+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2017 – Teil 3 +++

Ganz in weiß kommen die nächsten fünf Titel meines dritten Vorschau-Tickers daher, was tatsächlich mehr Zufall denn gewollte Absicht ist und zudem wohl im starken Kontrast zum Inhalt der Bücher stehen dürfte, welche sich eher dem Reich der dunklen, seelischen Abgründe, dem „Noir“, zugehörig fühlen. Hier hat sich in den letzten Jahren insbesondere der Polar Verlag mit bärenstarken Autoren wie Benjamin Whitmer, Newton Thornburg, Gene Kerrigan oder Ben Atkins hervorgetan und seine ganz eigene Nische erarbeitet, was nicht nur mit der eingängigen Cover-Gestaltung, sondern vor allem am feinen Gespür des Teams rund um Verlagsleiter Wolfgang Franßen zusammenhängt. Und diesem traue ich auch diesmal blind, weshalb es gleich alle vier Titel aus der aktuellen Vorschau in meine persönliche Auswahl geschafft haben. Komplettiert wird das Ganze durch einen eher zufällig entdeckten und neugierig machenden Roman vom Verbrecher Verlag. Ein Verlag, der- obwohl es ihn bereits seit 1995 gibt – bis dato eher unter meinem Radar geflogen ist. Nun aber schnell zu den fünf Auserwählten:

Den Anfang – zumindest in meiner Auflistung – macht „Libreville“ von Janis Otsiemi, mit dem die Krimi-Szene in Deutschland um einen weiteren schwarzafrikanischen Krimi-Autor bereichert wird. Der gebürtige Gabuner wird aller Voraussicht nach 2017 Gast auf der Leipziger Buchmesse sein, wodurch sich vielleicht dem ein oder anderen die Gelegenheit bietet, mehr über die Hintergründe der Entstehung seines Polizeiromas zur erfahren, der sich augenscheinlich an den großen, klassischen Vorbildern orientiert. So heißt u.a. einer seiner Titel im Original „African Tabloid„. Afrikanisches Flair, eingebettet im „Noir“ sowie zwei Polizisten im Kampf gegen Machtmissbrauch und Korruption. Und das auf gerade mal 170 Seiten. Shut up and take my money!

Das gilt natürlich genauso für den dritten Band mit Detective Sergeant Brant, der passenderweise dann auch wie sein Protagonist heißt und unter dem Titel „Blitz“ mit Jason Statham in der Hauptrolle bereits verfilmt worden ist. Zu Ken Bruen muss ich hoffentlich nichts mehr sagen, wenngleich ich gerne Jochen Königs kürzlich an mich gerichtete Worte wiederhole: „Die Bruens im Polar Verlag sind meines Erachten die Besten.“ Im April können wir uns, jetzt schon zum dritten Mal, selber davon überzeugen.

Paris, Stadt der Liebe. „Von wegen“, scheint sich Wolfgang Franßen zu denken und schickt uns mit „So kam die Nacht“ erneut in das düstere Gewirr der Metropole, wo Nathalie, Kriegsflüchtling und verroht durch die Geschehnisse in Tschetschenien, mit blindem Gehorsam Jagd auf zwei ehemalige Studenten macht, die dem leicht verdienten Geld verfallen sind und dieses nun als Dealer verdienen. Klingt explosiv, klingt anders, klingt wirklich gut.

Benjamin Whitmer zweiter bei Polar erscheinender Titel „Im Westen nichts“ fällt augenscheinlich erneut in die Kategorie „Country Noir“ und dadurch bei Erscheinen mir wohl auch direkt in die Hände. Appalachen, Winter, skrupellose Gesetzeshüter, Wildnis – Sie haben die richtigen Knöpfe gedrückt, Herr Franßen. Interesse ist da, Buch wird gekauft.

Ob das am Tag der Veröffentlichung auch für „Über uns der Schaum“ gilt, weiß ich noch nicht. Fakt ist aber: Die Beschreibung klingt sehr verheißungsvoll, die Mischung aus „Noir“ und surrealer Welt könnte, mit dem richtigen Autor an der Feder, durchaus für Furore sorgen. Otremba ist allerdings für mich noch ein unbeschriebens Blatt, weswegen ich da etwas hadere.

Was könnte euch hier zum Griff in den Geldbeutel bewegen?

  • Janis Otsiemi – Libreville (Broschiertes Taschenbuch, März 2017 – Polar Verlag – 978-3945133439)
  • Inhalt: Ein Jahr vor den Wahlen wird Roger Missang, Journalist der Èchos du sud, am Strand von Libreville nahe dem Palast des Präsidenten der Republik mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Er hat kritisch über die Ermordung von Pacel Kurka, dem Sicherheitschef der gabunischen Verteidigung, berichtet. Wegen seiner kritischen Untersuchungen über die heimlichen wirtschaftlichen Beziehun­gen in Ghana war er den Mächtigen des Landes ein Dorn im Auge. Er prangerte hemmungslos die Korruption an. Für die Presse ist sein Tod offensichtlich ein politischer Mord. Mit den Ermittlungen im Mordfall werden Pierre Koumba Owoula und Hervé Louis Boukinda Envame beauftragt, zwei Polizisten, die ohne die bei uns übliche DNA-Analyse und Forensik auskommen müssen. Sie sind auf Zeugenaussagen und Informanten angewiesen. Die technische Ausrüstung ihrer Einheit beschränkt sich auf eine Schreibmaschine aus der de-Gaulle-Zeit.
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(c) Polar

  • Ken Bruen – Brant (Broschiertes Taschenbuch, April 2017 – Polar Verlag – 978-3945133453)
  • Inhalt: Nachdem Detective Sergeant Brant sich erst vor kurzem über alle Regeln hinweggesetzt und in einer Billardkneipe einen Randalierer bewusstlos geschlagen hat, wird eine junge Polizistin auf der Straße von einem Unbekannten erschossen. Der Sensationsreporter Harold Dunlop, der sich in seinen Artikeln besonders um den Rufmord von Brant hervorgetan hat, erhält von dem Polizistenmörder einen Anruf, bei dem der Mörder ankündigt, er wolle insgesamt acht weitere Polizisten töten. Kurz danach erschießt er einen Polizisten in seinem Dienstfahrzeug. Zusammen mit Detective Inspector Porter Nash wird ein Ermittlerteam gebildet, das den Cop-Killer so schnell wie möglich fassen soll. Was, wenn jedoch der Täter gefasst und wieder freigelassen wird? Sollte man den Mörder davonkommen lassen? Weil man sich ans Gesetz hält? Detective Sergeant Brant hat da seine eigenen Methoden.
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(c) Polar

  • Estelle Surbranche – So kam die Nacht (Broschiertes Taschenbuch, Mai 2017 – Polar Verlag – 978-3945133477)
  • Inhalt: Zwei befreundete Jurastudenten aus Paris finden beim Surfen in Biarritz eine große Menge reinen Kokains. Zurück in Paris werden die bis dahin unauffälligen Studenten zu Dealern und zu gern gesehenen Gästen auf Partys der Pariser Jeunesse dorée. Während Matthieu versucht, dem Drogenkonsum und exzessiven Partyleben zu entfliehen und sein Studium wieder aufzunehmen, macht Romain unter dem Einfluss des Kokses eine Persönlichkeitswandlung durch, die den immer im Schatten seines gutaussehenden Freundes stehenden, blassen Typen zum skrupellosen und brutalen Dealer werden lässt. Längst hat sich die Auftragskillerin Nathalie an ihre Fersen geheftet. Sie hat als Teenager im Krieg nicht nur ihre Eltern, sondern nach Erfahrungen extremer Gewalt jeglichen Glauben an so etwas wie Humanität verloren. Ihr einziger Halt ist der bedingungslose Gehorsam, mit dem sie ihrem Auftraggeber, einem Drogenboss dient.
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(c) Polar

  • Benjamin Whitmer – Im Westen nichts (Broschiertes Taschenbuch, Juni 2017 – Polar Verlag – 978-3945133491)
  • Inhalt: Gerade noch war Douglas Pike, ehemals gewalttätiger Berufsverbrecher, auf dem Weg der Resozialisierung im eisigen Abstellgleis der gottverlassenen Appalachen, da holt ihn die Nachricht ein, dass seine ihm entfremdete Tochter an einer Überdosis gestorben sein soll. Ihr einziges Vermächtnis ein 12 Jahre altes Mädchen, das ausgerechnet in Pikes Obhut landet. Dabei hat er alle Hände voll damit zu tun, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und mit hartem Suff die Dämonen vom Leib zu halten. Als die beiden langsam zueinanderfinden, kommt ihnen Derrick Kreiger, ein krummer Bulle aus Cincinnati, in die Quere, sodass Pike kein anderer Ausweg bleibt, als selbst herauszufinden, wer seine Tochter wirklich auf dem Gewissen hat. Dass er sich dabei mit Gott, der Welt, mit skrupellosen Gesetzeshütern und dem erbarmungslosen Winter Ohios anlegt, führt zu einer blutigen Suche in einer Vergangenheit, die ihn unausweichlich einholt.
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(c) Polar

  • Hendrik Otremba – Über uns der Schaum (Hardcover, März 2017 – Verbrecher Verlag – 978-3957322340)
  • Inhalt: Der drogenabhängige Detektiv Joseph Weynberg trauert um seine Liebe – Hedy. Sie ist tot. Er bekommt den Auftrag, eine Frau, Maude Anandin, zu beschatten. Diese Femme Fatale ähnelt Hedy wie ein Klon. Weynberg entwickelt eine Obsession für Maude, die in Schwierigkeiten steckt und in ihrem exzessiven Leben dem Tod immer näher kommt. Menschen sterben. Weynberg ist unbeabsichtigt in diese Tode verstrickt. Maude und Weynberg müssen aus ihrer namenlosen Heimatstadt fliehen, die sie noch nie zuvor verlassen haben. Sie wollen nach Neu-Qingdao, ein Ort, von dem sie sich Zuflucht und Perspektive versprechen. In einer von Menschen verlassenen Welt finden sie Schönheit, stolpern in surreale Szenarien, die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmt. Doch die Flucht fordert ihren Tribut. Sie werden schwächer, ihre Lage hoffnungsloser, schließlich aber erreichen sie mit letzter Kraft die verheißungsvolle Stadt.
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(c) Verbrecher

7 Gedanken zu “+++ Der Vorschau-Ticker – Frühjahr/Herbst 2017 – Teil 3 +++

      • In Frankfurt war ich noch nie… da zieht es mich nicht so hin. Aber Leipzig… na ja, ich hab ja ein schönes Alternativprogramm: Ich mach nämlich ein Wellnesswochenende mit meiner Schwester.
        Vielleicht kommt Manotti ja noch auf Lesereise und man hat die Chance sie an anderen Orten zu sehen? Wobei ich hier im Südwesten vermutlich wieder keine Chance habe…

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        • Mein Alternativprogramm fällt weniger entspannend aus und heißt Arbeiten. ;-) – Frankfurt ist halt weniger gemütlich als Leipzig und straht mehr geschäftliches Klima aus. Wobei ich dennoch gerne dort bin, da man gerade mit den Kollegen aus den kleinen Verlagen (zumindest an den geschlossenen Tagen) relativ entspannt über unser aller liebstes Hobby quatschen kann.

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          • Außer mit dem Argument-Verlag – den trifft man nur auf der Buchmesse Leipzig. Und das ist für mich ein gewichtiges Argument, denn, wie soll ich sagen, das ist MEIN Verlag – noch kein Krimi aus dem Verlag hat mir nicht gefallen. Leider ist die Frankfurter Buchmesse wohl entsprechend teuer, so dass der Argument Verlag beschlossen hat, das Geld lieber zu sparen und in neue Veröffentlichungen zu stecken. Gute Entscheidung!
            Ach ja, arbeiten… wenn das nicht immer wäre…

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