwar verstärkt all die ungelesenen Bücher in meinen Regalen weg, aber den Krimi werde ich mir auf jeden Fall kaufen – und dann auch zeitnah lesen. ;) Ich würde dir allerdings empfehlen, nicht mit ihrem aktuellen Krimi in die Reihe einzusteigen, Stefan. Der Verlagswechsel hat Simone Buchholz zwar in die überregionalen Feuilletons gebracht und auch den Verkauf ordentlich angekurbelt, aber für mich war „Blaue Nacht“ etwas zu rund und glatt und gefällig und stilistisch nen Hauch zu offensichtlich konstruiert. Die Krimis, die noch in ihrem alten Verlag erschienen sind, haben erheblich mehr Ecken und Kanten, der Kiez ist lebendiger, die Figuren unbequemer. Nur mal so als kleine Anregung … ;)
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Danke für den Hinweis, Nicole! Bin ja ohnehin eher so gepolt, dass ich lieber am Beginn von Reihen starte bzw. mir das Werk eines Autors chronologisch vornehme, um seine Entwicklung verfolgen zu können. Ich hatte Buchholz schon zu Knaur-Zeiten mehrmals im Visier, hab aber – wahrscheinlich auch aufgrund der Cover-Gestaltung – einen Klüpfel/Kobr des Nordens befürchtet und mich deshalb nie so recht drangetraut. Erst mit dem ersten Suhrkamp-Titel und im Zuge der ganzen wohlwollenden Besprechungen ist die Autorin wieder mehr in meinen Fokus gerückt, weswegen ich hier auch mal quer eingestiegen wäre.
Werde Deinem Rat aber da mal blind folgen und mir „Revolverherz“ zulegen – mit ihren Frühwerken zum Orgasmus und dem ersten Sex werde ich in diesem Fall nicht vorlieb nehmen. :-D
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Der Marlon James ist ja ein Monstrum, aber definitiv reizvoll. Der Varenne klingt richtig richtig gut. Bei Suhrkamp hatte ich mir außerdem noch „Ein Job für Delpha“ notiert.
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„Ein Job für Delpha“ hatte ich auch erst auf dem Schirm. Es klang mir dann aber, hm, irgendwie zu lustig für einen „Private-Eye“ bzw. nach einem Buch, welches das Genre jetzt durchweg nicht so ernst nimmt. Der Eindruck mag letztlich täuschen, aber ich warte hier mal ab, bis die ersten Reaktionen kommen. Wenn sie kommen. ;-)
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Marlon James steht bei mir auch ganz oben auf der Prioritätenliste und ich hoffe, dass ich dann auch ein Wochenende finde, an dem ich die Zeit haben werde, den Großteil des Buches am Stück zu lesen. ;)
Simone Buchholz reiht sich genauso weit oben mit ein, große Liebe im letzten Lesejahr. :) Würde Nicoles Meinung noch unterstreichen, die Knaur-Bände geben zum Einstieg noch einen besseren Eindruck von dem, was den Schreibstil der Autorin ausmacht. Wobei ich ja „Revolverherz“ zwar immerhin so interessant fand, dass ich natürlich an der Autorin hängen geblieben bin, aber so richtig in seiner ganzen Pracht entfaltet sich das alles dann erst ab Band 2, fand ich. Also nur für den Fall, dass dich „Revolverherz“ nicht völlig umhaut, lies trotzdem den zweiten Band. :D So, genug Cheerleading für die Reihe. ;)
Auf Louise May bin ich übrigens auch aus den gleichen Gründen neugierig. Reizt mich sehr, ich hoffe aber auf eine möglichst subtile Umsetzung. Ebenso gespannt bin ich auf „Treibjagd“, der Autor ist für mich noch Neuland, beim Klappentext springe ich aber an. Mal gucken, ob sich da die Erwartungen erfüllen!
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Knaur natürlich! Weiß gar nicht, warum ich da immer an Piper denke. Wahrscheinlich wg. der Cover-Ähnlichkeit zu den Klüpfel/Kobr-Krimis. Hab das gleich mal korrigiert, danke.
Auch Dir danke für den Hinweis. Habe mir jetzt fest vorgenommen, bei der übernächsten Buchbestellung (die nächste sprengt bereits den finanziellen Rahmen beträchtlich – verfluchte illustrierte „Der Herr der Ringe“-Ausgabe :-D ) „Revolverherz“ mit einzupacken. Und werde Deinen Rat im Hinterkopf behalten. Vllt. überzeugt ja aber schon der erste. Wann immer ich dazu komme ihn zu lesen.
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